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Eine Schatzsuche für das Sandwichkind

Ich habe drei zauberhafte Töchter unterschiedlichen Alters. Die Umstände bedingen, dass die Mittlere, unser Sandwichkind, oft zwischen den Stühlen sitzt: Zu alt um noch betüdelt zu werden aber zu jung, um schon alleine klarzukommen. Also haben wir ihr einen ganzen Vormittag gewidmet.

Meine jüngste Tochter wird an Ostern vier Monate alt und schläft seit kurzem durch. Abends um 20 Uhr gibt es die letzte Flasche und dann herrscht entspannte Ruhe bis morgens um 6. Als Eltern hat man das wohl nicht in der Hand – aber zumindest haben wir es der Maus mit sanften Routinen und einem entspannten Umgang nicht unnötig schwer gemacht. Beim dritten Kind hat man das meiste schonmal gesehen und in unserem Mehrgenerationenhaus sind sowohl Großeltern als auch große Schwester zuverlässige Babysitter.

Carolina wechselt im Sommer schon in die Oberstufe. Sie kocht regelmäßig für uns, schmeißt Teile des Haushalts und könnte mit ihren fünfzehn Jahren problemlos allein klarkommen. Wenn man es genau nimmt, dann tut sie das bereits.

SchatzsucheAuf der Strecke bleibt so manches Mal unser Sandwichkind: Amélie geht in die erste Klasse. Damit ist sie zu alt, um noch ständig umsorgt zu werden aber noch nicht so mündig, als dass sie wie ihre große Schwester tagelang in ihrem Zimmer verschwindet und liest oder an Projekten arbeitet. Immer wieder, so konstatiere meine Frau und ich zwischendurch, wird sie von links nach rechts geschoben. „Nein, ich mag nicht mit dir verstecken spielen!“ „Nein, ich mag dir nicht beim Minecraftspielen zugucken!“ „Ach, nimm doch den TipToi und puzzle etwas?“ „Jetzt nicht!“ „Ach Amy,…“

SandwichkindNichts liebt dieses Kind so sehr, wie eine gute Schatzsuche (eher: eine Schnitzeljagd) und erstellt selbst oft genug eine, für die wir dann durch das ganze Haus jagen. So haben wir uns gestern Zeit genommen, eine ausführliche Schnitzeljagd Schatzsuche für sie zu planen.

Der erste Hinweis fand sich in Form eines Briefes unter ihrem Kopfkissen – gefunden vor dem Zubettgehen. Auf aufgeregt sie die Zeilen wieder und wieder gelesen hat. „Mama, ich brauche eine gute Strategie, um ganz schnell einzuschlafen!“

Natürlich stand sie am nächsten morgen um 6 Uhr in unserem Schlafzimmer. Fertig angezogen. Bereit für ein Abenteuer.

Mit Rätseln. Mit geheimen Orten. Versteckten Hinweisen. Mit einer Flaschenpost. Und natürlich lag der (erschreckend kalorienreiche) Schatz am Ende in einer wirklich gruseligen, verlassenen Hexenhütte im Wald.

Ich vergesse oft genug, wie kostbar diese Zeit ist. Wie schnell verloren. Ich sehe meine große, bald erwachsene Tochter und vermisse das kleine Mäuschen, mit dem ich wild getobt und gekämpft habe. Was gäbe ich dafür, mit meinen eigenen Eltern noch einmal einen Kaffee trinken zu können.

Wie mein Sandwichkind sitze ich zwischen den Stühlen, die bei mir Beruf, Verpflichtung, Familie, Haushalt und Pause heißen. Aber wenn ich die strahlenden Augen meiner Kinder sehe, dann weiß ich, dass ich es hin und wieder doch schaffe, die Prioritäten richtig zu setzen.

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