Nach dem Frühstück sitzen unsere älteste Tochter, meine Frau und ich noch zusammen und diskutieren über unsere Finanzen.
Du wunderbarste Ehefrau von allen wünscht sich eine neue Küche. Die alte hat tatsächlich schon ein paar Jahre auf dem Buckel (die Küche, nicht die Frau!) und das sieht man ihr auch hier und da an. Sie ist offen gestaltet und geht direkt ins Esszimmer über. Wir verbringen wahnsinnig viel Zeit in diesem Bereich und eine Investition würde sich spürbar auf die Lebensqualität auswirken.
Ich dagegen denke ans Dach. Das ist jetzt 50 Jahre alt und muss erneuert werden.
Nach dem Kauf des Hauses habe wir den leeren Dachstuhl ausgebaut und dick Dämmwolle auf den neuentstandenen Boden gelegt. Ein neues Dach heißt auch eine ordentliche Dämmung und – solche Details bleiben gerne unerwähnt – hier kommen einige zehntausend Euro Kosten auf uns zu.
Am Esstisch diskutieren wir. Sammeln Argumente für das eine und wider das andere und ich muss dabei an meine Schüler denken.
Eine häufig genutzte Vertretungsstunde ist bei mir die Beschäftigung mit der Zukunft. Ich frage meine Schüler:innen, welche Berufe sie ergreifen, welches Auto sie fahren und wie sie später leben wollen. Immer wieder begegnen mir fantastische Vorstellungen vom KFZ Mechatroniker, der 3000 Euro nach Hause bringt und damit tun und lassen kann, was er will.
Das sind nicht immer angenehmen Stunden, weil wir über Steuern, Versicherung, laufende Kosten, Autoreparatur und die Ausgaben für Essen, Kleidung, Handy sprechen. Oft gibt es hinterher lange Gesichter.
In meinem Elternhaus haben wir nie über Geld gesprochen. Trotz Abitur hatte ich keine Ahnung von den o.g. Themen und das ärgert mich auch im Nachhinein.
Unserer älteste Tochter, die inzwischen 15 ist, binden wir in ganz viele Überlegungen ein. Erziehung. Den Wahlzettel wenn eine Wahl ansteht. Den Kauf eines neuen Autos, Urlaubsplanungen und auch Umbauten am Haus.
Ich liebe das sehr. Diese Diskussionen. Und die Tatsache, dass unsere 15jährige Tochter immer weniger wie ein Kind und immer mehr wie eine Erwachsene in dieser Familie auftritt. Sie ist es auch, die am Ende das Fazit formuliert: „Sinnvoller wäre das Dach – aber bei einer neuen Küche würden wir spüren, wohin das Geld fließt. Vielleicht sollte ich arbeiten gehen, damit wir beides machen können?“
Die Einbindung unserer Kinder in familiäre Entscheidungen ist eine Grundmaxime unserer Erziehungskultur. Wir setzen klare Regeln, wo wir sie für nötig halten („Die Regel lautet: Nie allein zum Pool! Nie allein zum Bach!“), erklären alle unsere Entscheidungen („Weißt du, warum ich mit dir geschimpft habe?“) und binden alle Kinder altersgerecht in Entscheidungen ein („Welche Partei würdest du wählen?“).
So viel Kontrolle wie nötig, so viel Verantwortung wie möglich. Wann immer mich Freunde, Bekannte oder Schüler:inneneltern um Ratschläge bzgl. ihrer Kinder bitten, folge ich diesem Gedanken: Trau dem Kind was zu. Binde es in Entscheidungen ein. Gib Verantwortung ab.
Das klappt nicht nur im Distanzunterricht und beim Mathelernen – das klappt auch mit dem Leben ganz gut.
Danke! Wir haben ähnliches hier. Aber von jemand anderen zu
lesen, das es im Miteinander und in der Schule funktioniert ist schön.
Es ist immer meine Maxime gewesen, dem Kind zu trauen – zuzutrauen! –
Jetzt ist er 14, sehr selbstbewusst, selbstständig und verantwortungsvoll.
Ich / Wir werden jetzt vermehrt über Investitionen/ Geld sprechen am Esstisch.
So einen Lehrer hätte ich gerne für mein Kind, quatsch für mich damals gehabt.
alll the best..
Danke! 🙂
Oh toll, Du bist ein großartiger Vater!
Das ist es doch, was Du hören wolltest, oder?
Schlechter Tag heute?
Ich möchte Geschichten erzählen.
Und Dich dabei in einem möglichst guten Licht darstellen; das springt einen aus jedem Artikel und in den unterschiedlichsten Kontexten an.
Ehm.. klingt jetzt verwegen – aber lesen Sie mich doch einfach nicht, hm?
Schreiben Sie auch regelmäßig im Fußballforum, wie öde der Sport ist?
Schon klar – negative Kommentare sind nicht das, was Du Dir wünschst.
Wer sich aber derart in der Öffentlichkeit exponiert, muss auch damit rechnen. Für Lehrer ungewohnt, ich weiß, immerhin ist deren „Publikum“ in der Regel gezwungen, mit Kritik hinterm Baum zu halten.
Eine Idee für mich wiederum wäre, diesen Blog nicht zu lesen. Eine andere, den Blog zu lesen und mir eine Meinung zu bilden.
Ich denke, ich entscheide mich für Option Nummer 2.
Sie haben recht, das ist tatsächlich ungewohnt. Genauso ungewohnt wie Vorurteile gegenüber Lehrkräften.
Ist mir auch noch nie begegnet. Verrückt! 😀
Au weia, liebe Christine… was muss dein Leben trostlos sein, wenn du nichts anderes zu tun hast als hier rumzustänkern.
… mir auch nicht, ist für unsere Berufsgruppe ja wirklich ungewöhnlich.
„das“ schreibt man in Deinem Kommentar übrigens mit einem s. : )
Danke – ich schiebe es aufs Handy und den Autokorrekturmodus