In einem einigermaßen fokussierten Teilbereich des Lebens bin ich einigermaßen kreativ: Im Hintergrund schlummern Dutzende Ideen für Blogartikel, manche mit Stichworten grob skizziert, andere schon halb fertig gestellt. Ununterbrochen speichere ich Unterrichtsprojekte ab und hätte gerne zwei volle Stellen, um all die Ideen unterzubringen.
Seit geraumer Zeit arbeite ich mit meiner Co an einem neuen NW Buch über den menschlichen Körper, Herz, Kreislauf, Atmung und Ernährung und Verdauung. Ein aufregendes Projekt und im aktuellen frühen Entwurf liegen bereits 120 Seiten fertig im Computer, als sich meine Co meldet.
„Weißt du“, sagt sie, „eigentlich will ich das Buch nicht mehr weitermachen.“
Einen Moment fühle ich mich wie in der 7. Klasse, als mein Schwarm Helene mir freundlich, aber unmissverständlich erklärt hat, dass ich nicht ihr Typ sei. „Liegt nicht an dir – aber eigentlich schon.“ So oder so ähnlich waren Helenes Worte.
„Weißt du“, sagt meine Co, „eigentlich ist das nicht mein unterrichtlicher Anspruch: Stunde für Stunde durchgeplant eine Reihe zu gestalten. Das ist mal okay – aber eigentlich wollen wir beide etwas anderes, oder?“
Natürlich hat sie recht.
Und ohne viel Federlesens beenden wir die Arbeit an „Gesundheit & Ernährung“.
Beide sind wir von gut vorbereitetem Projektunterricht angetan. Und von fächerübergreifendem Lernen. Gerne möglichst selbstbestimmt.
Nach einigem hin und her und mehreren Videokonferenzen – gefühlt der einzige Kontakt zur menschlichen Zivilisation, der mir noch bleibt – nähern wir uns dem Thema Bionik an.
Bionik ist eine Verknüpfung der Naturwissenschaften – zumeist Biologie – mit Technik. Die bekanntesten Beispiele sind Lotosblüteneffekt und Klettverschluss.
Projektunterricht zum Thema Bionik vorzubereiten empfinde ich als echte Herausforderung.
Beispiel: Fledermaus
Einerseits soll die Reihe möglichst offen gestaltet werden. Vielleicht möchte sich eine Schülergruppe mit der Flugfähigkeit der Fledermäuse auseinandersetzen. Oder im Themenbereich Akustik mit der Fähigkeit, sich im Dunkeln zu orientieren. Oder der Analyse von Fledermauskot als Dünger. Oder, oder, oder.
Mit Anna Klein habe ich die Abfolge von gelenktem Projektunterricht detailliert in Buchform gebracht – daran angelehnt lässt sich nicht genau vorhersagen, in welche Richtung eine Schülergruppe forschen wird.
Das macht die Gestaltung eines Bionikbuches zur Fledermaus schwierig.
Ich habe mir eine Reihe von Bionikbüchern für den Unterricht angesehen – und war etwas konsterniert. Oft war das eine Zusammenstellung von Thema („Die Wärmedämmung des Eisbären“) zwei Seiten Infotext, vier Bildern und drei Aufgaben. Nicht das, was ich mir unter Projektunterricht vorstelle.
Trotzdem wollen wir es probieren. Eine Zusammenstellung von angeleitetem Projektunterricht, damit man eine Orientierung über die Einheit hat. Konkrete Projektvorschläge die vielleicht über „Erstelle ein Plakat zur Fledermaus“ hinausgehen aber auch nicht in das Level von „Schreibe ein Musical über den Notzen von Fledermauskot“ abdriften.
Außerdem eine Sammlung von Kapiteln, die bestimmte Themenbereiche zumindest soweit anreißen, dass man sich auch ohne Internetzugang über Aeronautik, Akustik, Düngemittel und Agrarwirtschaft und ihren Bezug zur Fledermaus informieren kann.
Ich bin gespannt. Eine Menge Arbeit liegt da vor uns aber ich habe auch große Lust, mich da reinzufuchsen und das im nächsten Jahr direkt auszuprobieren.
Sollte es doch ein Musical über den Zauber von Guano geben, lasse ich euch teilhaben!