Seit knapp einer Woche darf ich wegen meiner Covid-Infektion das Haus nicht mehr verlassen. Zeit genug, zwischen den Telefonaten mit dem Gesundheitsamt ein wenig durch den Garten zu lustwandeln und sich innerlich auf das neue Schuljahr vorzubereiten.
Lustwandeln im Garten
Den Anfang macht das Apfelbäumchen, dass mir meine Klasse vor drei Jahren geschenkt hat. Dieses Jahr trägt es reichhaltig Früchte und entwickelt sich prächtig. Der nasse Sommer hat ihm sichtlich gut getan.
Ehrlicherweise freut mich aber besonders, dass die Vögel und Eichhörnchen, die meinen Garten bevölkern, ebenso ihre Freude an dem Baum gefunden haben.
Überall finden sich winzige Nage- und Schnabelspuren. Die Äpfel sind noch zu klein und sauer, um sie zu genießen, so dass sie in den Mägen der Gartenbewohner deutlich besser aufgehoben sind.
Zum ersten Mal überhaupt in all den Jahren trägt unsere Japanische Kirsche Frucht.
Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass in Sachen Botanik völlig unbedarft bin und den Kirschbaum erst als solchen erkannt habe, als er Früchte trug.
Das Besondere: Die Japanische Kirsche trägt nur selten Früchte (doof) und wenn, dann auch nur wenige (auch doof) und die schmecken dann auch nicht süß, sondern eher herb (zum dritten Mal doof).
Ich verstehe wirklich nicht, warum dieser Baum überhaupt gepflanzt wurde – außer hübsch aussehen ist er eigentlich nur blöd und ein richtiger Kirschbaum mit süßen, vollen Kirschen wäre mir deutlich lieber. Aber ich stelle ich mir vor, wie ich in Zukunft auf Partys nebenher Sätze fallen lasse wie „Ach ja, die Japanische Kirsche in unserem Garten war dieses Jahr besonders prächtig“ um Leute zu beeindrucken und abfällig über die „hochgezüchteten Allerweltskirschen“ anderer Leute die Nase rümpfe.
Anruf vom Gesundheitsamt: Delta
Diese Zukunft wird jedoch noch eine Weile auf sich warten lassen. Inzwischen weiß ich zwar, dass ich mich mit der Delta-Variante des Corona-Virus infiziert habe, aber Ort und Zeitpunkt der Infektion bleiben im Dunkeln. Nachdenklich macht mich folgendes: Ich bin jetzt nicht so der Party-Typ (Physiklehrer eben) und falle auch meinen Bekannten eher gar nicht als selten um den Hals – eine Infektion habe ich mir also irgendwo im Vorbeilaufen eingefangen: An der Zapfsäule, im Supermarkt, beim Bäcker.
Die US Gesundheitsbehörde hat die Ansteckungsgefahr durch die Delta-Variante mit den Windpocken verglichen, d.h. durchbricht Impfungen und verbreitet sich schneller. Das Ärzteblatt schreibt, der R-Wert läge bis zu 100% über der der Ursprungsvariante, Quarks & Co beschreibt das in einfachen Worten an dieser Stelle ähnlich.
Lustwandeln im Garten 2
Bessere Aussichten bietet mein Pflaumenbaum. Den haben wir vor einigen Jahren selbst gesetzt und in diesem Sommer trägt er reichhaltig Frucht. Süß und saftig und wunderbar.
Wir haben noch einen zweiten Pflaumenbaum in den Garten gestellt, dieser mit den schönen, lilafarbenen Pflaumen. Aber der hält sich in diesem Jahr zurück.
Nur mehr eine Handvoll Früchte sind an dem Baum zu finden, die mir eher ein „Schau her! So könnte es aussehen!“ entgegenrufen, als dass sie meine Erwartungen befriedigen.
Beide Bäume sind jedoch genau das Gegenteil des Mirabellenbaums. Auch der ist eine merkwürdige Sonderart – vermutlich weniger gezüchtet und mehr naturbelassen – aber dafür sind die Früchte auch steinhart und herb.
Einmal im Jahr muss ich auf das Dach der Gartenlaube klettern und sie von den zahlreichen Mirabellen freikehren (das Bild ist aus 2019). Nicht mal die Hühner finden Gefallen an den Früchten, so dass die ganze Schubkarre voller Mirabellen einfach unten auf den Kompost gekarrt wird.
Schade eigentlich.
Immer noch besser aber als unser Birnenbaum. Der ist gewiss schon vierzig, fünfzig Jahre alt und trägt eine ganz merkwürdige Ur-Birne. Ganz klein, ziemlich ungenießbar und taugt zu wirklich gar nichts. Während man aus den Mirabellen in schlechten Zeiten womöglich noch Marmelade oder so etwas machen könnte, könnten die Ur-Birnen höchstens als Wurfgeschosse gegen Invasoren aus der 5. Dimension dienen. Dieser Baum ist so blöd, dass es nicht einmal zu einem Foto gereicht hat.
Im Garten ist er ein Ärgernis.
Corona in der Schule? Eine Prognose.
Denke ich an die Schule und die vielen, ungeimpften Kinder, bleibe ich ratlos zurück. Querlüften wird als wichtige Hygienemaßnahme genannt – aber ich habe (schon viele Schulen besucht aber…) noch nie ein Klassenzimmer gesehen, dass an gegenüberliegenden Seiten Fenster hätte. Luftfilteranlagen wird es auf absehbare Zeit nicht geben.
Mein Blick in die Glaskugel: Die Zahlen werden massiv ansteigen und die Infektionen werden dazu führen, dass immer wieder halbe Klassen in Quarantäne verbringen werden. Der damit verbundene Frust und das Chaos wird das maßgebliche Thema der Bundestagswahl werden und jeden Gedanken an die Klimakatastrophe in den Hintergrund drängen. Ich vermute, das anstehende Schuljahr wird noch deutlich zerfaserter, als das letzte.
Ausblick
Bis Mitte nächster Woche muss ich in Quarantäne verbleiben. Die Zeit vormittags nutze ich am Schreibtisch, um soviel wie möglich vorzubereiten – optimal ist das trotz alledem nicht.
Bleibt mir, im Garten Zeit und Ruhe und Kraft zu tanken, die Lilien zu bewundern und auf das Beste zu hoffen.
Was für ein toller Garten! Besonders in deiner aktuellen Situation! Versuche ihn zu genießen 🙂
Die Besorgnis zum kommenden Schuljahr kann ich jedoch sehr gut nachvollziehen.
Es ist zu befürchten, dass die Delta-Variante das Schuljahr noch ganz kräftig durcheinander wirbeln wird.
Kinder und Jugendliche werden sie bekommen und – so meine eigene Prognose – auch mehr Lehrer.
Neben der Sorge um den jeweiligen akuten Verlauf und Long-Covid, spüre ich bei uns in der Schule aber auch eins:
Meine Klasse – gerade ins dritte Schuljahr gekommen- hat zwei lange Lockdowns erlebt.
Jetzt, mit den zunehmenden Leistungsanforderungen im dritten Schuljahr, wird ersichtlich, wie stark die Wirkung der Lockdowns in einem Brennpunkt sind. Das wird harte Arbeit für alle, dies zu versuchen auszugleichen. Und ganz sicher werden trotz aller Bemühungen mehr Kinder als sonst den Bildungsanschluss verlieren. Insbesondere, wenn durch die Deltavariante wieder alles aus den Fugen gerät und Unterricht auf Distanz oder reduziert im Wechsel läuft.
Ganz zu schweigen von den sozialen Folgen – meine Klasse müsste auch hier wieder Kontinuität erleben. Das soziale Miteinander müssen sie wieder erlernen und verfestigen – auch da ist Wechselunterricht /noch ein Lockdown wenig zuträglich.
Hoffen wir, dass es nicht so schlimm kommt, wie die Prognosen befürchten lassen.
Alles Gute für den Rest der Quarantäne!
Danke 🙂
Bei einem Birnbaum dieses Alters könnte es sich um eine Lagersorte handeln. Heben Sie mal eine Kiste in einem frostfreien, gut belüfteten Raum bis Dezember auf. Gegen Austrocknen gegebenenfalls locker abdecken. Im Dezember ins Haus holen. Es könnte gut sein, dass dann aus den Wurfgeschossen nach wenigen Tagen sensationell saftige und süße Birnen werden. Ich schreibe aus Erfahrung.
Danke, das teste ich!
Querlüften funktioniert natürlich so: Man öffnet die Fenster u n d außerdem die Tür zum Gang. Auf der anderen Seite des Ganges liegt ebenfalls ein Unterrichtsraum, dort macht man das genau so.
Die Luft strömt dann von außen in das eine Zimmer, dann auf den Gang, dann in das andere Zimmer und dann wieder zum Fenster hinaus.
Bloß blöd, dass man dann den Unterricht in den Nachbarzimmern mitbekommt…
Ich wünsche dir auch gute Besserung und einen guten weiteren Verlauf der Quarantäne… und möglichst wenige angesteckte Familienmitglieder!
Gut, wenn man gegenüberliegende Räume hat. (Spoiler: wir nicht)