An meiner Schule waren heute zahlreiche Klassen außerhäusig unterwegs, aber nachdem wir im März klettern waren und im Mai eine Trampolinhalle besuchten, blieben wir diesmal zu Hause. Mit meiner Co habe ich im Vorfeld den Tag grob skizziert: Im Dezember, frustriert von Corona und der ungewissen Lage habe ich mir fest vorgenommen, das Ende des Schuljahres mit meiner Klasse zu feiern und zu zelebrieren. Und das haben wir auch getan.
Nach einem gemeinsamen Frühstück konnten alle Schüler*innen ihre Lieblingsbücher vorstellen. Als zusätzlichen Anreiz habe ich meine Zuckerwattemaschine mitgebracht – für jede Vorstellung gab es eine Zuckerwatte in den ausgefallensten Geschmackssorten.
Interessante Beobachtung: Mangas sind bei vielen Kindern populär, aber Lesen gewinnt keinen Beliebtheitswettbewerb. Hätte jemand augenzwinkernd meinen Roman als Lieblingsbuch mitgebracht, hätte ich ihm (oder ihr) die Zuckerwattemaschine geschenkt.
Ich habe selbst zwei Bücher mitgebracht und beide vorgestellt. Zwei aus einer Auswahl unzähliger Bücher und Romane, die ich verschlungen und geliebt und die mich nachhaltig beeindruckt haben. „Die Säulen der Erde“ von Ken Follett war schier allumfassend und wie ein ganzes Leben. Mindestens einmal im Jahr höre/lese ich „Wahn“ von Stephen King und hinke mit Edgar Freemantle den Strand entlang. „Herr aller Dinge“ von Andreas Eschbach hat mir so gut gefallen, dass ich es nach Abschluss direkt ein zweites Mal gelesen habe und die Erklärung, warum wir allein im Universum sind, hat mich erschrocken, fasziniert und begeistert. „Vakuum“ von Petersen über das Ende der Welt des Sonnensystems aller Materie ist in seiner Vernichtungskraft beängstigend.
Entschieden habe ich mich am Ende für „Der Anschlag“ von Stephen King. Dieses Buch bringt mich immer wieder zum Lachen und Weinen und erzeugt eine tiefe, sehnsüchtige Wehmut in mir wie kein anderer Roman zuvor. Jedes Mal, wenn ich es lese/höre, hoffe ich auf ein anderes Ende. Und jedes Mal, wenn ich es lese/höre, liebe ich dieses perfekte Ende.
Außerdem mitgebracht „Die Stadt der Träumenden Bücher“ von Walter Moers. Daraus das Vorwort vorgelesen und dadurch einige meiner Schüler so fasziniert, dass sie das Buch direkt aus dem Klassenraum über ihre Eltern bestellt haben.
Zur Auflockerung haben wir draußen ein kleines Teamspiel gespielt. Jungs gegen Mädchen, nein, Mädchen gegen Jungs. Streichhölzer mussten auf einer Glasflasche gestapelt werden.
Danach Kinotag. Wo ich völlig stumpf und ungelenk bin, hat meine Co Popcorn besorgt, Snacks und Servietten und überhaupt alles, was schön ist.
Geguckt haben wir „Coach Carter„. Es geht um einen Basketball-Coach (Samuel L. Jackson), der von seiner abgehalfterten Basketballtruppe in schwierigem Stadtteil viel Disziplin fordert und sie dazu zwingt, im Unterricht befriedigende Leistungen zu bringen und stets in der ersten Reihe zu sitzen. Prämisse des Films: „Disziplin führt zu Erfolg.“
Ich mag das sehr und es entspricht meinem Verständnis von Unterricht und Lebensgestaltung: Disziplin, Leidenschaft, Aufopferung als Grundlage für jeden weiteren Schritt im Leben. Da rennt man bei mir offene Türen ein.
Wie immer gilt: Einige Kinder fanden es super, andere hätten lieber Unterricht gemacht. Aber das ist wohl mit jedem Film so.
Zweieinhalb Wochen noch, dann sind Sommerferien. Viel Arbeit liegt noch an, bis ich mich in den Urlaub verabschieden kann. Vieles hängt hinterher. Gestern mit meiner Tochter den Swimming Pool gestrichen – das hatten wir sonst immer schon in den Osterferien erledigt. Leider gibt das Wetter gerade nicht her, ihn zu füllen.
Ich hatte mir vorgenommen, diesen Sommer mehr schwimmen zu gehen und etwas für meinen Rücken zu tun. Mal schauen, ob das noch was wird.
Was für eine schöne Idee.
Diese Tage behalten Schüler und wir Lehrer
doch besonders in Erinnerung und ziehen daraus Motivation und Energie für die Momente, die Kraft kosten. Diese gibt es ja aus verschiedenen Gründen auch immer wieder im Schulsystem.
Montag geht es mit meiner dritten Klasse auf Klassenfahrt. Der letzte Schultag davor stand unter dem Motto Vorfreude „anheizen“.
Mit dem Lied „An der Nordseeküste“ auf den Lippen haben wir begonnen die Klassenfahrtszeitung zu gestalten und meine Lieblingsmathekollegin hat ausrechnen lassen, wie viel Popcorn oder Chips wir für den
Kinoabend brauchen werden.
Mit einem Ohrwurm auf den Lippen sind die Kids nach Hause-obwohl sie kaum etwas außerhalb ihres Stadtteils kennen und Montag ab Kilometer 3 mit dem Bus für viele Neuland beginnt.
Den Ohrwurm habe ich nun auch und freue mich auf die 40 fürchterlich aufgeregten Kinder
am Montag. Ihnen die Welt zeigen zu können, jenseits irgendwelcher Fachcurricula und vorgegebener 45 Minuten Zeitfenster, empfinde ich als Privileg.
Nach der Fahrt kann mein Rücken sicher auch Pflege vertragen. Gute Idee für ein Sommerprojekt
Muss nur ins Freibad oder ins Meer….,
Vielen Dank für diesen zauberhaften Einblick!