Freitags ist bei uns die letzte Stunde Klassenlehrerstunde. Die nutze ich oft für Team- und Gruppenspiele. Mit meiner aktuellen Klasse komme ich da – im dritten Monat seit Schulstart – an meine Grenzen: Ich habe in all den Jahren noch nie eine Klasse gehabt, die so gemeinschaftlich, so ruhig und so konzentriert gearbeitet hat, wie diese. Es gibt praktisch keine „Nebenschaukriegsplätze“. Der Unterricht schnurrt wie ein eingeölter Dieselmotor und alle Organisatorische – Verteilung der Lernbüros, Unterschriften der Eltern, etc. – geht meist in Windeseile vonstatten.
In der Konsequenz sind viele „leichte“ Teamspiele schon gespielt und bezwungen worden. Mittlerweile herrscht eine Routine, die den Zweck vieler Übungen untergräbt: Die Kinder sind „zu“ eingespielt, um sich noch wirklich frustrieren zu lassen. Und die intensiven Übungen, in denen es um Mobbing, Ausgrenzung und Grenzüberschreitung geht, passen gar nicht zur Lerngruppe.
Platt gesagt: Mir gehen die Spiele aus.
Heute habe ich meine Klasse gefragt, ob sie Lust auf ein Weihnachtsfest hätten. Ja, natürlich!
Am Mittwoch habe ich zum ersten Mal mit der Methode „Gruppenpuzzle“ gearbeitet.
Die Methode „Gruppenpuzzle“
Beim Gruppenpuzzle wird ein Thema oder Themenaspekt zunächst in kleinen Stammgruppen erarbeitet:
Anschließend werden die Gruppen aufgebrochen und neu zusammengestellt, dass in allen Gruppen nun jeweils ein Experte aus jeder Stammgruppe sitzt:
Die Experten erklären sich nun gegenseitig ihren Themenaspekt. Diese Methode ist, gerade für junge Schüler:innen herausfordernd und muss sowohl verständlich erläutert, als auch mehrfach geübt werden.
Weihnachtsfeier im Gruppenpuzzle
Wenn ich im Stuhlkreis mit 28 Kindern über eine Weihnachtsfeier spreche, dann wird es schnell laut und wild. Vorschläge werden reingerufen und direkt kommentiert, außerdem werden die Ideen oft immer wilder und absurder. Tonangebend sind die lauten Kinder, die stillen warten eher, bis das Tohuwabohu vorbei ist.
Also habe ich Stammgruppen gebildet und den Kindern 5 Minuten Zeit gegeben, Ideen zu sammeln und Favoriten zu bestimmen. Schön zu beobachten: Maximale Schüleraktivität, hoher Redeanteil bei jedem Kind. Weil ich zwei Schulbegleitassistenten habe, konnte ich zwei Gruppen sogar ohne schlechtes Gewissen auf den Flur schicken.
Nach zehn Minuten alle Kinder reingeholt. Weil die Sitzordnung im Klassenraum einem großen Stuhlkreis gleicht („Sechs Wochen Stuhlkreis ohne Lehrerpult„), waren die Gruppen auch blitzschnell abgezählt. Dann ging es in die Expertengruppen. Wieder wurden Ideen ausgetauscht. Vorteil: Die blödsinnigen Vorschläge waren da schon ausgesiebt.
Nach fünf Minuten habe ich alle wieder in den Klassenraum gebeten. Vorschläge eingeholt. Anschließend abgestimmt. Ich freue mich schon jetzt auf den letzten Schultag. Kekse backen, Keksbuffet, wichteln.
Auf ein Detail freue ich mich besonders: Ich habe die Klasse warmherzig überzeugt, dass ein weihnachtliches Theaterstück ein absolutes Highlight unserer Feier werden kann. Entsprechend werden wir drei Gruppen bilden und jede bekommt eine kleine Weihnachtsgeschichte, die sie in den nächsten Wochen in ein kleines Theaterstück umarbeitet. Weil es nicht um „Text auswendig lernen“ sondern um „Geschichte erzählen“ geht, können wir die Freitage zukünftig auch dafür nutzen, Rollen zu verteilen, zu proben und uns Kostüme auszudenken. Mit den beiden Schulbegleitern sind wir drei Erwachsene, so dass jede Gruppe auch ganz in Ruhe betreut und allein für sich arbeiten kann.
Ich bin ein bisschen aufgeregt, denn das habe ich noch nie gemacht. Bis nächste Woche muss ich jetzt erstmal kurze Kinder-Weihnachtsgeschichten sammeln. Aber das wird großartig! Definitiv mein ‚Wow‘ der Woche.