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Was macht so eine Lehrkraft eigentlich den ganzen Tag?

Donnerstag war ich im ARD Morgenmagazin zu Gast und durfte dem Thema „Lehrermangel“ ein paar Gedanken beisteuern. Im Vorfeld lief ein kurzer Bericht über eine Firma, die mathematisch bewanderte Mitarbeiter in die Schule abstellte, um den Unterricht zu stützen.
Den Ansatz, Fachkräfte in die Schulen zu holen und die Arbeit zu unterstützen finde ich toll und das Engagement der Firma herausragend. Punkt.

Etwas Bauchschmerzen hatte ich bei dem Filmbeitrag allein deswegen, weil das vermittelte Bild von Schule so klein ist: Vorne steht eine Fachkraft und bringt den aufmerksamen Schüler*innen bei, wie man Winkel zeichnet. Hat man nur dieses Bild vor Augen, fragt man sich ehrlich, wo denn das Problem sei. Das Problem ist – so ist Schule nur zu einem ganz kleinen Teil. Die Anforderungen an Lehrkräfte sind deutlich größer – und die eigentliche Frage ist: Wie viel von der Arbeit können „Laien“ professionell übernehmen?

Eine Lehrkraft hat via Twitter ganz unverblühmt gefragt, welche Aufgabe die Kolleginnen und Kollegen eigentlich so übernehmen. Im folgenden eine lose Liste, die nicht auf Vollständigkeit beharrt und den komplexen Vorgang von Unterricht mit ‚wen nehme ich dran und warum?‘, ‚wie bewerte ich die Antwort und warum?‘, ‚wie erkenne ich Fehlvorstellungen & Probleme während der Stunde‘, ‚wie gehe ich mit Unterrichtsstörungen um‘, etc. weglässt.

  • Anträge für Integrationshelfer stellen
  • AoSF-Anträge stellen
  • AoSF-Verfahren begleiten und „mitschreiben“
  • Briefe zu allen möglichen Gelegenheiten austeilen, einsammeln, auf Vollständigkeit prüfen
  • Bücher auf Schäden kontrollieren und dokumentieren
  • Bücherverwaltung
  • Buchführung über Fehlstunden
  • Busaufsicht führen
  • Chemie-Müll entsorgen
  • Chemikalien- Inventarisierung und ggf. beschriften
  • den Schulteich pflegen
  • Diebstählen nachgehen
  • Entschuldigungen sammeln und dokumentieren
  • Erste Hilfe bei Sportunfällen, Schwächeanfällen, etc.
  • Essensmarken verteilen, Listen dafür führen
  • Experimente vorbereiten + wegräumen (bei Schüler-Experimenten x 8)
  • Gangaufsicht führen
  • Gasflaschen nachfüllen
  • Geldforderung für beschädigte Bücher ausrechnen, kommunizieren und eintreiben
  • Geräte reinige (Spülmaschine füllen, ausräumen, wegräumen)
  • Gewaltprävention betreiben
  • Glasmüll entsorgen
  • Handouts für Elternabende erstellen
  • Hefte einsammeln und korrigieren
  • Hofaufsicht führen
  • Impfpässe kontrollieren, ggf. übersetzen lassen
  • JobCenter-Bescheide kopieren, ausfüllen, einreichen
  • Klassenarbeiten korrigieren
  • Klassenbuch führen
  • Klassenfahrten planen, buchen & durchführen, mitsamt Nachtdiensten, Krankenhausfahrten, Heimwehtelefon, trösten, Geld einsammeln, Gesetze und Bestimmungen kennen
  • Klassengemeinschaft stärken: Pflanzen, Adventskalender, Süßigkeiten kaufen
  • Kommunikation mit dem Jugendamt und weiteren Fachdiensten
  • Konflikte mit Eltern klären
  • Konflikte mit Schülern klären
  • kranke Schüler mit Material versorgen
  • Kunsträume aufräumen & putzen
  • Läusezettel ausgeben, einsammeln, prüfen, schreddern
  • Lektüre- und Bücherbestellungen organisieren
  • Lernentwicklungsgespräche mit Schülern führen
  • LRS-Förderpläne & Förderpläne für Minderleistungen schreiben
  • Maßnahmen verhängen und dokumentieren
  • Mobbing-Prävention durchführen
  • Nachteilsausgleiche koordinieren
  • Ordnungsdienste einteilen und erinnern
  • Organisation und Besuch von Schülern während Berufspraktika
  • Psychosoziale Erziehungsberatung von Eltern samt Suchtprävention
  • Sammlungspflege in Biologie/Chemie/Physik/Technik/HW
  • Schülerausweise einsammeln, stempeln, austeilen
  • schulinternes Fachcurriculum entwickeln, schreiben, lektorieren, veröffentlichen
  • schulinternte Förderkonzepte zu individuellem Lernen & Binnendifferenzierung entwickeln
  • Schullaufbahnberatungsgespräche durchführen
  • Sexualkundebriefe herausgeben
  • Sprechstunden anbieten
  • Suchtpräventionsgespräche
  • technischen Support leisten
  • Teilnahme und Organisation an / von Elternsprechtagen
  • Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen
  • Teilnahme an Konferenzen, Dienstbesprechungen und Prüfungen aller Art
  • Teilnahme und Organisation an / von Schulsportfesten
  • Teilnahme an allgemeinen Schulveranstaltungen
  • Teilnahme und Aufsicht bei Berufsberatungen
  • Telefonate mit Behören/Jugendamt/JobCenter/Schulamt/anderen Schulen
  • Theaterbesuche planen und durchführen
  • Unterricht vorbereiten & differenziertes Material herstellen
  • verlorengegangene Turnbeutel/Füller/Mäppchen suchen
  • Whatsapp-Gruppen-Knatsch auflösen der in die Schule strahlt
  • Wettbewerbe organisieren und durchführen
  • Zeugnisbemerkungen schreiben

Einiges davon macht wenig Arbeit, anderes sehr viel. Einiges belastet die Psyche wenig, anderes sehr. Ich erlebe selbst auch oft, dass für Außenstehende „Schule = Unterricht“ ist. Aber das ist mittlerweile nur noch ein kleiner Teil des Geschäfts.

42 Gedanken zu „Was macht so eine Lehrkraft eigentlich den ganzen Tag?“

  1. Das ist in der Grundschule ähnlich, der unsichtbare Teil der Arbeit ist umfassend. Für die Grundschule finde ich diesbezüglich nennenswert:

    – Beziehungen aufbauen/anleiten/ pflegen/begleiten Und dies auf vielen Ebenen, d.h.
    zwischen Schülern, zwischen Schülern und Lehrkräften, zwischen Lehrkräften und Schulbegleitungen, zwischen Schulbegleitungen und Klassen, zwischen dem Trägern der Schulbegleitung und der Schule,….
    Dies benötigt viel Zeit für Gespräche in der Schule sowie Zeit für Vor- und Nachbereitung selbiger

    – obiges gilt auch in Bezug auf die Eltern der Schüler

    – Überprüfen von Förderschwerpunkten in der Lernentwicklung, was nicht nur Beobachtungen aus dem Unterricht umfasst, sondern auch Dokumentation vieler Dinge und Einhaltung verschiedener Handlungsschritte

    – Überprüfen bzgl. LRS und Dyskalkulie mit allen rechtlichen Aspekten

    – Projektwochen planen, umsetzen, nachbereiten

    – obiges für alle besonderen Tage (Einschulung,Verabschiedung, Weihnachtsfeiern, Faschingstage, Ausflüge,….)

    – differenzierten Unterricht planen, denn mit 6 Jahren in Klasse 1 fühlen sich 2 Minuten auf Hilfe warten, weil eine Aufgebe zu schwer oder leicht ist/war , wie eine Ewigkeit an. Passgenaues Material sichert die Unterrichtsatmosphäre maßgeblich. Dies gilt insbesondere auch für Klassenarbeiten, die bei unterschiedlichen Förderschwerpunkten differenziert erstellt werden müssen. Das erfordert gute Einschätzung des Leistungsvermögens/Stands und viel Absprachen mit den Sonderschulkollegen

    – Klassenraum für Lerngruppe passend gestalten- meist in Räumen, die wenig Spielraum bieten

    – Kindern hinterhertelefonieren , wenn diese morgens fehlen und gleichzeitig Klasse beaufsichtigen, Kinder verarzten, zur Toilette begleiten, Streit schlichten/ Streitschlichtung trainieren

    – Zeugnisse erstellen, also Noten und Bemerkungen für jedes Kind einsammeln und in die Formulare eintragen. Gerne 27x.

    – Passwörter und Zugänge zu dennTablets/Lernapps/ Schulprogrammen verwalten.

    Habe bestimmt noch etwas vergessen. So viele Aufgaben sind erst sichtbar, wenn sie unerledigt liegenbleiben. Dann fällt dies Kindern, Eltern, Lehrkräften auf die Füße.

    1. Listenfortsetzung für die Grundschule:
      -Schuhbänder binden
      -Kinder vor und nach dem Sportunterricht bei Umkleiden helfen (Ja,das durchgeknöpfte Kleid ist echt süß,aber vielleicht nich an nem Sporttag in der 1.Klasse)
      -nach dem Schwimmunterricht Haare kontrollieren und x Mal erklären,dass es echt Sinn macht,während des Föhnens einen Kamm oder Bürste zu nutzen
      -sich um das Schulobst kümmern (schneiden,waschen,…)
      -in der Pause zig fertig gekaufte Trinkflaschen öffnen („Kann Dir ja dann Deine Lehrerin öffnen.“ )
      -Hausaufgaben hinterherlaufen
      – Montagmorgen kurz vor Schulbeginn weinende Kind von Mutter mit Gesprächsbedarf in Empfang nehmen,während der Rest der viel zu großen Klasse drinnen alles andere macht,als brav am Platz zu sitzen

    1. Komisch, meiner letzten Zählung zufolge liegt zwischen Weihnachten und Osterferien 12 Wochen und zwischen Ostern und Sommer 13 Wochen. Außerdem gibt es auch Schulen mit 50- oder auch 60-Minuten-Stunden.
      Natürlich fülle ich nicht jeden Tag Anträge für Bildung und Teilhabe aus, aber dafür fallen andere Sachen (eine Projektwoche wird nicht innerhalb einer Woche geplant, sondern benötigt mindestens ein Halbjahr Vorbereitung) an.

      Ansonsten kann ich mich Hrn. Klinge nur anschließen:
      Leichter als zur Zeit kommt man nicht in diesen ach so bequemenen und sressfreien Job. Eine Bewerbung und die Stelle gehört Ihnen. Nach einem Halbjahr mit allem (Unterrichtsplanung und -durchführung, Klassenleitung, Zeugnisse, Inklusion und Co.) können wir dann nochmal sprechen ;).

    2. Sie waren noch nie als unterrichtende Lehrkraft in einer Klasse von Halbwüchsigen, nicht? Aber das ist nicht der Punkt, denn die Arbeit in der Klasse ist der Kern unserer schönen (!) Aufgabe, genauso wie die individuelle Begleitung der Schüler*innen ins Erwachsenenleben – manchmal eine Herausforderung, aber sehr, sehr erfüllen. Wenn man die o.g. Liste der Aufgaben liest, so enthält sie die Dinge, die belasten: Verwaltungskram, der von der eigentlichen Aufgabe ablenkt und teilweise unnötig ist. Und übrigens: die freien Tage werden aliqot über das Jahr in das Gehalt eingerechnet, verglichen mit dem anderer Beamter – also, bitte, kein Neid, denn Lehrer*innen verdienen daher weniger. Keiner schenkt uns was, das möchte ich hier ausdrücklich festhalten!
      Eine Lehrerin, die schon fast 40 Dienstjahre hinter sich hat und diesen Beruf immer wieder ergreifen würde

  2. Danke für die Auflistung
    -Lesenacht vorbereiten, durchführen und am nächsten Tag noch bis 11:15 unterrichten, da die verpflichteten Grundschulzeiten eingehalten werden.
    – zusammenarbeiten mit dem Jugendamt. Die dazugehörigen Protokolle schreiben
    -Teilnahme an runden Tischen bei schwierigen Familiensituationen
    – Elterngespräche bezüglich Hausaufgabenunzerstützung, LRS und dyskalkulie
    – Kennlernnachmittage nach der Einschulung
    -martinslauf
    – zusätzliche Arbeiten gestalten wenn ein Nachteilsausgleich vorliegt

  3. Ganz großartige Auflistung von allen, die obige diverse Tätigkeiten einer Lehrkraft gesammelt haben. Wie sonst kann es sein, dass man nach dem ‚Unterricht ‚ oft absolut kaputt ist, ganz unabhängig vom Alter, und eine Zeit lang kein einziges Geräusch mehr erträgt? Ein mit ganzem Einsatz gelebtes Lehrerleben kann ein Außenstehender nicht einschätzen und schon gar nicht beurteilen.
    Dies schreibe ich (inzwischen 2 1/2 Jahre im Ruhestand) als jemand, die ihren Beruf als Berufung gesehen und ausgeübt hat!

  4. Ich kann mich den Kolleginnen und Kollegen nur anschließen und bestätigen und die Liste auch noch ergänzen …
    – Busaufsichten
    – Besprechungen im Kollegium oder mit Schülerinnen/Schüler während der Pausen
    – in den sogenannten „Frei-oder Springstunden“ Emails von Eltern beantworten oder Telefonate mit Eltern führen, uvm.

  5. Ich bin mit 65 Jahren und 11 Monaten in die Altersrente gegangen und war bis zum letzten Tag gerne Lehrer. Zu den Beiträgen möchte ich ergänzend anfügen,dass eine Schule in erster Linie eine Bildungseinrichtung und keine Erziehungsanstalt ist. Beides ist verbunden und das ist seit der Antike so, aber zunehmend wird vergessen,dass Erziehungsträger Nummer 1 die Eltern waren,sind und immer sein werden. in den 4 Jahrzehnten meiner Tätigkeit musste ich feststellen, dass die Probleme der Jugendlichen sich stark verändert haben (bedingt durch die mediale Entfremdung,soziale Probleme, arbeitstechnische Probleme durch Montagetätigkeit, kaum außerschulische Betätigung insbesondere auf dem Land etc.). oftmals muss ein Lehrer zuhören können. Ich wurde hin und wieder mit der Meinung konfrontiert: Lehrer werden geboren, haben Ferien und sterben. Nachdem ich darauf hin erwiderte,warum bist du denn da nicht auch Lehrer geworden, erhielt ich immer die Antwort: Nee,das tue ich mir nicht an. Abschließend möchte ich anmerken, wenn wir kompetente Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Personalabteilungen haben, hätte man doch schon vor über 20 Jahren auf diese katastrophale Personalentwicklung einwirken müssen. man weiß doch, wieviel Mitarbeiter man hat und wann sie in Rente gehen. Aber…….?

  6. Ich bin seit 10Jahren Schulbegleiterin und wurde nach und nach „entzsubert“, ich bin dafür, dass es für jede Klasse, mindestens bis Stufe 8 eine Klassen-mutti/Vati gibt, der für persönlich, emotionale Belange-Stimmung zuständig ist….einen Assistenten für Fachlehter mit Versuchsaufbau, fie sich gebsu darum kümmern und für jeden jahrgang eine zusätzliche Schreibkraft, für Abrechnungen, Briefe etc pp, damit Lehrer;innen sich wieder aufs Lehren konzentrieren können,,was nicht heißen soll, dass sie sich menschlich abstrahieren, aber der Spagat nicht so groß zwischen Lehren und menschlichem Dasein so groß ist

  7. Arbeite auch seit 10 Jahren als Schulbegleitung an einer Grundschule. Die versteckte Arbeit sieht keiner. Es ist soviel Mehrarbeit als nur Wissensvermittlung.

  8. Hallo nochmal, warum kann man nur nicht die Arbeit eines Lehrers respektieren? Ich habe immer die Arbeit anderer Menschen respektiert, wenn sie ordentlich ausgeführt wurde, egal ob man dafür studieren musste, einen Realschul-oder hauptschulabschluss hatte. Ich denke einen Menschen sollte man nicht nach seinem Beruf sondern nach dem,was er daraus macht, einschätzen. Ich weiß, dass es sehr viele Lehrer gibt, die ihren Job lieben, aber aus bürokratischen Dingen ihn nicht ausführen können. Ich trete jetzt sicher vielen Menschen auf die Füße, wenn ich sage,dass Inklusion das falsche Zeichen ist. Menschen mit Behinderungen müssen begleitet und gefördert werden, aber nicht in den Schulen,wie man es jetzt praktiziert. Die dort unterrichtenden Lehrer haben nicht die Ausbildung, die notwendig wäre, nicht die Zeit,im normalen Unterricht auf die Probleme der inkludierten Kinder einzugehen,denn diese Zeit fehlt den restlichen Kindern in der Klasse. Eine letzte Bemerkung, man muss auch die Tätigkeit der Lehrer differenzieren,denn ein Deutschlehrer,der 28 Klassenarbeiten kontrollieren muss,hat mit Sicherheit einen wesentlich höheren Aufwand als ein Kunstlehrer.(ohne die Arbeit eines Kunstlehrers herab zu setzen -war selbst einer). also habt einfach Respekt gegenüber der Menschen, die ihre Arbeit gut machen.

  9. Wer noch die Zeit besitzt solche Listen zu erstellen und sich außerschulisch so intensiv für die so arg geplagte Lehrerschaft einsetzen kann und dafür auch noch ü 6000€ monatlich bekommt, darf sich denke nicht beschweren.

    Deutschland ist das Land mit den höchsten Lehrergehältern. Fragt mal bitte in Polen, Tschechien, gar Frankreich nach. Und warum jammern diese Lehrer nicht? Und warum sind Polen und Tschechien besser in jeder Pisa Studie?

    Vielleicht wäre es sinnvoller aufzuhören zu jammern und anzupacken.

    Sorry, geht in die Wirtschaft und ihr geht unter.

    1. lol 6000€ hab ich nicht Mal als Beamter. Ein Traum wäre das, da meine private Krankenversicherung schon 500€ frisst.
      Als Angestellter hab ich jahrelang 1800€ verdient, zusätzlich mit dem Problem, dass man alle 6 Monate gekündigt wird und kein Arbeitslosengeld beziehen darf. Ich bin 4 Jahre lang andauernd umgezogen, um in Schulnähe zu wohnen. Arbeitsbedingungen von 2023 Kreidetafeln, ein paar Tageslichtprojektoren, zu wenig Lehrer, sodass ständig Entfall ist und ein kaputter Kopier für 50 Lehrer.
      Der langen Liste was alles zum Job gehört, stimme ich zu und finde es ebenso gut, das darauf aufmerksam gemacht wird.

    2. Purer Neid von meiner Seite aus, denn ich wäre gerne in der Wirtschaft, so wie Sie:
      Dienstwagen, 10.000 Euro, flexible Arbeitszeiten und dann auch noch die Zeit haben, bescheuerte Blogs zu lesen und zu kommentieren. Mensch… Was ein Leben!

  10. das eigentliche Problem sind doch vollkommen überholte Strukturen und dass das Lehrpersonal und vor allem die Leitung sich überhaupt nicht als „Organisation“ sieht, die sich für manches halt auch anders organisieren könnte.
    das kreide ich nicht dem/der einzelnen an, die meisten kennen es ja nicht anders.

    Aber solche Listen machen mich wütend. ich mache in meinem Job auch fast nie, das was ich Mal studiert habe, musste x Computerprogramme dazu lernen, mich mit Formalitäten, Gesetzen, blöden Kunden und netten rumschlagen.
    ich hab viele Lehrer:innen in meinem Umfeld, und manchmal haben die richtig gute Ideen. aber wenn ich dann frage, warum sie das nicht machen? „ja das kann ich doch nicht einfach… “ nein? ich muss meinen Job auch jeden Tag neu erfinden und bin auch im schrecklichen Gerüst des ÖD.

    ich glaube wirklich, dass viele Leute die menschliche Seite des Lehrkraftstein unterschätzen. aber mit solchen Listen tut ihr euch keinen Gefallen, das klingt wie „mimimi“. Alle Jobs wandeln sich, und wenn einem das nicht klar ist, wirkt es, als wäre den Lehrern ihr Berufsbild bei der Wahl vielleicht nicht richtig deutlich gewesen.

    Das sich daran, und auch an der Art, wie viele Aufgaben in Schulen gelöst werden, etwas ändern muss, stelle ich nicht in Frage.

    1. Das Problem sind weder die Anzahl der Aufgaben, noch die Breite der Anforderungen – in diesem Artikel ging es nur darum, dass öffentliche Bild von Schule = Unterricht richtigzustellen.
      Das eigentliche Problem liegt darin, dass der Arbeitgeber uns nicht nicht nötigen Mittel zur Verfügung stellt, die Arbeit ordentlich zu machen.

  11. Guten Tag,
    Warum reinigt der Lehrer nicht auch die Räume am Ende des Tages?
    Warum kocht die Lehrerin nicht auch in der Mensa für 200 Schüler das Essen.
    Warum repariert die Lehrerin nicht endlich das kaputte Türschloss?
    Warum führt eine Lehrering Aufgaben einer „Im folgenden eine lose Liste, die nicht auf Vollständigkeit beharrt“ Arbeiten durch.
    Warum? Frage ich mich jedes Mal und ich bekomme meist nur die Antwort weil das eben so nicht anders geht und ich lasse das nicht mehr gelten.
    am kurzen oder langen Ende wird es am Geld liegen, ok, akzeptiert.
    Dann sollte man die Dinge aber auch klar umreißen und sich nicht mehr selbst fertig machen.
    Was meine ich: warum sind diese genannten Aufgaben eigentlich genau so verteilt?
    Als gebildeter Mensch im Sinne von „habe Ausbildung genossen“ lernte ich im Studium, sollte jeder lernen, zu strukturieren und zu abstrahieren.
    Ergo: wenn jemand (Mensch, Lehrerschaft der Schule, Schulleitung) etwas (Aufgaben, eben auch Unterricht etc.) nicht schafft (Zeitfaktor), dann strukturiert und abstrahiert man und denkt darüber nach.
    In Ihrem vorangegangenem Blogpost haben Sie das bereits getan. Aber bitte a) konkreter und b) dann auch nur in diese Richtung kommunizieren.
    Man sollte sich ein Ziel setzen und sagen: Die Hauptaufgabe eines Lehrerkörpers ist das Unterrichten und Betreuuen von Schülern. Alles andere ist zweitranig und wird erst durchgeführt, wenn dafür Zeit ist.
    => wir wissen, die Zeit wird nicht sein
    Also: erledigt diese Arbeiten jemand anderes
    => Sekretariat
    Aufgabe des Sekretariats: alle zweitrangigen Aufgaben des Lehrers erledigen, in seiner gegeben Zeit. Alles andere ist zweitrangig.
    Im Ergebnis sucht man sich jetzt „nur“ ausreichend Mitarbeiter, um diese, aus Sicht des Lehrers zweitranigen Arbeiten durchzuführen.
    Man könnte ketzerisch fragen, warum man das – nur organisatorisch – nicht so wie eine privatwirtschaftliche Weiterbildungseinrichtung organisiert : ein Dozent in der Privatwirtschaft kommt zu seinem Seminar, hält seinen Vortrag und geht wieder – mehr macht er nicht, er macht nichts weiter als sich auf seine Lehre zu konzentrieren!
    Nur organisatorisch…
    Der Lehrkörper sollte sich m. E. ausschließlich nur um die Schüler kümmern.
    Und _alles_ andere was nicht zu dieser Kerntätigkeit gehört, komplett sein lassen.
    Und dann kommt das Geld ins Spiel, aber m. E. ist das nicht soviel:
    – 1 Admin kann gern auch mal 3-4 Schulen betreuen, wenn alles einheitlich gestaltet wird. In der Privatwirtschaft gibt es für 4000 Mitarbeiter, wo _jeder_ ein Gerät hat, genau 5 Personen, die sich um Kern-IT-Themen kümmern.
    – 1 Projektmanager für Stundenpläne für 10 Schulen, warum nicht?
    – 1 Berater, der für 10 Schulen zuständig ist und alles, was das Schulamt „nach unten“ schickt nicht 1x analyisert und auf alle Schulen ausrollt
    – …
    Ich könnte ewig so weitermachen…
    Worum es mir geht im Kern: die Lehrer sollten nicht ständig kommunizieren, was sie so alles machen müssen und wie schlimm das alles so ist und über die Gewerkschaften allgemeines „mit der Belastung kann es nicht weitergehen“ ausrufen lassen, sondern ganz konkret abgrenzen und sagen: wir wollen nur Lehren!!!
    Alles andere muss wegorganisiert werden, sofern es nicht dem Bildungsauftrag entspricht (die Schüler sollen gern zusammen selbst den Raum ausfegen etc.).
    Viele Grüße
    Sven Fuchs

    1. „Warum…“

      Weil die Leidtragenden die Kinder wären, deshalb. Und zwar nicht jene privilegierten, die das zu Hause kompensieren können. Ich möchte Sie als Vater erleben, wenn die Lehrer Ihrer Kinder nur noch „Dienst nach Vorschrift“ machen und sich auf ihr Kerngeschäft berufen. Denen würden Sie was erzählen.

      1. … „und die eigentliche Frage ist: Wie viel von der Arbeit können „Laien“ professionell übernehmen?“ …
        Und was jetzt genau? Ich erwarte mittlerweile das Liefern einer Antwort.

        Wenn man das an das Ende eines Blogartikels schreibt, was für Tätigkeiten Sie empfehlen können, die man abgeben könnte, die Lehrer nicht mehr machen sollten, um sich selbst zu entlasten… Wenn man da mal konkret werden könnte…

        Aber was das sein kann, kann doch nur die Schule beantworten, und eigentlich eben nur die Lehrer.
        Das Vertrauen habe ich und möchte auch nicht, dass jemand von außen bestimmt, was eine Schule für Lehrertätigkeiten vorsieht („mehr Autonomie von Schulen“).

        Meine Frau ist Lehrerin, ähnlich belastet mit Tätigkeiten und wir haben 2 tolle Kinder, und ich möchte, dass die Lehrer Lehrer sein dürfen. Ich frage mich, wie kann man konkret genau Ihre Tätigkeit am Kind verbessern, Sie entlasten, was kann man konkret tun?

        Ich weiß ja eben nicht, was wäre denn eigentlich „Dienst nach Vorschrift“ oder was das „Kerngeschäft“?

        Meine Frau will was drucken, Drucker geht nicht, sie will das fixen, ich frage sie, warum sie das jetzt machen muss, ich stehe doch bereit? Sie will was kopieren, laminieren, ein Logo entwerfen, sie _formatiert_ irgendwelche Konzepte für das Schulamt, sie trägt Noten zusammen die andere Lehrer hätten liefern sollen… Und ich bin noch bei den unteren Tätigkeiten, wo nicht einmal Entscheidungen einer Leitungskraft notwendig wären => aber es gehen Stunden für Stunden dafür drauf!

        In den Kommentaren liefern weitere Lehrkräfte weitere Punkte auf der Liste.
        Sind das alles Tätigkeiten die so komplett sein müssen?
        Klingt bei einigen schon nach Wettbewerb…
        Gasflaschen nachfüllen? Gangaufsicht? Passwörter erneuern? Busaufsichten?

        Als Prüfer der IHK kontrolliere ich Aufgaben, die ich nicht gestellt habe von „Schülern“, die ich nicht kenne – ebenso taten es meine Lehrer im Abi (OSZ) als die Kontrollkorrekturen von Abiturienten eines ganz anderen Gymnasiums durchführten. Ich möchte, dass Lehrer ihre Schüler kennen, aber sogar Kontrollen könnte man „auslagern“, könnte, es wäre sogar fair, und wenn jemand Handicap hat, weiß ich das vorher und kann es dem Kontrolleur schon vorher sagen mitgeben.

        Mir geht es darum für mich zu verstehen, was Sie als Lehrkraft im Raum stehend zunächst alleine zwingend leisten müssen und was kann man abgeben?

        Und wir kreuzen alles weg, bis Sie sagen: das wäre nicht zum Wohl des Kindes.

        Und alles, was weggekreuzt wurde, das erledigen dann andere Personen bzw. ja, jetzt kommt a) die Organisation oder b) das Geld, das müssen dann weitere Kräfte im Sekretariat machen.

        Wenn man in einem Zwiespalt ist, z. B. Lehrer zu sein und gleichzeitig ganz viele Verwaltungsakte durchzuführen und nicht mehr alles unter einen Hut zu bekommen, dann muss man doch um nicht kaputt zu gehen irgendwann eine Agenda bilden für sich selbst + deutlich in der Gruppe aber dann auch konkret zu kommunizieren, wo man Hilfe braucht.
        Und wenn man jetzt keine Lehrer wegen Mangel bekommt, die sagen wir 50% Unterrichten und 50% andere wichtige Dinge tun und man die 50% Unterricht nicht durch Quereinsteiger füllen möchte, warum lässt man dann die vorhandenen Lehrer nicht _zuerst_ unterrichten, damit die auf 80%/20% kommen und diese dann 80% andere wichtige Dinge können dann von Büroprofis etc. übernommen werden – die Schule könnte sogar ausbilden 😉

        Ich möchte gern die Kommunikation der Lehrer auf einen anderen Fokus setzen. Weg von: „schaut mal, was wir alles machen müssen“ hin zu „diese Punkte muss uns jemand abnehmen, jetzt, dafür brauchen wir jetzt Kräfte“, so in der Art.

        VG
        Sven

        1. Ich weiß nicht, was Sie von mir erwarten.
          Beispiel Busaufsicht:
          Entweder ich mache es und alle akinder kommen heim.
          Oder ich weigere mich, dann passieren Unfälle, Rangeleien, es gibt Stress. Klar kann ich sagen, ist nicht originär meine Aufgabe. Und dann?
          Klar kann ich sagen, dafür brauchen wir jemanden. Und wenn niemand kommt? Wenn es kein Geld dafür gibt? Was dann? Sollen sich die Kinder halt vor den Bus schubsen?

          Die aufgeführten Arbeiten oben _müssen_ erledigt werdenu die Aufführung hier dient eben genau dem Ziel: Wir brauchen Mittel und Leute, damit Lehrkräfte wieder das machen können, wofür sie eigentlich da sind: Erziehen, Lehren, Fördern, Fordern.

          1. Nun, zunächst weniger Überspitzung, k. A. warum Kinder vor den Bus fallen sollten.

            Kann man das Ziel dann nicht einfach drunter schreiben unter so eine Liste?
            Ich erwarte eine klare Kommunikation in 5 Stichworten in alle Richtungen, was Lehrer brauchen, also das ist mittlerweile meine Erwartungshaltung.

            Ich sehe aktuell nur eine Sache: Blogartikel, Talkshows, Berichte etc. zeigen nur auf, wie die aktuelle Situation ist und Sie tragen dies aus meiner Sicht auch hier immer weiter, man sieht es doch in den Kommentaren des Blogs wo Lehrer mehr oben drauf packen und sich dabei auch sicher wieder bestätigt fühlen und das ist m. E. kontraproduktiv. Warum nicht einmal direkt die eine Lösung bringen und die mal in die Welt tragen…

            Im dem Sinne müsste das genügen, die aufgeführte Liste ist eben das aktuelle IST, das Ziel das aufzulisten, ist ja erreicht. Und vielleicht ist es auch alles genau das, was Lehrer alles tun _müssen_. Dann ist es eben heutzutage so. Dann reichen ja einfach nur noch mehr Lehrer…

            1. „Warum nicht einmal direkt die eine Lösung bringen und die mal in die Welt tragen…“

              Lösung: Mehr Personal. Mehr Ausstattung.

              „Ich erwarte eine klare Kommunikation in 5 Stichworten in alle Richtungen, was Lehrer brauchen,“

              Mir reichen fürs erste zwei Punkte:
              Mehr Personal. Zeitgemäße Ausstattung.

              „Dann reichen ja einfach nur noch mehr Lehrer…“

              Ja. Genau! Wären es 50% mehr Lehrer, wären die allermeisten Probleme gar nicht da.

              Es wirkt etwas „unglücklich“, wenn Sie mir mehrfach schreiben, was sie von mir „erwarten“ (mit welcher Berechtigung eigentlich?) und ich genau dies (die Formulierung konkreter Lösungen) ein Artikel weiter unten in vier Punkten aufgeführt wurde: Klick
              Aber ist natürlich einfacher, hier auf die Lehrerschaft einzuprügeln, die sich allzudämlich anstellt und nur ein wenig mehr nach Lösungen suchen müsste, um die Sachen in Ordnung zu bringen.

            2. Weil eine Antwort auf Ihre letzte Antwort technisch nicht ging: für mich ist ein Abbruch der Kommunikation.
              Wer prügelt auf wen ein? Wo sind Lehrer dämlich? Was soll ich dazu denn dazu noch sagen?
              Ich persönlich kann mit solchen Allgemeinplätzen überhaupt gar nichts anfangen und wozu soll so etwas dienen?

              Ich hätte das in der Form nur nicht erwartet… Das tut mir Leid.

              Wir werden uns wohl im Kreis drehen und manchmal kommt man eben nicht zusammen.

              Ich frage mich das alles für mich selbst! Ich verlange rein gar nichts von irgendjemandem, nicht heute, nicht morgen, niemals. Warum sollte mir so etwas jemals überhaupt zustehen.

              Meine einzige Erwartung ist ggfls. Hinweise oder Anregungen zu bekommen.

              Ich habe verstanden, dass Sie 50% mehr Lehrer hätten und dann wären die meisten Probleme weg.
              Angenommen, die gibt es nicht, was könnten denn überhaupt konkrete Optionen sein, frage ich mich jetzt nur mal für mich und ggfls. für einige Leser.
              Dass dann die meisten Probleme weg sind, und das nur mal für mich, überzeugt mich nicht so sehr, weil man dann die vorhandenen Mittel vielleicht nicht so ganz günstig ausnutzen würde.

              These: die Schule stellt Verwaltungsmenschen ein, die den „Verwaltungskram “ weg machen, dann sind die meisten Probleme weg.

              Sie und Ihre Leser haben es schon Top vorbereitet: die Listen.

              Jetzt stehe ich vor dem Dilemma, dass ich nicht einschätzen kann, ob das was werden könnte.
              Und ich möchte für mich für einen Erkenntnisgewinn und evtl. eine klitzekleine Chance erzeugen, evtl. Ideen beizutragen. Also frage ich nun diejenigen, die sich damit auskennen: Lehrende.

              Aber gut, ich kann nun meine Erkenntnis nur selbst aus den Listen ziehen.

      2. Lieber Sven

        Danke für deine Überlegungen! Genau dort beginnt die konstruktive Verbesserung der dauerüberlasteten Lehrer!

        Wenn ich lese, dass du schulenübergreifend administrative Arbeiten bündeln möchtest, da sehe ich schwarz. Schulen wollen selbst bestimmen.

        Was ich erlebe, sind Lehrerinnen, die kleine Königinnen im Königreich Klassenzimmer sind. Sehr viele Egos prallen an Konferenzen aufeinander. Ich als analytischer Mensch, überlege mir dann auch, ob ich wirklich in dieses Umfeld möchte. Bin Lehrerin auf zweitem Bildungsweg geworden – ich liebe die Arbeit mit den Kindern, doch an manchen Kolleginnen zweifle ich.

        Es braucht mehr Analytik und weniger Emotion. So müssen vermutlich mehr Männer die Thematik untersuchen. Man muss weg von den Königreichen kommen – in der aktuellen Lehrerausbildung wird viel Fokus auf Teamarbeit gelegt. Weil klar ist, dass Königreiche nicht mehr die Zukunft sind.

        Nur mehr Lehrer reichen nicht. Lehrer möchten gut unterrichten – es braucht kompetente Sekretariate mit einer Handvoll Assistenten die punktuell eingesetzt werden können.

        Bussituation: Assistent
        Anträge ausfüllen: Sekretariat
        Gangaufsicht: Assistent
        etc

    2. Vor ca. 25 Jahren kam die Politik auf die grandiose Idee, potentiellen Eltern zu signalisieren: „Ihr müsst die Kinder nur noch in Die Welt setzen. Um den ganzen Rest kümmern wir uns. Und ihr könnt einfach so weiter leben wie vorher, bevor ihr euch für Kinder entschieden habt.“
      So, und jetzt haben wir das Ergebnis. Gerade die gut ausgebildeten Kinder dieser Generation wollen alles, nur ganz bestimmt nicht Lehrer werden!
      Als ich mich für diesen Beruf entschieden habe (und ihn auch 34 tatsächlich in Vollzeit ausgeübt habe) war Unterricht und Bildung noch das Wichtigste und Lehrer waren Wissensvermittler. Sie taten das, was ein rohstoffarmes Land wie unseres am dringendsten braucht: Sie sorgten für eine hervorragende Bildung vor allem auch in technischen und naturwissenschaftlichen Fächern. Die erforderten leider Fleiß und wurden daher später alle abgewählt und jetzt stehen wir da mit diversen einseitigen Rohstoffabhängigkeiten und haben als Tauschprodukt auf dem Weltmarkt kaum noch etwas zu bieten, weil die wenigen verbliebenen Lehrer, die noch naturwissenschaftliche und technische Fächer unterrichten könnten, sich rund um die Uhr als Erzieher, Sozialarbeiter, Integrationshelfer, Justizvollzugsbeamter und schlecht angelehnte Psychotherapeuten betätigen dürfen. Von Unterfinanzierung bei der technischen Ausstattung gar nicht erst zu reden. Wir sollten in der Berufsschule, an der ich zuletzt tätig war, die Fachkräfte von morgen ausbilden und zwar mit den gleichen Mitteln wie schon in meiner Schulzeit: Tafel, Kreide, Overheadprojektor. Der gesamte Bildungsbereich ist noch mehr kaputt gespart worden als die Bundeswehr. Das kann unter den heutigen Umständen nur langsam aufgeholt werden. Vorläufig werden weiter „eierlegende Wollmilchsäue“ gesucht. Wer sich da berufen fühlt, man immer los! Der rote Teppich ist schon ausgerollt…

    3. In den sogenannten Brennpunkt-Regionen kommt noch ein weiteres Problem hinzu, nämlich die Zielgruppe für die Unterrichtenden. Vorschlag für die „Bestimmer“ und „Organisatoren“ in der Bildungspolitik: Man wähle ca. 100 bis 150 junge Leute aus der Fankurve eines beliebigen Bundesligaclubs und unterrichte sie ca. 2 bis 3 Monate lang in der Klassenstärke von etwa 30 Schülern in den Fächern Deutsch und Mathematik und dies 5 Tage die Woche von 8 Uhr bis 14 Uhr. Aber nicht zum Gehalt der oben genannten Personen sondern zum normalen Lehrergehalt bitte!
      Ich habe nix gegen Fußballfans, aber diese Gruppe kann man in jeder Sportschau im TV besichtigen.

    4. Ich habe, bevor ich Lehrerin wurde, in der Privatwirtschaft gearbeitet. In einem Beruf, in dem es nicht um die Begleitung von Kindern und Jugendlichen (wahrscheinlich generell Menschen) geht, kann man Aufgaben strukturieren, abstrahieren und vom Ziel her konkrete Lösungen benennen. Das ist in der Schule so nicht möglich. Eine Rolle spielt dabei, dass immer mehr Aufgaben, und das ist politisch und gesellschaftlich so gewünscht, den Lehrer:innen übertragen werden. Wenn Eltern nicht mehr erziehen wollen oder können, dann heißt das für Lehrer:innen, dass sie eine zeitlich schwer zu definierende Aufgabe zusätzlich übernehmen müssen, weil sonst Unterricht schlicht nicht möglich ist. Diese Arbeit kann auch nicht ausgelagert werden, weil ich als Klassenlehrerin die Bezugsperson für viele meiner Schüler:innen bin. Inklusion ist z.B. politisch vorgegeben worden, wird aber nicht personell unterstützt, auch weil es nicht genug Sonderpädagog:innen gibt. Da kann ich noch so oft sagen, dass das Ausfüllen von Förderplänen nicht meine Aufgabe sei, es nützt nichts, wenn das qualifizierte Personal fehlt. Auch dies ist keine abgebbare Aufgabe, weil der/die Schüler:in mit Förderbedarf unterrichtet werden muss, um eine Einschätzung seines Förderbedarfs abgeben zu können. Ich stehe mit den Schüler:innen, die ich unterrichte in Beziehung, deshalb übernehme ich viele der aufgezählten Aufgaben gerne. Ich betreue gerade eine Referendarin und einen neuen Kollegen, der noch im Masterstudium ist. Beide sind sehr damit beschäftigt, Unterrichtsentwürfe zu schreiben. Beim Lesen der Entwürfe bemerkte ich, dass ich gar keine Zeit für solch aufwändige Stundenvorbereitung hätte (mit der Erfahrung von mehr als einem Jahrzehnt zum Glück auch nicht mehr nötig) und das Unterrichten tatsächlich den geringeren Teil meiner Arbeitszeit ausmacht. Ich bin sehr gerne Lehrerin, weil der Beruf so abwechslungsreich ist, das ist an den aufgezählten Aufgaben, von denen ich auch viele habe, zu sehen. Vollzeit kann ich das aber, schon allein um meine Gesundheit zu erhalten, nicht machen, das war in der Privatwirtschaft anders.

      1. Das du die von dir beschriebenen Tätigkeiten als Lehrerin deiner Gesundheit zuliebe nicht in Vollzeit leisten kannst, verstehe ich sehr gut. Ich war 34 Jahre Berufschullehrerin in Vollzeit und bin jetzt bald seit zwei Jahren pensioniert. Ich wohne auf dem Land und müsste daher nicht so viel Geld fürs Wohnen ausgeben, wenn ich z.B. auf eine eigene Immobilie verzichten würde. Aber wie finanzierst du als Teilzeitkraft in einer Großstadt deinen Lebensunterhalt, so dass auch eines Tages eine vernünftige Pension dabei herauskommt, von der du auskömmlich leben kannst? Meines Erachtens geht das mal wieder nur mit einem Vollzeit arbeitenden Lebenspartner als Hauptverdiener. Genau dieses wollte ich nicht. Ich wollte finanziell unabhängig sein. Und ich finde, dass ein gesellschaftlich so wichtiger Beruf so strukturiert und bezahlt werden muss, dass er die Beschäftigten zeitlich und gesundheitlich nicht überfordert und die Bezahlung einem wissenschaftlichen Studium als Eingangsvoraussetzung auch entspricht. Die jetzigen Umstände sind der Grund, warum dieser Beruf auch in der Beruflichen Bildung immer „weiblicher“ wird. Männliche Studienabsolventen lassen sich diese Arbeitsbedingungen auf Dauer nämlich nicht bieten. Vor 36 Jahren war ich an meiner ersten Dienststelle, einer gewerblich-technischen Berufsschule in Norddeutschland gerade mal eine von zwei Studienrätinnen in einem Kollegium von ca. 100 Lehrern. Vor zwei Jahren gab es an dem Berufskolleg mit ebenfalls gewerblich-technischen Schwerpunkt zum Zeitpunkt meiner Pensionierung etwa 60% weibliche und nur noch höchstens 40% männliche Lehrkräfte. Und diese Entwicklung wird vermutlich so weiter gehen, weil der Beruf für Männer mir technisch-naturwissenschaftlichem Studium kaum noch attraktiv ist. Wenn nun den Vorschlägen der Kommission folgtund die Teilzeitoptionen für alle Lehrämter aufgrund des Personalmangels stark einschränkt, kann man die heute im Dienst befindlichen Kräfte damit vielleicht „knebeln“. Für junge, vor allem weibliche Bewerber würde er aber auf längere Sicht nur zunehmend unattraktiver. Und das eben vor dem Hintergrund, dass die Männer schon länger „Nein, danke“, sagen. Da müssen wohl doch andere Ideen her. Ohne entscheidende Arbeitsentlastung und grundlegende Umstrukturierung wird es auf Dauer nicht gehen. Ein wenig Flickschusterei hier und ein wenig Zuckerbrot und Peitsche dort wird das Problem nicht lösen…

    5. Ich finde den Titel reißerisch und miserabel. Niemand fragt, was tut eigentlich eine Krankenschwester den ghanzen Tag oder was tut eigentlich ein Handwerker den ganzen Tag oder was tut eigentlich ein Arzt, wenn keine Sprechstunde ist. Warum muss hier der Eindruck erzeugt werden, Lehrer müssten diese Frage ertragen und sogar beantworten?

      Der Artikel hätte doch auch heißen können, „Was alles zum LehrerInnen-Job gehört neben dem Unterrichten“ oder „Der Unterschied von Laienkräften zu professionellen Lehrkräften“.

    6. Spannend, dass diese Überschrift und die Rückmeldungen dazu überhaupt so aufregen.
      Es gibt ja viele Berufe mit unsichtbaren Tätigkeiten.
      Und um nichts anderes ging oder geht es hier.

      Woher kommt immer diese emotionale Komponente, die bei fast allen Gesprächen/Diskussion rund um Schule mitschwingt?
      Weil alle einmal Schüler waren?

      Ich bin immer noch gerne Lehrerin, mit einem großen Anteil “Sekretärin“. Ich würde mir diesen Part einfach gerne geringer wünschen, damit mehr Zeit für die Unterrichtsplanung bleibt. Zum Vorteil vieler Kids da draußen .

    7. Eine beeindruckende Liste!
      Mich würde interessieren, für welche der folgenden, im Grunde geeigneten Tätigkeiten digital abgewickelt werden bzw. werden sollten. Damit meine ich nicht, dass die Lehrkraft Excel-Listen führt, sondern schulweite (gar landesweite!) Webportale / Tools / Intranets zur schnellen Bearbeitung zur Verfügung stehen:

      Anträge für Integrationshelfer stellen
      AoSF-Anträge stellen
      AoSF-Verfahren begleiten und „mitschreiben“
      Bücher auf Schäden kontrollieren und dokumentieren
      Bücherverwaltung
      Buchführung über Fehlstunden
      Chemikalien- Inventarisierung und ggf. beschriften
      Entschuldigungen sammeln und dokumentieren
      Essensmarken verteilen, Listen dafür führen
      Geldforderung für beschädigte Bücher ausrechnen, kommunizieren und eintreiben
      JobCenter-Bescheide kopieren, ausfüllen, einreichen
      Klassenbuch führen
      Klassenfahrten planen, buchen, Geld einsammeln, Gesetze und Bestimmungen kennen
      Lektüre- und Bücherbestellungen organisieren
      LRS-Förderpläne & Förderpläne für Minderleistungen schreiben
      Sammlungspflege in Biologie/Chemie/Physik/Technik/HW
      Unterricht vorbereiten & differenziertes Material herstellen

      Einen Blogpost über den Stand der Digitalisierung fände ich toll!

    8. Ich weiß nicht, was das immer soll: „In anderen Berufen muss man doch auch… / ist es doch auch…“. Natürlich! Aber kaum einem anderen Beruf wird so viel vorgeworfen wie den Lehrkräften und kaum eine andere Berufsgruppe wird so gebasht. Wenn dann jemand mal was dazu sagt, heißt es: „Die jammern immer nur.“ Als dürften sie ihre Meinung nicht äußern und nicht auf Fehlentwicklungen oder Missstände hinweisen oder einfach mal sagen: Hey, das stimmt so nicht. Solange sich Stammtischparolen wie „Lehrkräfte haben vormittags recht und nachmittags frei“ halten, muss man damit klarkommen, dass Lehrkräfte auch mal sagen: Schau, das mache ich wirklich!

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