Vor einigen Wochen erhielt ich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung die Einladung, an der diesjährigen Bildungsfortschungstagung in Berlin teilzunehmen. Mein erster Gedanke bei solchen Anfragen ist stets: Die haben sich geirrt. Die meinen nicht mich.
Doch auf explizites Nachfragen („Ich fühle mich ja sehr geehrt, aber ich bin nur ein Lehrer vom Dorf – meinen Sie wirklich mich?“) wurde bestätigt: Wir wissen schon, wen wir anschreiben.
Ich bin aufgeregt.
Unter dem Titel „Chance Bildung“ werden Dienstag und Mittwoch, den 14. und 15. März Praxisakteure, Wissenschaft und Politik im bcc Berlin Congress Center zusammen kommen und aktuelle Themen aus allen Bildungsbereichen diskutieren. Fokus: Wie kann Wissenschafts-Praxis-Kooperation gelingen und der Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis verbessert werden?
Ausgerichtet wird die Tagung vom Zentrum für Luft- und Raumfahrt und die völlig objektive Twitter-Community bestätigt mir: Wer für das Zentrum für Luft- und Raumfahrt arbeitet, darf sich eigentlich schon als angehender, stellvertretender Astronaut (Seiteneinsteiger) bezeichnen.
Eingeplant bin ich nur für Mittwoch und das passt mir ganz gut.
Dann steige ich Dienstag nach dem Unterricht in den Zug und bin dann Mittwoch bereit“, erkläre ich mit klopfendem Herzen beim Vorgespräch am Telefon.
„Hm“, antwortet eine neutrale Stimme am anderen Ende. „Schön wäre, wenn Sie auch am Dienstag schon hier wären.“
„Ja ja“, erkläre ich eifrig. „Aber da habe ich einen vollen Schultag und meine 5 in NW – wir machen gerade das Skelett. Wichtiges Thema.“
Eisiges Schweigen am Telefon.
Dann: „Schön wäre, wenn Sie auch am Dienstag schon hier wären.“
Wurde das nicht schon gesagt?
Kurz überlege ich, ob ich in einer Zeitschleife gefangen bin. Aber das ist Science-Fiction-Quatsch. Trotz Luft- und Raumfahrt sind wir nicht bei Raumschiff Enterprise.
Dann frage ich mich, ob mein Gegenüber vielleicht nicht mitgekommen hat, dass das schon gesagt wurde – ein Anzeichen für Choriozythose? Aber wir sind nicht bei Greys Anatomy.
Erst mein dritter Gedanke bringt Licht ins Dunkel und mein Herz setzt einen Schlag aus, ehe ich mich unwillkürlich im Stuhl aufrichte.
„Ja..“, stottere ich, „dann reise ich wohl besser am Montag an.“
„Das freut uns.“
Im Nachhinein stelle ich mir vor, wie man im Nachgang Frau Stark-Watzinger über mein Fernbleiben informiert: „Tut uns leid, Frau Ministerin, der Herr Klinge hat leider abgesagt. Der hat an dem Tag die 5d. Wichtige Stunde, hat er gesagt. Das Skelett. Aber er lässt grüßen und wünscht viel Erfolg.“
Manchmal bin ich auch ein rechter Depp – wenn das mit meiner kommunalpolitischen Karriere noch was werden will, muss ich mich mehr anstrengen.
Hey Jan Martin!
Ich wünsche dir viel Erfolg. Du wirst unsere Sache würdig vertreten. Hoffentlich hast du hinterher das Gefühl, dass deine Zeit dort sinnvoll investiert war – ich selbst glaube mittlerweile mehr daran, dass die Magie in der Zivilgesellschaft passieren muss. Aber das ist auch eine einigermaßen desillusionierte Sicht :o)…
Gruß,
Maik
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