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Familienzuwachs (eine Hundegeschichte)

Seit zwei Wochen leben ein paar Küken unter unserem Dach und sowohl Hund als auch Kinder und Familie erfreuen sich an dem aufgeregten Gepiepse. Schön zu sehen, dass wieder Leben in die Bude kommt, nachdem der Fuchs im vergangenen Jahr alle Hühner geholt hat.
Familienzuwachs (eine Hundegeschichte) 1Doch wie das so ist: Küken sehen auf Fotos zauberhaft aus (und erst recht, wenn sie auf einer Hundepfote sitzen) – aber in Wirklichkeit machen sie mehr arbeit, als es ausgewachsene Hühner tun. Sie sind noch zu klein, um nachts im Garten zu bleiben. Kälte und Fressfeinde würden ihrem kleinen Lebensglück schnell ein Ende bereiten. Der kleine Stall aber muss jeden Tag gereinigt werden, Wasser täglich dreimal erneuert, weil die Biester entweder alles austrinken, oder die Schalte umwerfen oder Pupsi-Mupsi ins Wasser machen. Es ist Arbeit. Eine Handvoll ausgewachsener Legehennen wäre sinnvoller gewesen – dann hätte ich morgens ein paar Eier statt einer Schaufel Pupsi-Mupsi.

Aber die Kinder. Die Kinder lieben sie. Und die Freundinnen der Kinder auch. Jeder will mal gucken, streicheln, füttern. Es sind, so erhoffe ich mir, prägende Erinnerungen, weil auch ich in meiner Jugend Küken großgezogen und diese Erfahrung nie vergessen habe.

Am entspanntesten mit der Situation ist unsere Hundedame. Abends, wenn man sie leise beobachtet, sieht man schonmal, wie sie auf dem Streifzug durchs Hausauch beim Käfig halt macht, als wolle sie gucken, ob auch da alles in Ordnung sei.

Zehneinhalb ist unser Australian Shepherd alt und ich habe noch nie einen so familienfreundlichen, entspannten Hund erlebt. Sie döst die meiste Zeit des Tages, bellt böse, wenn jemand Fremdes an der Tür klingelt und ist Augenblicke später handzahm, wenn meine jüngste Tochter auf ihr herumklettert.

Eigentlich wollte ich nach ihr keinen weiteren Hund – aber familär wurde mir deutlich gemacht, dass ich da nichts zu vermelden habe. Wann aber ist der beste Zeitpunkt für einen zweiten Hund? Ein bisschen denke ich: Genau wie bei den eigenen Kindern: Niemals. Es gibt immer Gründe, die dagegen sprechen.

Eigentlich wollte ich keinen weiteren Hund. Sie machen Arbeit und kosten viel Zeit.
Aber ich habe auch darüber nachgedacht, welche Entscheidungen in meinem Leben ich nicht getroffen hätte, wenn ich rein rational dran gegangen wäre. Wenn ich mich von Sorgen und Einwänden hätte leiten lassen. Und tatsächlich waren die besten Entscheidungen meines Lebens ziemlich irre und haben dann doch zu sehr viel Glück geführt.

Familienzuwachs (eine Hundegeschichte) 2

Kurz: Ich habe einen Hund gekauft. Für die Kinder natürlich.

Ich habe vergessen, wie klein und dumm so ein Welpe ist. Und wie viel Arbeit das ist. Wir können eine Sahnetorte auf dem kniehohen Couchtisch stehen lassen – und Bailey (die ältere) wirft ihr schmachtende Blicke zu, rührt sie aber nicht an. Die kleine dagegen knabbert erstmal jeden Schuh, jedes Spielzeug jede Fußleiste an. Sie versteht weder „Komm“ noch „Sitz“ oder „Aus“. Vom richtigen Ort für das Pupsi-Mupsi gar nicht zu reden.

Zwischendurch denke ich, dass etwas mehr Ruhe auch schön gewesen wäre. Neben Küken, zweijähriger Tochter und Haus und Hof.

Familienzuwachs (eine Hundegeschichte) 3Meine Hoffnung war, dass die Alte der Jungen alles beibringt. In der geheimen Hundeschule oder so. Aber das wird eher nichts.

Bailey ist und bleibt entspannt – es kümmert sie nicht einmal, wenn die Kleine von ihrem Futternapf stibitzt. Hin und wieder gibts mal einen hündischen Rüffel – davon ab lässt sie die Kleine gewähren.

In vielen Jahren, wenn ich zurückblicke, werde ich diese erste Erziehungsarbeit wieder verdrängt haben. Dann gibt es wieder nur einen entspannten Familienhund und ich werde denken: Mensch, was eine irre Entscheidung das damals war – inmitten von all dem Stress noch einen Welpen zu holen.

Aber ziemlich sicher werde ich auch denken: Gut, dass ich das gemacht habe.

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