Mitte Oktober habe ich für die Pädagogische Hochschule Steiermark eine Fortbildung „Physik von Hollywood“ veranstalten dürfen.
Während es mir leicht fällt, über Themengebiete wie Tabletschule, digitaler Unterricht oder Schulentwicklung zu sprechen, war ich hier doch arg nervös: Das Grundprinzip, Filme zur Veranschaulichung physikalischer Prinzipien im Unterricht einzusetzen hat man nach fünf Minuten verstanden – rechnet man dann noch zwei oder drei Beispiele, hat man das Thema durch. Ehrlicherweise kann man sich dann einfach mein Buch durchlesen und braucht mir nicht drei Stunden lang zuhören.
Einen ganzen Nachmittag sinnvoll füllen? Nicht so einfach.
Ich freue mich stets, wenn ich von Veranstaltern angefragt werde und doch setzt mich jedes dieser Ereignisse sehr unter Druck: Eine schlechte Schulstunde kann ich nonchalant mit etwas Humor überspielen und kann nur wenige Tage später direkt vergessen gemacht werden. Ein Vortrag vor Erwachsenen, noch dazu solchen, die Experten in ihrem jeweiligen Fachgebiet sind. Erzähle ich Mist, wird das bemerkt.
Darüber hinaus (wer mich ein wenig länger kennt, weiß das) ist mir ‚Lebenszeit‘ überaus kostbar: In wie vielen überflüssigen Seminaren, Fortbildungen und Vorträgen habe ich schon gesessen und habe meine Lebenszeit sinnlos totgeschlagen.
Wenn man aus meinem Vortrag hinausgeht, ohne auch nur einen einzigen inspirierenden Gedanken mitgenommen zu haben, dann habe ich einen schlechten Job gemacht.
Zurück zur Physik von Hollywood: Abseits einer allgemeinen Einführung in das Thema (Wieso? Weshalb? Warum?) und einigen amüsanten Beispielen habe ich einen Schwenk ins offene, differenzierte Arbeiten gemacht (Wie können die Schüler:innen möglichst eigenständig auf verschiedenen Niveaus an diesen Beispielen arbeiten? Stichwort: Lerntheke) und anschließend noch einen Bogen zum Projektunterricht geschlagen: Wie lassen sich einzelne Filmbeispiele vielleicht experimentell nachstellen?
Im vergangenen Jahr hat mein 9er Grundkurs (d.h. Hauptschulniveau) sich mit der Umwandlung von kinetischer Energie befasst und hatte die Aufgabe, einen Airbag für ein Modellauto auf einer Rampe zu bauen.
Um die Zuhörer:innen zu aktivieren, gab es kleine Arbeitsgruppen (nach Schulform differenziert), in denen die Beispiele diskutiert werden konnten. Mal ging es darum, ein gezeigtes Beispiel zu berechnen (Bruce Willis fällt einen Fahrstuhlschacht hinab und fängt sich mit den Fingerspitzen auf) und mal darum, anhand eines Filmbeispiels selbstständig Fragen und Themengebiete zu erfinden.
Rückblickend sind die drei Stunden der Veranstaltung gut gefüllt gewesen. Online-Seminare finde ich immer etwas dröge, weil man als Referent nicht mit dem Publikum „spielen“ kann. Alles ist nüchtern und monodirektional: Ich rede, die anderen hören zu. Einen Vortrag vor richtigem Publikum würde ich immer bevorzugen – aber mich nach Österreich einzufliegen… in der Liga spiele ich dann doch nicht.
Vielleicht im Sommersemester nochmal – aber ehrlicherweise habe ich das vor allem für mein Ego gemacht: Ich habe jetzt in der Vita stehen, dass ich für eine Pädagogische Hochschule (überdies im Ausland!) gearbeitet habe, noch dazu im Fachbereich Physik, was ja sowieso mein wunder Punkt ist: Viele Kapitel meines Lebens stehen unter der Überschrift: „Schade, er hat es nicht mal versucht„.