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Handys abgeben? Ja, aber nein!

Eine Woche lag hat meine Klasse ihre Handys morgens abgegeben und erst mittags wiederbekommen. Gestern haben wir die Arbeit in Mathematik geschrieben und damit ist heute wieder alles beim Alten: Wir haben die morgendliche Beratungsstunde genutzt, um uns über die Erfahrungen auszutauschen.

Ich habe zu Beginn noch einmal betont, wie wichtig mir ein offener Austausch sei: Ich würde kein Handyverbot über ihre Köpfe beschließen, ganz gleich, was sie berichteten und ich betrachte es als Wertschätzung, dass im Folgenden auch offen und ehrlich gesprochen wurde.

Eine Handvoll Kinder empfand keinen Unterschied zu sonst, alle anderen erzählten, dass sie sich deutlich besser hätten konzentrieren können. Mehr Ruhe, mehr Arbeit. Aber auch mehr Umstände: Die Geräte würden häufig als Werkzeuge benutzt, um Material zu fotografieren und dann würden sie fehlen.

Ob sie denn auch die Pausen auf dem Hof anders empfunden hätten, fragte ich. Ja, kam die einhellige Antwort: Negativ! Nur zwei Jungs empfanden das Handyverbot als positiv, alle anderen waren genervt.

So mancher erzählte, er habe regelrechte Entzugserscheinungen habt: Nicht, weil er ständig daddeln würde, sondern das Gefühl, das Handy verloren zu haben oder für die Eltern nicht erreichbar zu sein.

Verrückt und wir sprachen auch darüber, dass dies eher kein gutes Zeichen sei.

Ich fragte, welche Schlüsse wir daraus ziehen könnten? Wie könnten wir die positiven Dinge (mehr Konzentration) mitnemen und die negativen (lahme Pausen) außen vor lassen?
Vorschlag: Die Geräte werden morgens nicht eingesammelt, aber sie verschwinden aus den Hosentaschen in die Ruckäcke der Kinder. So kann man sie bei Bedarf rausholen, aber die Hürde ist etwas größer, als wenn man es schnell aus der Hosentasche zieht.

Am Ende mache ich mir keine falschen Hoffnungen: Das wird keine zwei Tage halten, wenn ich als Lehrkraft nicht permanent daran erinnere. Aber das ist auch gar nicht meinr Ziel: Ich möchte ein wachsendes Bewusstsein dafür schaffen, welches Ablenkungspotential Smartphones bieten.
Ich kann Jasmin zwingen, ins Lernbüro beim strengen Herr Kruse zu gehen – aber ich kann sie nicht zwingen, zu lernen. Stattdessen kann ich nur immer wieder ein Bewusstsein schaffen und hoffen, dass Jasmin irgendwann selbst auf den Trichter kommt, dass sie bei Herrn Kruse besser lernen kann, weil es da so still ist. Analog kann ich kein Kind davon abhalten, stundenlang an seinem Handy zu daddeln – aber ich möchte ein Bewusstsein schaffen. Für die Möglichkeiten und Gefahren.

Zweifellos werden wir das Experiment nächstes Jahr nochmal wiederholen. Vielleicht vor Weihnachten?

2 Gedanken zu „Handys abgeben? Ja, aber nein!“

  1. An unserer Schule haben wir es da einfacher: Die Verwendung von Smartphones ist schlicht untersagt, und die Geräte werden beim Unterlaufen dieser Regelung konfisziert.

  2. Pingback: Biden macht Werbung für unfreie VWL-Professoren, um mit Mike Pence die Ukraine zu retten - Vermischtes 02.04.2024 - Deliberation Daily

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