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‚Tiefstatus‘ für die Stimmung

'Tiefstatus' für die Stimmung 1Von einer Kollegin erhielt ich den Tipp, mich doch einmal in die letzte Reihe zu setzen und meine Klasse aufzufordern, „Herr Klinge“ zu spielen, mich also möglichst passend zu imitieren.

Heute Nachmittag, in der letzten halben Stunde der letzten NW-Stunde des Jahres, nachdem die letzten Referate gehalten worden waren, erschien mir dafür ein passender Zeitpunkt. Alle sind einigermaßen ferienreif und – ich schrieb es zuletzt – in den letzten Wochen habe viele eher ärgerliche Gespräche führen müssen.

Also habe ich mich zurückgelehnt und zugesehen: Dem besten Imitator habe ich ein hanuta versprochen, über den Gewinner entscheidet aber die Klasse und nicht ich. Acht oder neun Kinder meldeten sich begeistert und spielten mich nach.

Einige Aspekte empfinde ich dabei als bemerkenswert: Wenn die Kinder sich trauen, mich in meiner Gegenwart zu veralbern, zeugt das von großem Vertrauen in mich und vielleicht auch ein wenig Wertschätzung.
Zum Teil lachten die Kinder Tränen. Sowohl die spielenden, als auch die zuschauenden. Die Stimmung wurde immer alberner und die Darstellung meiner Person immer abstruser. Aber auch sehr treffende Imitationen waren dabei: Der gleiche, bekümmerte Gesichtsausdruck. Wenn ich mich in den Stuhlkreis setze, lege ich anscheinend meine Hände merkel’esk aneinander und schaue gewichtig. Mimik, Gestik und meine zu superlativen neigende Sprache: „Ich bin stolz auf dich!“ „Mega!“ Und natürlich: „Frag mich in zehn Minuten nochmal“, wenn jemand auf Toilette will. Ich habe mehr als einmal gegrinst.

An anderer Stelle („Das Klassenzimmer als Bühne“) habe ich ausführlicher über das theaterpädagogische Prinzip von Hoch- und Tiefstatus geschrieben: Indem ich mich selbst bewusst in den Tiefstatus begebe, also die Kinder über mich erhebe, kann ich mir irrwitzigerweise Respekt verschaffen: Ich nehme mich selbst nicht zu ernst, kann über mich selbst lachen.

Das war ein wichtiger Nachmittag. Bei allen (negativ konotierten) Erziehungsaufgaben ist mir immer wieder wichtig, den „Beziehungsstatus“ positiv zu gestalten. Er bildet die Grundlage für jede weitere Arbeit.

Ein Gedanke zu „‚Tiefstatus‘ für die Stimmung“

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