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ein Fahrrad aus dem Internetz

ein Fahrrad aus dem Internetz 1Vor einigen Wochen habe ich mir ein Fahrrad im Internet gekauft. Und zwar dieses hier bei Amazon: Ein Bergsteiger Alu-Mountainbike MTX.280.
Mein altes Trekking-Bike ist mittlerweile zwölf Jahre alt und ich befürchte, dass es irgendwann unter mir zerbricht. Denn ich bin in den letzten zwölf Jahren schwerer und älter geworden und die Knochen heilen nicht mehr so wie früher.

Da wir am Wald wohnen (und weil sie ein cooles Image haben und etwas jugendliches ausstrahlen) wollte ich ein Mountainbike. Und weil ich über 2 Meter lang bin, ein großes Mountainbike. Ich war etwas skeptisch, ob ich ein Fahrrad im Internet bestellen wollte – also ohne einmal drauf gesessen zu haben.
Letztlich haben zwei Gründe für das Internet und gegen den örtlichen Fahrradhändler gesprochen: Erstens: Amazon liefert mir das Fahrrad direkt nach Hause. Und Zweitens: Der Preis.
Das Mountainbike hat 319 Euro gekostet und ist auch zzgl. Schutzblech und Schloss viel, viel billiger als alles, was ich in den Fahrradgeschäften in und um Siegen bekomme. Es ist auch billiger, als viele der Fahrräder, die mir bei Ebay Kleinanzeigen angeboten werden. Kurz: Ich habe keine 1000 Euro für ein Fahrrad übrig.

Aber wird ein “Fahrrad aus dem Internetz” meinen Ansprüchen gerecht?

20140918_171301_AndroidGeliefert wurde aus Frankreich und zwar schnell. Zusammengebaut wurde auch recht zügig, zur Not helfen Youtube-Videos. Mehr als ein paar Schrauben anziehen muss man nicht.
Ich habe keinerlei Ahnung von Fahrrädern – “Scheibenbremsen” klangen cool und professionell und ich habe mich gefreut, dass mein neues Fahrrad über so coole und professionelle Bremsen verfügt. Weg mit den ollen Gummidingern, die mich über Jahre geärgert haben.
In der Praxis bin ich nicht so begeistert von ihnen. Das Einstellen der Bremsen ist eine elende Frimelei gewesen und speziell die Hinterradbremse packt gar nicht. Entweder sie blockiert schon im Leerlauf, oder sie bremst wie ein alter Waschlappen. Eher suboptimal.

Ich bin noch unschlüssig, ob der Sattel des Fahrrads die Fehlkonstruktion ist oder mein Hintern. Länger als eine Stunde kann ich darauf nicht sitzen. Vielleicht ist das aber auch eine Sache der Gewöhnung – ich habe seit Jahren keinen Sport mehr getrieben. Eventuell kaufe ich mir irgendwann einen neuen Sattel (kann man so einen richtigen Sitz von einem Liegerad statt dem herkömmlichen Sattel nehmen?) (Das würde dem Coolness-Faktor allerdings widersprechen…).

IMG_20140914_141840Abgesehen davon bin ich vollends zufrieden: Mit Tochter und Hund unternehme ich immer wieder Ausflüge in den wilden Wald. Ich bin erstaunt, mit welcher Ruhe das Mountainbike über Äste und durch Löcher fährt, ohne, dass ich davon viel mitbekomme.

Egal wie schnell ich auch fahre – Bailey ist schneller und hat auch keine Mühe, mit mir und Carolina Schritt zu halten.  Eher umgekehrt.

In jedem Fall hat sich der Kauf des Fahrrads gelohnt. Für meine Zwecke (kurze Strecken durch den Wald, hin und wieder zur Schule fahren) ist es völlig ausreichend.

Wirklich ärgerlich sind die Bremsen – die Hinterradbremse tut es kaum (und ich habe Stunden um Stunden gedreht und probiert). Sie schleift nur sanft – eine Scheibenbremse auf Zug funktioniert im Grunde nicht. Auch die Vorderradbremse ist eher bescheiden. Wenn ich beide Bremsen voll durchziehe brauche ich bei moderater Geschwindigkeit immer noch vier, fünf Meter, um zum Stillstand zu kommen. Kann man angeblich (!) beim örtlichen Händler auch nicht austauschen, weil Hydraulikbremsen zum einen nicht auf den Rahmen passen und zum anderen bald teurer sind, als das Fahrrad selbst.
Ich würde es wieder kaufen.

Natürlich fehlt zu meinem Glück noch etwas: Wenn ich schon endlich wieder etwas Sport treibe, dann brauche ich auch technische Spielereien dazu wie die Smartwatch Gear Fit. Darüber schreibe ich aber ein andernmal. 🙂


Update nach einem Jahr:
Ein Jahr ist vergangen und die Bremsen sind völlig hinüber. Musste zeitweilig mit den Schuhen bremsen, weil sie während eines Ausflugs beide den Geist aufgaben. Bremsleistung Null.
Habe mir entsprechend einem Amazon-Kommentar hier die Hydraulikbremse M615 von Shimano gekauft und anmontiert (wirklich ein Kinderspiel). Passt vorne und hinten perfekt und… was soll ich sagen: Als hätte man ein neues Fahrrad. Kann die M615 wärmstens empfehlen.
[Frustrierend in dem Zusammmenhang: Ein örtlicher Fahrradhändler erklärte mir, das sei nicht möglich. Ich verstehe den Frust, dass ich bei ihm kein komplettes Fahrrad gekauft habe – aber er hätte an Service und Bremse an mir ordentlich Geld verdient. So hat er mir erklärt, da würde keine Bremse dranpassen (mich also belogen) und mich eher nicht eingeladen, seinen Laden jemals wieder zu besuchen.]

 


Alle meine Rezensionen sind persönliche, höchst subjektive Berichte. Ich wurde von niemandem in meiner Meinung beeinflusst. Ich schreibe sie, weil ich die Kundenrezensionen bei Amazon mag und mich davon leiten lasse und ich mich beim Googeln nach bestimmten Artikeln immer darüber freue, wenn “echte” Menschen ihre Erfahrungen mit einem Produkt teilen.


 

7 Gedanken zu „ein Fahrrad aus dem Internetz“

  1. Dass es in einem halben Jahr zerfällt, ist erstmal nicht zu erwarten. Meine tägliche Radfahr-Erfahrung hat mich allerdings gelehrt, dass die Wartungsfreundlichkeit bis zu einem gewissen (Vernunft-)Grenzwert mit dem Anschaffungspreis korreliert ist. Und da ich das Rad täglich nutze, freue ich mich eben oft daran (ja, echt – fast jeden Morgen), dass ich die Bremsen höchstens einmal im Jahr einstellen muss und dass Schaltung und Beleuchtung eben einfach verlässlich funktionieren.

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