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Hin und wieder schafft es meine 10. Klasse, dass ich auf der Terrasse sitze und heulen mag.
(Natürlich heule ich nicht wirklich! Wäre ja lächerlich! Männer heulen nicht! Tsss. Aber ich “könnte”!) (Natürlich könnte ich! Ich könnte der beste Heuler von ganz Mudersbach sein!]

Wir stecken mitten drin im letzten Schuljahr.
Nebenher und zwischendurch starten all jene Rituale, die ihren Platz in diesem letzten Jahr finden.

Wir diskutieren über Örtlichkeit und Umfang der Abschluss-Party. Den Schülerinnen und Schülern wird bewusst, dass niemand einer wilden Meute feiernder Jugendlicher einfach so die Schlüssel in die Hand drücken will – nicht, ohne Gegenleistung zu fordern. Es beginnt die Suche nach einem verantwortlichen Elternteil. Außerdem die Frage, wer alles eingeladen werden dürfe.
Ich halte mich zurück, moderiere nur und versetze den Quatschtanten hin und wieder einen (pädagogischen) Tritt, damit sie nicht allzu arg stören. Eine spannende Diskussion zwischen jenen, die gerne Freunde einladen und jenen, die ungestört bleiben wollen. Überzeugt hat am Ende nackte Mathematik:

“Wenn bei 30 Leuten jeder zwei Freunde mitbringt, sind wir am Ende fast hundert! Wir feiern unseren Abschluss und ich kenne von der Party dann nicht mal die Hälfte!”

Dem Entschluss, unter sich zu bleiben, (“Es ist das letzte Mal, dass wir alle zusammen sind!”) folgen zeitnah weitere: Für nur meine eigenen Kinder bin ich bereit, als (dann ehemaliger) Klassenlehrer die Unterschrift unter jede Örtlichkeit zu setzen. [Kurze Erinnerung, falls ich das im Juni bereue: Hier ist die Entscheidung gefallen!] Meinen eigenen Kindern vertraue ich.

Darüber hinaus steht die Wahl des Abschlusspullis an.
Traditionell gewinnen hier die dümmsten Sprüche. Ein Klo mit dem Spruch “Wir ziehen ab”. Kombinationen aus Alkohol, Zigaretten und Marihuana. “Hauptsache raus!”

Solche Dinge eben. Mein eigenes Abschluss-T-Shirt von damals sticht weder durch besondere Kreativität noch eine intellektuelle Aussage hervor.
Einige sind wenig begeistert. Das wäre alles schon hundertmal dagewesen und auch nicht besonders einfallsreich. Die meisten sind unentschlossen.
Eine Schülerin meldet sich. “Herr Klinge”, schlägt sie entschieden vor. “Ich fände es schön, wenn wir Ihren Lieblingsspruch als Motto nehmen würden: ‘Es war mir eine Freude.’ Damit beenden Sie jede Stunde und es würde uns an Sie erinnern!”

VorderseiteEs gibt Momente in meinem Leben, die mir ganz kostbar sind.
Junge Heranwachsende, die sich keinen Saufspruch auf ihre Abschlusspullis drucken lassen, sondern einen, der eine positive Haltung zur Schule ausdrückt, der in einem Satz die grundsätzliche Haltung der vergangenen Jahre vermittelt – das sagt ganz viel über diese Klasse aus.

Es gibt Momente, da möchte ich sie alle am Liebsten drücken und nie, nie, nie wieder hergeben.

Denn ja (JA!): Es war mir eine Freude!

5 Gedanken zu „Es war mir eine Freude!“

  1. Pingback: Die Ruhe vor dem Sturm – halbtagsblog

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