Klassenarbeiten in Mathematik gehören für einen nicht unwesentlichen Teil der Schüler zum großen Albtraum der Schule. Chemie und Physik kann man schon irgendwie aussitzen und sich auf eine 4 retten – in Deutsch kann man immer etwas schreiben. Englisch wurschtelt man sich irgendwie durch.
Aber Mathematik…
Immer wieder höre und erlebe ich, wie Schüler plötzlich versteinert vor dem Blatt sitzen und nichts mehr geht.
Weil ich ein wirklich netter Lehrer bin, habe ich mich an mein Studium zurückerinnert: Dort ist es Usus, sich die Klausuren der letzten Jahre zu besorgen und durchzupauken. Man “stellt sich auf den Dozenten ein”.
Ich bin also dazu übergegangen, bei Klassenarbeiten zuweilen drei Gruppen zu erstellen.
Gruppe A und Gruppe B ist die tatsächliche Prüfung, jeweils für die Banknachbarn, um übermäßiges Abschreiben zu verhindern – Gruppe C aber bekommen alle Schüler schon eine Woche vorher.
Zum Üben.
“Aber dann haben am Ende doch alle eine 1” lautet ein oft vorgebrachter Einwand. Aber das stimmt nicht. Wahr ist jedoch, dass sich die Noten derjenigen Schüler signifikant verbessern, die sich zu Hause hinsetzen und üben.
Grundsätzlich steht auf dem Blatt ja nichts anderes, als eine Auswahl der Themen, die wir im Unterricht behandelt haben. In der Uni würde der Dozent sagen “Schauen Sie sich das noch einmal gut an, *wink* *wink* *blink* *blink*”. In der Schule heißt es “schaut euch die Seiten 73 bis 75 an und alles, was wir gemacht haben.”
Schüler sind davon überfordert. Sie können aus 50 Aufgaben, verteilt auf vier Seiten nicht herausfiltern, was für eine Arbeit relevant ist, und was nicht.
Und gerade in der Realschule erlebe ich es aber oft, dass viele Schüler in erster Linie mit der Aufgabenstellung in einer Klassenarbeit zu kämpfen haben. “Was will der eigentlich von mir?” ist das eigentliche Problem. Dazu kommt die Grundangst vor der bösen Mathematik – und sofort habe ich einen guten Mix, um Nasenbluten und Panikattacken bei meinen Schülern zu erzeugen.
Drei Klassenarbeiten habe ich inzwischen nach besagter Methode geschrieben – mit durchaus positivem Ergebnis. Schüler, die sich fleißig vorbereiten und viel tun, schreiben deutlich bessere Noten. Auch die Frage der „Förderung“ stellt sich nur bedingt. Wer eine Woche die genauen Aufgaben der Klassenarbeit kennt und dann nicht in der Lage ist, eine ordentliche Arbeit abzuliefern, war schlichtweg zu faul. In Einzelfällen muss man nachhorchen. Die Einserkandidaten sind übrigens zum großen Teil nicht die mathematisch Begabten, sondern die fleißigen Schüler(Innen) der Klasse.
Vom rein subjektiven Gefühl her sind aber alle Schüler glücklicher: Sie wissen, was auf sie zu kommt und das gibt erst einmal Sicherheit.Wenn auch – für einen Teil der Schüler – ein falsches Gefühl von Sicherheit.
Hallo.
Ich finde persönlich Gruppe A und B gut, aber Gruppe C —— da müsste ich ja noch noch mehr Arbeit reinstecken. Ist schon schwer genug, die ersten Gruppen gleich schwer zu machen. Und dann noch 5 Einser. Ist doch keine schlechte Klasse – oder die Arbeit zu leicht? Ich bin froh, wenn ich 2 Einser habe. Der gute alte Herr Gauss muss ja auch seine Berechtigung finden.
Gruß Christian
Nein, Gruppe C ist grundsätzlich schwerer.
Die Arbeit ist von mehreren Erfahrenen Kollegen vorher geprüft und für gut befunden worden.
Inhalte waren zum einen die Daten einer Klassenarbeit (Bestimme absolute & relative Häufigkeiten jeder Note, Prozentsatz jeder Note; Durchschnit der Arbeit und Kreisdiagramm der Verteilung). Zum anderen Größen von Basketballspielern (Ordnen, Zentralwert und Durchschnitt bestimmen; absolute und relative Häufigkeit für Spieler größer als 1,83m berechnen). Alles natürlich ohne Taschenrechner.
Das ist bei z.T. krummen Zahlen für eine 7. Klasse Realschule nicht ohne.
Und letzten Endes bin ich ja weniger Gauss verpflichtet, als vielmehr dem Lehrauftrag: In der Klassenarbeit überprüfe ich, ob die Schüler das Behandelte beherrschen – wenn das alle können, gebe ich auch gerne allen eine 1. 🙂
Mit alten Klassenarbeiten sich auf die neue vorzubereiten wird ja auch Schülern in jedem 4-Tage-Plan für Prüfungen vorgeschlagen.
A und B mache ich nicht mehr, seit wir die Trennpappen von Timetex haben. Damit spare ich mir lange Diskussionen, welche Gruppe denn die leichtere Arbeit hatte, das Korrigieren erleichtere ich mir auch damit. Nur Nachschreiber haben eine andere, schwierigere Arbeit.
Übrigens habe ich gerade eine Arbeit über Durchschnitt und Kreisdiagramme in Klasse 6 (Gym) geschrieben. Die Bewertung steht allerdings noch aus. Man könnte sich ja mal austauschen…
Unbedingt! Lehrer sind noch viel zu sehr Eigenbrödler… Du kannst meine Arbeit gerne haben 🙂
Pingback: ekelhafte Methoden… oder?! « …ein Halbtagsblog…
hallo,
hast du mit den S die Aufgaben in C durchgesprochen, sodass sie eine Lsg dazu hatten?
Nein.
Bisschen Eigenleistung muss schon da sein… 😉
seh ich auch so 🙂