Ein bisschen überrascht bin ich schon von dem Trailer für die Lehrer-Dokumentation heute abend im ZDF.
In wenigen, dramatischen Schnitten werden genervte Lehrer und prügelnde Schüler gezeigt und das Bild völligen eines Chaos präsentiert. Irre ich mich, oder ändert sich das Lehrerbild gerade in der Öffentlichkeit? Aber kann es sein, dass man bei der öffentlichen Betrachtung gerade “auf der anderen Seite vom Sattel fällt”? Von Gerhard Schröders “faulen Säcken” wandelt sich das Bild nun zu einem völlig überforderten Sozialarbeiter, der sich mit Mühe durch 41 türkische, 16 russische Schüler und nur einem einzigen deutschen Schüler in auch nur einer einzigen Klasse kämpft. Aber klar: der ganz normale Lehreralltag in einer durchschnittlichen Schule ist bei weitem nicht so aufregend, als dass man im Fernsehen darüber berichten wollte.
Der Trailer hat mich – ehrlich – erschrocken. Vorausgesetzt, er verfälscht nicht, dann darf ich freimütig behaupten, dass an meiner (Real-)Schule nicht mal im Ansatz solche Verhältnisse wie in besagtem Hamburger Gymnasium herrschen. Vielleicht sollten die Menschen in Hamburg am Ende doch dankbar sein, dass sich die Gymnasialeltern abschotten . Ich kenne auch von meinen Kollegen im Umfeld keine Schule, in der solche Verhältnisse vorherrschen.
Was mir aber (ganz unbescheiden) aufgefallen ist: Im SPIEGEL-Artikel über die Dokumentation wird berichtet, dass ein Lehrer, obwohl er selbst in der 10. Klasse Französisch abgewählt hat, eben jenes Fach nun fachfremd unterrichten muss.
Mit aller nötigen Demut darf ich an dieser Stelle auf mein OneNote-Projekt hinweisen: Durch den (kostenlosen (!), aufwandfreien (!!)) Austausch mit meinen Kollegen sammeln sich auf meinem Rechner gerade – wohlsortiert und ausgearbeitet – die Stunden in den Fächern Technik, Biologie, Chemie, Sozialwissenschaften, Englisch, Deutsch, Religion, Mathe, Physik. Wie gesagt: Ohne Aufwand. Ohne sortieren. Zwei von den aktuell neun Fächern unterrichte ich selbst – für den Rest bekomme ich Tag für Tag, Woche für Woche neue ausgearbeitete Stunden.
Fachfremd unterrichten? Ganz ehrlich – ich freu mich drauf!
Die Fernseh-Dokumentation "Immer mit Herzblut. Lehrer: Mehr als ein Job" ist am Dienstag, 11. Januar, um 22.15 Uhr im ZDF zu sehen.
Naja an meiner Schule ist schon so einiges los. Prügelnde Schüler? Klar. Chaos? Immer wieder. Aber ich will jetzt nicht irgendwelche Geschichte erzählen. Die gehen auch niemand etwas an. Aber ich könnte mir manches (ein bisschen dramatisch aufbereitet) gut als Fernsehstoff vorstellen.
Bin ich auch Sozialarbeiter? Ja. Ich finde aber wir brauchen in dem Bereich mehr „Profis“. Bedarf sehe ich. Vor allem als vertrauensvolle Ansprechpartner.
Trotzdem darf man nie das Gute vergessen: Die vielen Schulstunden, die nicht chaotisch sind und in denen die Schüler absolut konzentriert arbeiten. Die vielen Schüler, die einfach tolle Menschen sind. Momente in denen Schüler mit Herzblut an einer Sache arbeiten. Momente in denen Schüler Streitigkeiten fair unter sich regeln. Usw.
Ach ja: Ich unterrichte komplett fachfremd Musik und halb fachfremd Technik (kein 2. SE). Das macht mir beides sehr viel Spaß. Aber ich merke doch, dass mir in beiden Fächern das Referendariat fehlt. Eine Zeit in der man intensiv über das fachspezifische Unterrichten nachdenkt.
Mann, Mann, Mann….
Was ist los im „akerdemichen“ Lager?
Gleich den Wiederholungsfehler in nur wenigen Zeilen:
…Momente KOMMA in denen Schüler mit Herzblut an einer Sache arbeiten. Momente KOMMA in denen Schüler Streitigkeiten fair unter sich regeln.
Und noch einen:
…Eine Zeit KOMMA in der man intensiv über das fachspezifische Unterrichten nachdenkt.
Also ich fand die Reportage ziemlich gut – keine Ahnung was der Trailer gezeigt hat, aber für mich wirkte die Darstellung sehr realitätsnah, fast wie KKG-Alltag nur aus anderer Perspektive.
ja, sehe ich ähnlich. Nur der „Gangster-Rap“ als Intro zu Beginn und am Ende hätte nicht sein müssen – in dem Stile war der Trailer gedreht.
Mal sehen – es kommt ja noch ein zweiter Teil 🙂