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Letzte Woche hatte ich zwei tolle Elterngespräche. Eines betraf eine Schülerin meiner Klasse, der in der Pause das Handy von einer Kollegin abgenommen wurde.

“Und wann bekomme ich das wieder?”, fragte die Schülerin. “In einer Woche”, gab die Kollegin zurück, und fügte etwas flapsig hinzu, “aber natürlich können auch deine Eltern vorbeikommen, und es sich abholen!”

Diese Bemerkung nahm sich die Schülerin zu Herzen, rief ihre Mutter an und die kam zwanzig Minuten später in die Schule, um besagtes Handy abzuholen. Für uns Lehrer ist so etwas immer eine angespannte Situation, die leicht in offenem Disput eskaliert (“Ihr Kind hat…!” – “Mein Kind würde nie…!”).

Ich konnte mir etwas Zeit nehmen, um mit der Mutter ins Gespräch zu kommen. Wenn sie das Handy jetzt mitnähme, dann würde sie ihre Tochter im Grunde vor den Konsequenzen der Lehrer schützen – und am Ende kann dies dazu führen, dass die Tochter Eltern und Lehrer gegeneinander ausspielt: Wir Lehrer haben keinerlei Handhabe mehr, weil “Mama sie immer raushaut”.

Wir haben Fälle, in denen die Kinder vor Nacharbeit, vor Hausaufgaben, vor Sportunterricht und eben eingesammelten Handys “beschützt” werden. Mit der Folge, dass die Sprößlinge sich immer mehr erlauben und schließlich “die Kurve nicht kriegen”.

“Wenn Sie jetzt aber”, erklärte ich jener Mutter, “das Handy hierließen, würden Sie Ihrer Tochter deutlich zu verstehen geben, dass Lehrer und Eltern am gleichen Strang ziehen. Dies Sie unsere Arbeit voll unterstützen. Auch auf die Gefahr hin, dass das Wochenende mit Ihrer Tochter nicht so schön wird, wenn sie erfährt, dass das Handy in der Schule bleibt… Zwinkerndes Smiley

Die Mutter verstand den Punkt und schob das Handy zurück. “Das sind Punkte, die ich gar nicht bedacht hatte. Behalten Sie es bis Freitag. Ich stimme Ihnen absolut zu.”

Großartig! Natürlich wird die Tochter zu Hause schimpfen. Auf die doofe Mutter. Auf die doofen Lehrer. Und überhaupt.
Was sie nicht erkennt ist, dass ihre Mutter nun im Lehrerzimmer höchste Achtung genießt. Sie ist nämlich jemand, die uns unterstützt. Die uns Lehrer nicht als “Feinde” sieht. Die mit uns aktiv daran arbeitet, dass ihre Tochter eine richtig tolle Karriere in der Schule machen wird. Und natürlich wird dies wiederum Einfluss auf die Schulkarriere der Tochter haben.

Einfach schön! Solche Elterngespräche wünsche ich mir öfter!

3 Gedanken zu „tolle Elterngespräche“

  1. SUPER!
    Genau so sehe ich das auch 🙂
    Das Problem an der Schule meines Sohnes:
    Lehrern fällt leider keine Handhabe ein um Fehlverhalten der Schüler angemessen zu quittieren…
    Beispiel: Mein Sohn ist leidenschaftlicher „Kippler“…
    Strafe des Lehrers: „Bring doch nächste Woche mal nen Kuchen mit“…
    Super, da ist eher die Mutter bestraft 😉
    Ich sehe es als gut und richtig an, dass Kinder Konsequenzen tragen lernen müssen (natürlich angemessen und in logischem Zusammenhang!)… aber ich mache die Erfahrung, dass dies vielen Lehrern (vielleicht auch durch Helikopter-Über-Beschützer-Eltern) nicht mehr so oft gelingt.

    LG,
    Tina

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