Die nächsten anderthalb Wochen werde ich eine Menge Dinge zum letzten Mal tun und aus Chronistensicht bedarf es einer objektiven Berichterstattung.
Heute waren wir das letzte Mal gemeinsam im Theater. „Unerhört“ hieß das Stück und nicht nur, dass wir unsere schuleigene Theatergruppe genießen durften – die Schülerinnen und Schüler sind auch der Vertreter für das Land NRW bei einem bundesweiten Schultheaterfestival.
In „Unerhört“ begleiten wir einige Spielzeuge auf der Bühne (mitsamt meinem Riesenstuhl!), die ihr Kind aufwachsen sehen. Und die zuvörderst miterleben, dass jenes Kind an Grenzen stößt, beschnitten wird. Die Mutter weiß alles besser, der Vater hat schon viel erlebt und die Lehrer setzen mit ihrer Fantasielosigkeit enge Grenzen. Nach und nach wird das Kind älter. Und kleiner. Die Siegener Zeitung hat einen ganz wunderbaren Artikel über das Stück verfasst.
Im Nachgespräch wird es spannend. Die Schauspieler fragen meine Schüler, was sie mitnehmen und fragen uns Lehrer, ob wir uns in den Szenen wiedererkennen. Und an dieser Stelle wird der aufregende Bruch sichtbar, der eine kindliche von einer erwachsenen Welt trennt: Dort die Kinder, die ihre Stimme erheben und Forderungen stellen, Ideen einbringen und Anklagen erheben und hier die Erwachsenen, die abwägen, die Zwängen unterworfen sind und unbedachte Aspekte bedenken müssen. Und genau dazwischen: Meine Abschlussklasse.
Jung genug, um frech und aufmümpfig zu sein, um die Stimme zu erheben und auch mich argumentativ anzugehen. Aber erwachsen genug, um sich selbst zurückzunehmen, Entscheidungen zu akzeptieren und sich weiterzuentwickeln.
Ich habe vor Jahren gehofft, meinen Schülern eine Wertschätzung fürs Theater, für Kultur im Allgemeinen mitzugeben und auch dieses letzte Mal gab es niemanden, der auf das Stück verzichten wollte.
Ein letztes Mal Theater: Es hat sich wieder und wieder und wieder gelohnt.