Seit bald drei Jahren arbeitet meine große Tochter in der Schule nur noch mit einem Tablet. Nach zwei Versuchen mit Android-Geräten ist sie vor ziemlich genau einem Jahr auf ein Surface Go umgestiegen. Da in den kommenden Tagen der Nachfolger, das Surface Go 2 präsentiert wird, ist es Zeit, sich den Vorgänger noch einmal anzusehen und ein kleines Fazit zu ziehen.
Zum Einstieg in die „Digitalisierung von unten“ hatten wir ein gebrauchtes Samsung Galaxy Note 10.1 bei ebay kleineinanzeigen für rund 120 € erworben. Bis zu einer verunglückten Physikstunde mit starken Magneten tat es seinen Dienst und wurde schließlich von einem Galaxy Tab S3 abgelöst. Über das Tab S3 lohnt es sich, an anderer Stelle ein Wort zu verlieren – nur soviel: Empfehlen würde ich das Gerät niemandem. Es ist mit der Zeit unglaublich träge geworden.
Im letzten Jahr an Ostern dann der Wechsel zu einem Surface Go.
Das lag zum einen daran, dass die OneNote-App, die meine Tochter für die Mitschriebe in der Schule nutzt, in der Android-Version immer das Gefühl von Beta-Status vermittelt. Viele Funktionen fehlen und obwohl man prima mitschreiben kann, sind die Stifte bis heute eher rudimentär umgesetzt. Außerdem ist mir wichtig, dass meine Kinder nicht nur lernen, Apps zu starten und auf Icons zu klicken, sondern ein Verständnis für Computerbedienung und Dateisystem bekommen. Und zu guter letzt: Ich habe eine Schwäche für technisches Spielzeug und suchte einen Vorwand, solch ein Gerät im Haus zu haben (ich hätte das Surface Studio gerne zurück!).
Das Surface Go gibt es in zwei verschiedenen Ausstattungen, die sich im Kern in zwei Aspekten unterscheiden:
- Variante mit 4GB Arbeitsspeicher und 64 GB (langsamem) Festplattenspeicher
- Variante mit 8GB Arbeitsspeicher und 128 GB (schnellem) Festplattenspeicher
In (professionellen) Testberichten werden beide Geräte häufig sogenannten Benchmark-Tests unterzogen, die in der Praxis jedoch keinerlei Bedeutung haben. Kopiert man eine größere Datei von einem USB-Stick auf beide Geräte, wird man kaum einen Unterschied bemerken. Vom Abspeichern eines Word-Dokuments aus der laufenden Nutzung heraus ganz zu schweigen. Wird das Surface Go zum reinen Office-Betrieb genutzt, ist auch das kleinere Modell absolut tauglich – dieses nutzt auch meine Tochter.
Im nun dritten digitalen Schuljahr mit allen digitalen Aufschrieben dieser Zeit, dazu eingescannte Arbeitsblätter, Referate und kurze Filme von Chemie-Experimenten sind auf dem 522g leichten Surface Go immer noch 25 GB frei.
Der Akku hält im Schulalltag locker durch und auch die Leistung des Geräts ist nicht so schlecht, wie sein Ruf: Über die in Windows intergrierte Gamebar (Windows-Taste+G) lassen sich problemlos Bildschirmaufzeichnungen aufnehmen und abspeichern (Win+ALT+R).
Äußerlich sieht man dem Surface Go die 12 Monate Schultasche nicht an. An der Rückseite gibt es bei genauer Betrachtung einige Kratzer von den Schultischen, aber davon ab würde es bei Amazon als neuwertig durchgehen.
Ersetzt werden mussten in der Zeit nur die Stiftbatterie und die Stiftspitze, die sich – wie auch bei meinen Schülerinnen und Schülern – relativ bald abnutzt. Aber Ersatz ist nicht schwer zu bekommen.
Gefragt nach Verbesserungswünschen am Nachfolger fällt meiner Tochter auch nach längerem Grübeln nichts ein. „Vielleicht, dass der Akku noch länger hält?“, meint sie achselzuckend. „Für die Schule reicht’s – aber für Netflix im Bus wird’s dann knapp.“
Das amüsiert mich ein wenig – war doch mein Fazit für das Surface Pro 4 das gleiche: Der perfekte LehrerPC. Obwohl mittlerweile das Surface Pro 7 für deutlich weniger Geld erhältlich ist, als ich damals für das 4 bezahlt habe, gibt es einfach keinen rationalen Grund für ein Upgrade.
Wenn nun in wenigen Tagen das Surface Go 2 präsentiert wird, werden sie dem Gerät einen besseren Prozessor spendiert und die Größe der Festplatten vermutlich verdoppelt haben. Das ist nicht spektakulär. Es wird gewiss nicht den gleichen Hype entwickeln, wie die Sensation, dass man am iPad jetzt (endlich) auch mit einer Maus arbeiten kann.
Aber es ist ein richtig gutes Gerät zum Arbeiten. Und mehr braucht es manchmal auch nicht.
Lieber Jan-Martin,
Schönes, praxisorientiertes Review, danke dir! Liebäugele auch schon einen Weile mit dem Surface Go als Ersatz für ein Uralt-iPad Mini für die Kinder. Da helfen so berichte weiter, weil sie eben keine „realitätsfernen“ Benchmarks usw enthalten.
Viele Grüße
Martin
Hallo.
Ich habe gerade einige Beiträge von dir über den Einsatz von Tablets in der Schule gelesen.
Habt ihr in jedem Raum und an jedem Beamer so einen Wireless Adapter zur Übertragung?
Oder bist du den ganzen Tag in einem Raum?
Ivo
Wir haben die in jedem Raum installiert, weil inzwischen auch fast alle Kollegen mit Surfaces arbeiten.
Interessant deine Beobachtung zum Tab S3, das ich jetzt auch seit über zwei Jahren habe. Ich habe auch das Gefühl, dass das Gerät schneller in ein gewisses Alter kommt als das gute alte Galaxy Note 8.0, das ich über vier Jahre hatte. Vor allem das Booten dauert bei mir echt erstaunlich lang. Für den Unterricht ist das jetzt nicht wirklich tragisch, aber schnell mal anmachen um was nachzusehen ist nicht. Wenn das Gerät mal weg muss, werde ich aber wohl zu iOS schwenken. Zwar etwas unwillig, aber da wird der Trend wohl hingehen.
Ja, bin da wirklich enttäuscht. :-/
Werde demnächst noch ausführlicher dazu schreiben (mehr aus Lust am schreiben als aus Lust am Gerät)
Wenn du Inspiration brauchst : https://herrmess.de/2018/02/20/der-neuzugang-samsung-tab-s3/ war damals mein Ersteindruck. Auch damals schon gedämpft happy. Mich hat vor allem gestört, dass der Stift kaum noch pfiffige Features aufwies wie damals beim 8.0. Da hab ich echt was vermisst…
Dass Windows alles, was darauf läuft an Microsoft sendet und so das gesamte Leben ausspioniert wird, merkt natürlich keiner? Jeder weiß es, alle lassen es sich gefallen. Was ist nur aus der Welt geworden? Reicht es nicht mehr für simples Nachdenken und konsequentes Handeln, dem Verbannen von Microsoft?
Android ist übrigens nicht besser, Google macht das genauso.
Man muss schon ein freies Linux benutzen, wenn man nciht jeden bis in jede kleinste Ecke des Privatlebens lassen will. Aber das würde ja ein Mindetsmaß an Nachdenken erfordern.
@Dennis: Freies Linux ist in der Schule UND in der Lebenswirklichkeit völlig illusorisch. Habe damit gehadert, hilft auch nichts.
Witzig der Passus über Apples Mausunterstützung… Hammerinnovation, das
Hallo Jan-Martin,
ich liebäugele schon lange über die Anschaffung eines Surface. Mich würden die inneren Werte deines pro 4 interessieren. Ich überlege ob das pro 7 mit i3-Prozessor und 4GB RAM für den Lehreralltag ausreicht oder ob ich die 150€ mehr in die Hand nehmen und gleich zum Gerät mit i5 und 8GB RAM greifen sollte.
Bei den ganzen Reviews auf youtube wird man ganz wuschig und ich fände die Einschätzung eines Kollegen hilfreicher.
Beste Grüße
Florian
Mein Pro 4 hat einen i5 mit 8GB RAM und das würde ich auch immer empfehlen.
Meine Frau hat ein Surface Pro mit m3 und 4GB und auch das läuft bei Office-Anwendungen flüssig. Aber will man dann doch irgendwann mal mehr machen, ärgert man sich schon über den geringen Speicher.
Entscheidender ist meines Erachtens aber die Festplatte – bei Neukauf würde ich mir zumindest genau überlegen, ob 128 GB ausreichen. Gerade als Lehrer hantiert man dann doch oft mit Bergen von Materialien und Filmen, die man im Unterricht zeigt. 256 GB würde ich immer dringend anraten (obwohl ich noch zusätzlich eine 128 GB SD Karte drin habe und meinen OneDrive-Speicher darauf geschoben habe).
Hallo Jan-Martin,
Erst einmal ein frohes Neues!
Wir überlegen für die Tochter (12) ein Surface Go 2 anzuschaffen. Es soll auch eine Kinderschutzsoftware installiert werden. Das geht meines Wissens nach nur, Wenn man den S Mode von Windows 10 beendet.
Wie ist eure Erfahrung mit der Nutzung als Tablet ohne S Mode?
Schönen Gruß,
Björn
Meine Tochter nutzt das 1er ohne S Modus und es ist halt ein normaler Computer. Würde das Gerät immer wieder kaufen.