„Arbeitslehre Technik“ ist im Distanzunterricht ohne Werkstatt eine Herausforderung: Um meine Kurse auf einen Vortrag vorzubereiten und ich sie nicht mit Texten langweilen will, erstellen wir Lernplakate und Merkzettel zu den Inhalten. Die lassen sich in 6 Schritten mit beeindruckenden Grafiken aufpolieren.
Distanzunterricht ist anstrengend.
Weder kann ich mit meinen 9ern am Hühnerhaus weiterbauen noch mit den 8ern wirklich Elektrotechnik betreiben. Es ist einfach was anderes, ob man mit echten LEDs, Widerständen und Transistoren hantiert oder „nur“ in einer interaktiven Simulation herumspielt.
Ich weiß, wie anstrengend der Distanzunterricht für die Schülerinnen und Schüler ist und erlebe das durch die Augen meiner Kinder hautnah mit. Aus diesem Grunde habe ich mich dagegen entschieden, meine Kurse mit theorielastigen Texten zu beschäftigen und habe eine, nunja, künstlerisch-kontemplative Alternative im Sinn.
Präsentationen, Lernplakate, Vortrag halten
Meine Schüler sind angehalten, Merkplakate zu den wichtigsten Begriffen dieses Halbjahres zu erstellen. Vor Augen habe ich etwa so etwas:
Bedingung war, dass sowohl Zeichnung als auch Text handschriftlich zu verfassen seien. Dieser Entscheidung liegen einige Überlegungen zugrunde: Viele meiner Schüler haben eine echte Sauklaue. Linien sind eher eine Empfehlung, ebenso wie Rechtschreibung oder der Einsatz von Farben.
Das gleiche Plakat lässt sich mit einem Bild aus dem Internet und einem kopierten Text binnen 5 Minuten erstellen – im Kopf wird davon aber nichts hängen bleiben. Müssen sie es handschriftlich erstellen, dauert das länger und die Beschäftigung mit dem Inhalt ist intensiver. Außerdem, so hoffe ich, übertragen sich Ordnung und erlernte Fähigkeiten auch auf die Mitschriebe anderer Fächer. Zudem hat zeichnen auf viele Menschen einen beruhigenden, entspannenden Einfluss. Nicht ganz unwichtig in der aktuellen Zeit.
Wie erstellt man so eine Grafik?
Den Text hinzubekommen ist nicht schwer – wie aber sieht es um die Grafik aus? Auch das ist mit etwas Know-How gar nicht schwierig. Als Beispiel soll dieses Bild eines Gehirns dienen, das in einem fiktiven Biologiekurs zur Anwendung kommt:
Obwohl ich mich für zeichnerisch völlig tiefbegabt halte, habe ich für diese Zeichnung nur wenig mehr als fünf Minuten benötigt.
Schritt 1: Vorlage suchen
Zunächst suchst du dir im Internet ein passendes Bild, z.B. indem du bei Google einfach nach „Gehirn Bilder“ suchst und dann auf die Bildersuche wechselst.
Hast du ein passendes Bild gefunden, kopierst du es und fügst es in dein digitales Notizbuch ein. Ich nutze dafür OneNote, auf dem iPad gibt es neben GoodNotes auch viele weitere Alternativen.
Schritt 2: Ausmalen
Anschließend beginne ich, das Bild stumpf auszumalen. Ich nutze dafür (aus Gründen, die ich gleich noch erkläre) gerne pastellige, also weiche Farben: hellgelb, sanftrosa, türkis, etc. Ohne Rücksicht auf Details male ich einfach über das Bild drüber…
Ist das geschafft, markiere ich meine Zeichnung und schiebe sie an die Seite:
Sieht jetzt noch nicht so hübsch aus – für einen Vortrag reicht das noch nicht.
Schritt 3: Konturen zeichnen
Nun wechsle ich zurück zum Bild und male mit einem schwarzen Filzstift die Ränder und Konturen des Hirns nach. Auch hier halte ich mich nicht akribisch an die Vorlage – aber das ist bei vielen Hirnwindungen auch ein dankbares Beispiel. Wenn das fertig ist, markiere ich meine Zeichnung und schiebe auch sie zur Seite:
Schritt 4: Überlagern der Bilder
Die Konturen schiebe ich nun über die farbig ausgemalten Flächen aus Schritt 2. Bei OneNote, das nicht mit verschiedenen Ebenen umgehen kann, muss ich deshalb die Konturen erst nach dem Ausmalen angehen, sonst verschwinden sie im Hintergrund. Beides überlagert sieht schon ganz gut aus:
Schritt 5: Details, Details!
Das Bild gewinnt merklich an Profil, wenn man noch Details hinzufügt. Mit einem Textmarker und nun kräftigen Farben male ich die Ränder jeder Fläche an. Dabei folge ich keinem besonderen Leitsatz, sondern mehr meinem Gefühl:
Schritt 6: Beschriftung
Ganz am Schluss folgt noch die Beschriftung:
Insgesamt wirklich kein Hexenwerk, aber es sieht deutlich beeindruckender aus, als ein stumpf aus dem Internet eingefügtes Bild.
Fazit: Der nächste Vortrag kann kommen
Natürlich finden nicht alle meine Schüler diese Aufgabe super – aber das ist auch nicht zu erwarten. Im Idealfall wiederholen sie jedoch nicht nur die Theorie von Transistor, LED und Kondensator, sondern lernen auch, ihre Aufschriebe in anderen Fächern ein Stück weit aufzupimpen. Ich denke da vor allem an Lernskripte fürs Abitur oder Studium. Oder natürlich das nächste Referat.
Alle meine Merkplakate gibt es als Download an dieser Stelle.
tl;dr
In diesem Video kannst du dir anschauen, was ich hier mühevoll niedergeschrieben habe.
Danke für die Anregung! Ich bin schon lange auf der Suche nach einer Möglichkeit, individuelle Landkarten für meinen Blog zu gestalten. Da werde ich mal gucken, ob das auch so klappt!
Beste Grüße
Ulrike
Ich war immer schon beeindruckt von deinen tollen Zeichnungen. Interessante Technik, die ich mit Sicherheit kopieren werde 🙂
Habe ich die angekündigte Erklärung, warum du so gerne Pastelltöne einsetzt überlesen oder fehlen die tatsächlich?
Ach, nicht deutlich genug: Hinterher die vertiefende Farbgebung mit dem Textmarker wird mit kräftigen Farben gemacht. Dafür ist es sinnvoll, wenn die Farben vorher eher hell und sanft sind.
Klingt sehr durchdacht, danke für die Erläuterung 🙂
Noch was anderes: Gibt es eine Möglichkeit, dass man per Mail benachrichtigt wird, sobald ein eigenerer Kommentar beantwortet wurde?
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