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„Leider geil..“ – Das Samsung Galaxy Fold 2

Seit ein paar Tagen nenne ich das „Samsung Galaxy Fold 2“ mein Eigen und muss sagen: Das Gerät ist wirklich porno – aber ich war lange unschlüssig, ob es mich am Ende in seiner Gänze überzeugt.

Samsung Galaxy Fold 2

Der Vorgänger: Das Galaxy S20+

Während mir Ausstattung und Qualität meines Autos völlig egal sind, sieht das bei Geräten, mit denen ich stundenlang arbeiten muss, anders aus: Mittelmäßige Technik würde mich Tag für Tag nerven, darum bin ich bei Smartphone und Laptop ziemlich schmerzfrei, was die Kosten angeht.

Im vergangenen Jahr habe ich das Samsung Galaxy S20+ genutzt, welches Amazon im Rahmen irgendeiner Aktion mal günstig vertrieben hat. Das S20+ unterscheidet vom aktuellen Nachfolger S21+ in so wenigen Details, dass ein Upgrade wirklich lächerlich wäre. Man tauscht eine dezent verbesserte Kamera gegen den Speicherkartenslot ein.

Mit dem S20+ wäre ich auch noch eine Weile glücklich geblieben, wenn mich meine eigene Irrationalität, der Spieltrieb und die Neugierde nicht in neue Gefilde getrieben hätten.

Der erste Eindruck bleibt – weil er oft stimmt.

Nur eine Zehntelsekunde braucht das Gehirn, um ein Urteil über ein Gegenüber zu fällen. Neue Geräte verzaubern uns oft von Anfang an. Als ich mein Surface Pro ausgepackt habe, war das wie ein kindliches Weihnachten. Doch nicht immer ist der erste Eindruck überschwänglich: An das seinerzeit große Display des Galaxy S7 Edge musste ich mich einen Nachmittag gewöhnen, bevor ich es nicht mehr hergeben wollte.

Front & Kameras.

Fold 2 - zugeklappt

Auch das Galaxy Fold 2 ist erst einmal gewöhnungsbedürftig. Lang und schmal und schwer wie ein Goldbarren wirkt es. Das Format des Frontscreens ist ungewohnt: Zu groß, um nicht beachtet zu werden aber zu klein, um wirklich von Nutzen zu sein.
Hm.

Auf der Rückseite offenbart sich, dass ich kameratechnisch nun schlechter dran bin: Das S20+ hatte eine 64 MP Telefotokamera (jetzt nur 12 MP) und außerdem einen Tiefensensor für hübsche Bokeh-Effekte verbaut. Das fühlt sich nach Rückschritt an.

Das Innere

"Leider geil.." - Das Samsung Galaxy Fold 2 1

Seinen Zauber entfaltet das Smartphone beim Aufklappen: 7,6 Zoll pure Pracht. Das ist schon sehr abgefahren. Ebenso butterweich wie die Animationen fühlt sich jedoch auch der Bildschirm als solcher an: Das Plastik ist weit entfernt von Gorilla-Glas und sammelt nicht nur Fingerabdrücke en masse (womit ich leben kann), sondern fühlt sich an, als würde jeder Krümel sich unbarmherzig ins Display drücken lassen.

Ich weiß nicht, wie lange das in der Praxis hält. Und obwohl der Tech-Youtuber Latrell Jennings das Galaxy Fold 2 auf seinem Kanal ins Wasser wirft und sogar einfriert, ohne das Folgeschäden zu bemerken sind, ist das Gerät offiziell nicht gegen das Eindringen von Staub und Wasser geschützt. Hm. Hm.

Square Home launcher

Ebenfalls so semi ist die Tatsache, dass ich meinen geliebten Square-Home-Launcher nicht mehr nutzen kann. Die Reminiszenz an das Windows Phone durch die Kacheloberfläche ist mir sehr ans Herz gewachsen und nicht einmal den Nova Launcher habe ich so lange genutzt.

Tatsächlich lässt sich ausschließlich die Samsung-eigene One UI Oberfläche nutzen – und auch die ist nur so mittelprächtig angepasst: Zwar kann ich beide Bildschirme unabhängig voneinander mit Widgets ausstatten, aber ob die Apps frei herumliegen oder in Ordnern sortiert sind, läuft innen wie außen synchron. Ich kann also nicht alle Apps auf dem schmalen Außenbildschirm in Ordner verfrachten und auf dem großen inneren einzeln verteilen.

Hm.

Und trotzdem: Leider geil!

Zwei Tage habe ich ernsthaft mit mir gehadert, das Gerät wieder zurückzugeben. Zwei Tage, in denen ich mich über die Kamera geärgert und den weichen Plastikbildschirm argwöhnisch beäugt habe.

Und trotzdem.

"Leider geil.." - Das Samsung Galaxy Fold 2 2

Drei Monate lang hatte ich ein iPad Pro auf meinem Schreibtisch liegen und dann nochmal eines über den ganzen Sommer. Drei Monate, in denen ich vergeblich nach einem Nutzen gesucht und immer wieder frustriert aufgegeben habe.

Das Fold 2 dagegen springt mir in seinem Nutzen immer wieder entgegen: Die App Palabre grast für mich etwa 50 Blogs und Newsseiten ab – und bitte wie abgefahren sieht das aus? Was auf einem richtigen Tablet ob der Vielzahl der Karten zu unübersichtlich wird und auf dem Handy nur als reduzierte Liste funktioniert, ist jetzt absolut perfekt.

eReader

Wenn man nicht unbedingt einen Kindle braucht, setzt sich das Galaxy Fold 2 als ebook-Reader besser in Szene, als man es von einem Smartphone erträumen könnte.

Offensichtlich ist natürlich, dass sich YouTube-Videos und Filme auf dem Gerät besser anschauen lassen, als auf einem regulären Smartphone – aber ich bin nicht so der große Medienkonsument (Obwohl das schon wirklich abgefahren aussieht!).

Komoot

Spannender, weil wirklich angenehmer, sind die Kleinigkeiten: Ich wandere viel und auf einem Tablet lassen sich auch unterwegs Wanderwege besser sehen und planen, als auf einem Smartphone.
Das allein wäre kein Grund für das Fold 2 – aber in Summe führen all diese Aspekte ziemlich schnell dazu, dass man das Gerät nicht mehr hergeben will.

Auch das Frondisplay nutze ich mit Beginn des zweiten Tages weit öfter, als zu Beginn. Kurz Termine checken. Schnell per Signal* antworten. Durch den Twitter-Feed scrollen. Hörbuch anschalten. Die geringere Bildwiederholfrequenz ist mir durch den speziellen Einsatz nicht aufgefallen.

Fazit: Das Samsung Galaxy Fold 2

"Leider geil.." - Das Samsung Galaxy Fold 2 3

Genau wie eine Smartwatch würde ich das Fold 2 nie empfehlen. Es ist ein Gerät für Tech-Enthusiasten und/oder User mit einem speziell darauf zugeschnittenen Anwendungsbereich. Mit Gewicht und Fragilität des Faltbildschirms muss man leben. Der spürbare Knick in der Mitte ist im Alltag übrigens kaum zu bemerken – man streicht ja doch meist vertikal (zum scrollen) und nur selten horizontal.

Wer aber weiß, was er sucht, erhält mit dem Samsung Galaxy Fold 2 ein Gerät, über dass ich sagen muss: Leider geil.


*: Nachdem ich mein Whatsapp-Konto gelöscht habe, sind vergangene Woche auch Facebook und Instagram gefolgt. Das hat schmerzhafte Auswirkungen auf die Besucherzahlen dieses Blogs – aber ich kann nicht über die Datenkrake Facebook schimpfen, während ich sie gleichsam füttere.
Jene Freunde und Bekannte, die mich nicht auf diesen Kanälen nicht mehr erreichen: Twitter toll. Signal ist wunderbar. Und bei Telegram bin ich wegen der Gruppen auch zu finden.

2 Gedanken zu „„Leider geil..“ – Das Samsung Galaxy Fold 2“

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