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Ein Leben ohne Facebook & Co

Vor ein paar Wochen – und nicht zuletzt nach der Dokumentation „The Social Dilemma“ habe ich mich von Whatsapp, Facebook, Instagram und einigen weiteren Diensten abgemeldet. Stand heute hat es einer wieder zurück auf mein Handy geschafft.

Ein Leben ohne Facebook & Co 1Ich bin Vegetarier. Nachdem ich als Jugendlicher die eigenen Hühner großgezogen und später selbst geschlachtet und gegessen habe, traf ich die Entscheidung: „Das brauche ich nicht.“
In all den Jahren bin ich – so hoffe ich – meinen Mitmenschen nicht übermäßig damit auf den Senkel gegangen, habe mich aber auch klar positioniert: Auch am Fleischkonsum geht die Welt zugrunde.
Interessant ist, dass mir häufig eine Rechtfertigung entgegenschlägt, warum man selbst nicht Vegetarier sei. Es ist, als würde man wissen, dass das zwar schlecht sei, aber man redet sich irgendwie schön: „Jaja, wir essen auch nur ganz selten Fleisch und wenn, dann vom Biobauern.“

Hin und wieder tritt an die Stelle der Rechtfertigung eine Salve von Vorwürfen: „Ja, aber ganz koscher bist du doch auch nicht: Sind das nicht Lederschuhe? Fährst du nicht ein Auto? Immer ein neues Handy? Besonders nachhaltig ist das aber nicht!“
Auch hier spricht vielleicht das gleiche Schuldbewusstsein: „Mist, mein Fleischkonsum ist zwar kacke, aber der Jan ist ja auch kein Heiliger!“

Facebook, Whatsapp & LinkedIn

Exakt die gleichen Reaktionsmuster sprangen mir entgegen, nachdem ich Whatsapp & Co von meinem Handy warf. „Ja, ne, ist auch sicher richtig. Aber ich könnte das nicht.“ und „Ach, aber Twitter ist jetzt besser, oder was?“

FacebookVier Wochen Frist räumt Facebook mir ein, ehe mein Konto vom Zustand „deaktiviert“ in „gelöscht“ übergeht. Kurz vor erreichen der Frist verspüre ich aktuell kein Bedürfnis, zurückzukehren.
Als Netzwerk bestand der Zweck für mich ursprünglich darin, mit Leuten in Kontakt zu bleiben. Aber das entspringt einer Zeit, als es keine Alternativen gab. In den letzten Jahren verkam Facebook für mich zu einer reinen Werbeplattform, die darüber hinaus auf zwielichte Art und Weise (Stichwort: „Cambridge Analytica“) mit den erlangten Daten umgegangen ist. Abgehakt.

Auch Whatsapp wird mich vorerst nicht wiedersehen – zu eng ist der Dienst mit Facebook verknüpft und ich habe großen Zweifel, ob die erlangten Metadaten nicht ebenfalls missbraucht werden: „Oh, Herr Klinge, Sie sind nachts wach? Da haben wir spezielle Angebote für Sie!“
Einerseits bin ich in keinerlei relevanten Gruppen zur Organisation von Fußballmannschaften oder Klassenpflegschaften Mitglied, andererseits auch so ignorant, dass ich niemandem Rechenschaft über meinen Account schuldig bin. Whatsapp wird tatsächlich nicht vermisst – mit dem kostenlosen und gemeinnützigen Dienst ‚Signal‘ (dringende Empfehlung!) bin ich mehr als glücklich.

Weg ist ebenfalls LinkedIn. Als berufliches Netzwerk habe ich den Sinn für mich noch nicht so recht entdecken können. Im schulischen Umfeld werden Netzwerke vielleicht auch anders gegründet, als auf LinkedIn. Vermissen tue ich es nicht.

Pinterest & Instagram

Anders sieht das bei Pinterest aus. Dort habe ich viele kreative Ideen gefunden – nicht zuletzt ist die Idee meines Hühnerhauses Pinterest entsprungen. Ich möchte nicht ausschließen, dass ich mir den Dienst irgendwann wiederhole.

InstagramVon all den Abschieden hat nur Instagram eine echte Lücke hinterlassen. Nicht, weil ich dort stundenlang die Bilder von Freunden durchgesehen oder mir ihre Stories angeguckt hätte und noch weniger, weil ich selbst über eine große Followerschaft verfügt hätte – tatsächlich hatte mein privater Account zuletzt nur sieben Follower aus dem engsten Familienkreis.
Aber ich fotografiere gerne – nicht zuletzt um Artikel wie diesen zu illustrieren – und die Instagram-Filter machen die Welt schöner. So hat es Insta seit gestern wieder auf mein Handy geschafft. Ohne Verknüpfung zu Facebook. Mit einer Spam-Mail-Adresse und noch kleiner und unscheinbarer als vorher.

Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben.

Gestern haben meine Frau und ich den Garten vermessen und überlegt, ob und wie man den Gemüsegarten erweitern könne. Vielleicht wird aus mir eines Tages noch ein Selbstversorger und Veganer. Das wäre für die Welt auf jeden Fall besser. Aber schöne Fotos möchte ich dann trotzdem machen.

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3 Gedanken zu „Ein Leben ohne Facebook & Co“

  1. Ich war überrascht von deinem 1. Satz und überhaupt dem ganzen 1. Absatz – auf den ersten Blick zwei Themen, die scheinbar nicht in einen Topf gehören. Umso interessanter fand ich also die Gemeinsamkeit von diesen beiden Themen – und nehme daraus einige Gedankenanstöße mit.

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