Heute feiern wir zum insgesamt siebenundzwanzigsten Mal einen Kindergeburtstag in unserem Haus.
Ich kann meiner Frau gar nicht genug Wertschätzung entgegenbringen für Organisation und Liebe zum Detail für diese Tage. Gerne spiele ich den Clown, unterhalte die Kinder und mache Faxen – aber für die Details eines Kindergeburtstages bin ich zu unbegabt beschäftigt desinteressiert.
(Nebenbemerkung: Ich habe neulich gelernt, man solle sagen: ‚Das ist mir nicht wichtig genug‘ anstelle von ‚Dafür habe ich keine Zeit.‘ Das wäre ehrlicher. Stimmt das? Vielleicht.)
Meine Jüngste wird zwei und ist damit gerade alt genug, den Tag als etwas Besonderes wahrzunehmen, aber noch zu jung, um Freundinnen einzuladen.
So sehr ich mich freue, wenn die Kinder diese Tage genießen: In Wahrheit stehe ich dem eher distanziert gegenüber. Ich feiere meinen eigenen Geburtstag nicht und kann dem Tag auch wenig abgewinnen. Ich ziehe einen intensiven Abend, ein gemeinsames Essen mit guten Freunden jederzeit (m)einem Geburtstag vor. Die Kindergeburtstage empfinde ich als ähnlich: Ich glaube, dass (meine und viele andere) Kinder oft wunschlos glücklich sind und in einem Geschenkewahn ersticken. Mit meinen Geschwistern habe ich früher™ nachmittagelang den Spielzeugkatalog gewälzt. Unsere Wunschliste war unendlich lang und bestand nicht nur aus einer Carrera-Bahn, sondern auch allen zugehörigen Extras. Nichts davon haben wir je bekommen. Den Brauch, dass auch die Gäste von Kindergeburtstagen mit kleinen Geschenken nach Hause gehen, empfinde ich als völlig absurd.
Tatsächlich mag ich den Alltag mehr. Geschichten vorlesen und toben. Mit den Kindern Weihnachtsfilme gucken oder (mit der Großen) politische und philosophische Diskussionen führen („Wie finden wir eigentlich die Last Generation?“ „Was bedeutet Freiheit?“).
Andere Anlässe zum Feiern sind mir lieber. Jeder Besuch meiner Geschwister. Gartenpartys mit meinen Nichten und Neffen. Vergangene Woche waren sehr, sehr liebe Freunde zu Besuch, die uns und mich ganz intensiv geprägt haben. Das Treffen des Twitterlehrerzimmers in diesem Jahr zähle ich zu meinen Highlights. Im nächsten Sommer sind meine Frau und ich zwanzig Jahre verheiratet – das wird (wie auch der 10. Hochzeitstag) gefeiert werden.
In wenigen Stunden geht der 27. Kindergeburtstag hier zu Ende und ich denke heimlich: Endlich.
Ich feiere meinen Geburtstag auch schon lange nicht mehr – aber als ich ein Kind war, war das für mich immer ein besonderer Tag – oder besser gesagt: Zwei besondere Tage, denn bei uns war es damals üblich, den richtigen Geburtstag mit den Verwandten zu feiern – und zusätzlich gab es dann noch den Kindergeburtstag. Meine Mutter hat sich ebenfalls immer viel Mühe gegeben, damit dieser Tag zu einem schönen Erlebnis wird – und tatsächlich habe ich mich auf den Kindergeburtstag damals fast mehr gefreut als auf den echten. Während am echten Geburtstag das Augenmerk doch eher auf den Geschenken lag, standen am Kindergeburtstag die gemeinsamen Spiele im Vordergrund. Klar, mit 12 oder 13 war man dann irgendwann herausgewachsen, aber als Kind mochte ich diesen Tag nicht missen.
Zur Nebenbemerkung fällt mir auch noch eine kleine Anekdote ein: Es war vor einigen Jahren im Leistungskurs Physik, als ein Schüler vorschlug, man könne doch noch ein Kursfest veranstalten. Nahezu alle Schüler fanden den Vorschlag gut – ich auch, aber ich wusste, die wahren Schwierigkeiten würde es wie üblich bei der Terminfindung geben. Denn sobald man ein Datum ermittelt und die Schüler fragt: Wollt ihr a n d i e s e m T a g ein Kursfest veranstalten, dann gibt es immer ein paar, die da keine Zeit haben. So war es auch in diesem Fall, an vielen Tagen hatten die Schüler mehr oder wenige gute Gründe, warum sie genau da nicht konnten.
Schließlich ist es uns aber doch gelungen, einen Termin zu finden, an dem die meisten Zeit hatten. Neugierig, wie ich war, habe ich natürlich nachgefragt, was die restlichen Schüler denn da vorhaben, und bekam zur Antwort: Noch nichts, aber es könnte ja sein, dass da noch irgendetwas anderes stattfindet.
Das hat mich dann ein wenig geärgert, und das habe ich den Schülern auch gesagt: Wenn wir auf die Weise vorgehen, dann finden wir natürlich nie einen Termin für das Kursfest. Das haben sie dann aber auch eingesehen. Jedenfalls fand das Kursfest an dem betreffenden Tag statt, alle waren dabei, und es war doch ein gelungener Abend.
Aber: Hätten die Schüler die zunächst vielleicht wirklich ehrlichere Antwort „das ist mir nicht wichtig genug“ gegeben, dann hätten wir die Planung vielleicht beendet.
Danke – insbesondere für die Anekdote. Da wirst du sicher recht haben: mit der (in diesem Moment) ehrlicheren Antwort wäre die Nummer beendet gewesen.