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Ein Klassenraum für hybriden Unterricht

Präsenzunterricht ist toll. Man erlebt die Kinder, kann mit ihnen interagieren. Nichts ist besser. Distanzunterricht ist auch okay. Zwar fehlen die zwischenmenschlichen Kontakte, aber man kommt gut durch und die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass (bei guter technischer Infrastruktur) das auch prima klappt.
Hybrider Unterricht ist dagegen Mist. Man konzentriert sich auf die Kinder im Raum und wer zu Hause sitzt, hört wechselweise die Lehrkraft oder unverständliches Gebrummel aus dem Klassenraum – verbunden mit einem 1A-WebCam-Blick direkt vom Lehrerpult.

Ein Raum für hybride Events

Anfang der Woche bin ich in München bei einem Bildungsforum gewesen. Ich durfte einen kleinen Input geben und anderen Leuten zuhören und Einblick gewinnen. Wirklich spannend aber war der Ort des Forums: Microsoft hatte in seinen Hybrid-Raum „Hive“ eingeladen. Im Anschluss an das Forum hatte ich die Gelegenheit, dem verantwortlichen Initiator des Raums, Sascha Ackermann, zuzuhören. Er gab einen Einblick in Intention, Genese und Aufbau des Raums und das war wirklich unglaublich interessant.

Ein Grundgedanke war, wie man beide Welten (präsent & online) fassbarer machen, mehr miteinander verschmelzen kann. Konkretes Beispiel meines Vortrags – auf einer Monitorwand werden alle online Teilnehmenden durch Avatare dargestellt. Sind nur drei Menschen dabei, sieht das entsprechend traurig aus:

Ein Klassenraum für hybriden Unterricht 1

Sind mehr Leute dabei, füllt sich diese Wand bis zu einer Grenze von knapp 230 teilnehmenden Menschen.

Ein Klassenraum für hybriden Unterricht 2

Ebenfalls eingeblendet werden Applaus, Daumen hoch und vergleichbare Reaktionen des online-Publikums.

Außerdem war an der Decke eine Kamera fest installiert, die mittels Trackern dem Referenten folgte, mittels intelligenten Filtern mal hinein und heraus zoomte und den Zusehern den Eindruck vermittelte, ‚Kamerakind Timmi‘ würde im Raum stehen und alles filmen. Allein diese Varianz im visuellen Input sorgte für eine deutlich höhere Qualität. Aufwand nach dem Einrichten: Null.

Dazu Ideen, wie man Fragen von außen visuell einbringen kann und tausend Details mehr. Wirklich Mega!

Mein erster Gedanke (und auch meine erste Wortmeldung im Anschluss): „Ich möchte bitte in der Versuchsliste ganz nach oben. Ganz. Ganz oben! Ich will das!“

Kooperationen sind an Schulen gang und gäbe

Schon zu meiner eigenen Schulzeit (die im vergangenen Jahrtausend (!) lag), hatten wir eine Kooperation mit einem anderen Gymnasium: Die Pädagogik-LK-Schülys wurden mit Bussen einmal durch die Stadt gefahren und die Physiker kamen zu uns. Dabei steht der Aufwand, Busse zu besorgen und Kinder mehrfach in der Woche herumzukutschieren gar nicht so sehr im Fokus meines Interesses: Für den Stundenplan sind solche Kooperationen stets eine Herausforderung: An die andere Schule kommt man nicht binnen 5 Minuten, d.h. solche gemeinsamen Kurse liegen immer an Randstunden. Das macht die Organisation in einem gewaltigen Haus mit zig Klassen, Lehrkräften und außerschulischen Partnern zu einer ewigen Sisyphos-Aufgabe.

Ein hybrider Raum eröffnet plötzlich eine ganz andere Welt an qualitativ hochwertigem, hybridem Unterricht.

Deswegen genieße ich solche Reisen und das Schnuppern in andere Arbeitsbereiche: Natürlich liegt solch in hybrider Raum jenseits unserer finanziellen und architektonischen Mittel. Aber das Ziel ist ja nicht der Nachbau, sondern das „Inspirieren lassen“. Welche Ideen passen? Was kann ich wie (in abgespeckter Form) für meine Schule übernehmen? Und ja… das Hirn rattert schon.

Denn ich will das!

2 Gedanken zu „Ein Klassenraum für hybriden Unterricht“

  1. Ich mag ja dein Glitzern in den Augen: „Neue Technik? Ausprobieren! Meins!“ sehr 🙂
    Mein erster Gedanke allerdings: KMs werden jubeln. Zack – Lehrkraftmangel gelöst:
    1 Lehrperson auf 210 Schüler:innen = 7 Klassen auf einen Streich.
    Märchenhaft. (Und eine KI korrigiert die Klassenarbeiten? Führt Elterngespräche? …)

    Hybrid unterrichten durften wir in der Lockdownzeit nur als große Ausnahme und nur, wenn alle Sch. und Eltern zugestimmt hatten.
    Unterricht ist halt auch ein geschützter Raum, wo man ‚ungestraft‘ Fehler machen kann, ohne dass z.B. Außenstehende mitschauen („Frau Db, mein K. hat sich viel öfter gemeldet als der B.!“)
    Viele Grüße Anne

  2. Pingback: Hilfe gesucht: Hybrider Unterricht mit außerstädtischen Partnerschulen - Schule, Schulleitung, Familie, DIY

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