Vor einem halben Jahr haben meine Frau und ich uns zwei E-Bikes für einen Nachmittag gemietet und waren ganz positiv überrascht. Das bergige Siegerland fühlte sich plötzlich so leicht an. Fahrradfahren war hierzulande mit einem Mal kein Akt unmenschlicher Barbarei, sondern bedeutete Spaß. Zwei Tage später waren wir in einem Fahrradgeschäft und haben uns ein E-Bike gekauft. Erstmal nur eines, weil: Wer weiß, wie lange der Spaß anhält. Nach vier Wochen waren wir immer noch begeistert: „Vier Wochen mit dem E-Bike im Siegerland„.
Es gibt Anschaffungen, die ihr Geld nicht wert sind. Ein dumpfes Gefühl in der Magengegend (oder das schlechte Gewissen) sagen mir das oft während des Kaufes. So manches Handy hat dieses Gefühl erzeugt und mich vom Kauf zurücktreten lassen. Alle iPads, die ich mir angeschafft habe, waren schon im Moment des Anschaltens dem Untergang geweiht. Viel Geld für sehr wenig Nutzen, sehr wenig Spaß. Letzte Woche hatte ich die Gelegenheit, von meinem altgedienten Samsung Fold 2 für geradezu grotesk wenig Geld auf ein aktuelles Fold 4 zu wechseln. Aber das wäre Quatsch gewesen: So viel besser ist die Kamera nicht. Oder der Akku. Oder der Bildschirm. Ich habe es gelassen – wenn auch schweren Herzens.
Ganz anders beim Fahrrad: Exakt sechs Monate nach der Anschaffung des E-Bikes hat sich meine Begeisterung nicht gelegt. Ich liebe, liebe, liebe das Fahrrad. Ich suche nach Gelegenheiten, es mehr in meinen Alltag zu integrieren und das blöde Auto (das gerade in der Werkstatt auf sein Revival wartet) zu ersetzen. Und der Frühling geht ja jetzt erst los.
Dummerweise ist mir das Fahrrad meiner Frau zu klein. Für die Tour zum Bäcker oder einmal im Monat durch den Wald ist das okay – aber ich will mehr. Viel mehr. Bevor ich mir die Sache aber zu schön rede, muss ich realistisch bleiben: Mit dem Fahrrad brauche ich eine Stunde morgens zur Schule und nachmittags eine Stunde nach Hause. Das geht, ist aber nicht schön: Ich habe drei Kinder und eine Verantwortung im Haushalt. Ich komme oft erst kurz vor 16 Uhr aus der Schule (für die Nicht-Lehrkräfte: Zu Hause warten dann noch Korrekturen, Unterrichtsvorbereitung und oft genug Schulleitungskram auf mich). Ob ich dann fünfzehn Minuten oder 60 Minuten mit brennenden Beinen bis nach Hause brauche, macht einen Unterschied.
Und doch. Einmal die Woche muss ich nicht schon um 8 da sein und komme vielleicht auch früher aus der Schule. Eine Lücke, die es zu nutzen gilt. Auch aus gesundheitlichen Gründen: In 3044 Tagen werde ich hoffentlich 50. Die familiäre genetische Historie lässt mich da nur bedingt optimistisch in die Zukunft schauen. Bewegung ist gesund und senkt signifikant das Risiko für Krebs- und Herzerkrankungen, aber die Zeit läuft. Das kann ich ausblenden – früher oder später wird mich das aber einholen.
Also haben wir uns ein zweites E-Bike angeschafft.
Und wie ich es liebe! Schritt für Schritt soll wird es das Auto in den Hintergrund drängen. Morgen geht die Schule wieder los: Pädagogischer Tag. Auto in der Werkstatt. Gibt es eine bessere Gelegenheit?
Mit ähnlichem Bauchgrummeln habe ich mir nach langem Für- und-Wider-Abwägen ein S-Pedelec zugelegt – noch teurer, aber mit Unterstützung bis 45km/h…
Statt 25 Minuten Auto damit „nur“ um die 50 Minuten auf dem Rad, mit einem „normalen“ E-Bike war es über eine Stunde und damit nicht sinnvoll umsetzbar.
Jetzt muss ich mich nur noch motivieren (und ausstatten), dass ich nicht nur bei bestem Wetter das Rad nehme…
Schritt für Schritt, denke ich. Wenn man einmal drin ist und Erfahrungen gesammelt hat, spielen Wetter und Umstände vermutlich eine immer geringere Rolle… 🙂
Seit 2 Monaten bin ich ebenfalls Besitzerin eines E-Bikes. Hier in meiner Heimat ist es nicht wirklich bergig, aber viele kleine Strecken sind mit so einem flotten Bike genauso schnell gemacht wie mit dem Auto, einige sogar schneller. Zumal die lästige Parkplatzsuche entfällt. Gleichzeitig ist es gesund für mich und die Umwelt.
Für mich ein ganz wesentlicher Pluspunkt:
Ich komme ohne verschwitzt zu sein, in der Schule an. Und friere dort nicht mehr!
Der Frühling kann kommen, da werde ich sicher auch abends mal eine Runde drehen, einfach aus Freude
Glückwunsch! Beste Entscheidung. Habe ich vor 4 Jahren getroffen. Bin bei Wind und Wetter – gibt nur unpassende Kleidung – in die Schule gefahren, bergauf und bergab. Keine Sache. Nur bei Eis und Schnee nicht, da werden die Radwege nicht geräumt. Heimwärts habe ich öfter noch einen Extra-Umweg gemacht. Durchatmen, den Wind genießen, die Aussicht, die Felder, wie im Flug. SUPER.
Als meine Jungs in meine Schule kamen, hab ich mir einen Nachläufer-Anhänger gekauft, d.h. ein Rad hinten und „läuft in der Spur des Fahrrads hinterher“. Seither nehme ich die Schultaschen mit, ne Kiste Wasser fürs Klassenzimmer, den (fast) Wocheneinkauf, die Gemüsekiste und und und …
Tolles Upgrade. Kann ich nur empfehlen und mit dem E-Bike merkst du den Anhänger gar nicht. Selbst wenn er beladen ist.
Viel Freude mit deinem E-Bike. Beste Entscheidung.
Danke für den Tipp mit dem Anhänger. Der steht bei uns auch irgendwann an. Werde mal googeln.
Ich schließe mich an:
20KM zur Arbeit mit dem E-bike 50 Minuten – mit dem Auto 20.
Mit 3 kleinen Kindern (0-6Jahre) kann ich es mir auch nicht „leisten“ die Strecke mit dem Rad zu Fahren.
Aber wenn die Kinder älter sind, wäre das auf jeden Fall eine Attraktive Anschaffung!
Hier in meiner ostfriesischen Wahlheimat immer mit dem Rad unterwegs. Immer schneller in der Stadt und durch die Stadt durch, man sieht mehr und nimmt mehr mit. Andererseits: Das jüngere Kind schafft den Weg zum Kindergarten zwar mit dem Rad (4km), ist aber zu nervenaufreibend für mich – zu viele Autos, Schienen, Stress. Der Croozer wird leider zu klein, und auf dem Rücksitz ist sie doch langsam ein bissl schwer. Naja.
Mein (prima) Geschichtsfachleiter fuhr vor zehn, zwölf Jahren (doch lange her irgendwie) auch immer zwischen seiner Schule und zu Hause, die Ruhr entlang, mit dem Rad – relativ weit. Sein Geheimnis waren die Lehrerduschen in der Schule, unterm Lehrerzimmer. Die hätte ich an manchem Wintertag hier auch gerne.