Zum Inhalt springen

5 Minuten Schulleitung: Vom Zirkus zur Klausur

Mittwoch habe ich bei meiner sechsten Klasse die obligatorische, d.h. vorgeschriebene Sicherheitsbelehrung im NW-Fachraum durchgeführt. Ich simulierte einen Unfall und lag als Stromleiche auf dem Lehrerpult. Aufgabe: Was nun?
„Hurra, Schule aus“, witzelte der erste und „Foto für TikTok, das glaubt mir niemand“ der zweite. Mit etwas mehr Ernsthaftigkeit erinnerten sich die ersten an unseren Erste-Hilfe-Kurs vor den Ferien. Mustafa fasste sich schließlich ein Herz: „Ich rufe die 112, dann checke ich, ob Sie noch atmen!“

Mein Lieblingsbeispiel für Fehler, an denen man lernen kann.

Auch Musti erstarrt plötzlich, kippt um und liegt (unter großem Gelächter der Kinder) vor dem Lehrerpult am Boden.
Der nächste ist schlauer: Mesut rennt zum Verbandskasten, holt sich Handschuhe und will prüfen, ob Mustafa noch lebt. Doch – meinen Anweisungen folgend – kippt auch er um.
Leon hat eine Idee. Er hat mal in einer Dokumentation gesehen, dass ein Besenstil keinen Strom leitet und bei Stromunfällen benutzt wird. Er eilt nach vorne. „Ich weiß nicht mehr so genau. Ich glaube, damit fühle ich jetzt den Puls.“ Engagiert beginnt er, mit dem Besenstil auf Mesuts Brust herumzustochern. Ich breche an dieser Stelle ab.

Es folgen noch mehr Gelächter und ein gut gelaunter Abschluss des Tages, der durch seinen Witz hoffentlich länger im Gedächtnis bleibt, als ein Lehrer-Vortrag und ein Arbeitsblatt.

Ich unterrichte so gerne. Im Vergleich zu meinen Lehrerkollegen beträgt meine unterrichtliche Tätigkeit nur etwa  2/3 der Unterrichtsstunden, das andere Drittel ist mit Schulleitungsaufgaben gefüllt. In der praktischen Umsetzung sieht das anders aus: Ich verbringe mindestens die Hälfte eines jeden Tages mit Leitungsaufgaben, oft sogar mehr.

Zum Beispiel:

5 Minuten Schulleitung: Vom Zirkus zur Klausur 1Donnerstag und Freitag sind wir als Schulleitung „in Klausur“ gegangen. Ein alter Begriff, der aus dem Latein stammt: Clausura (= Verschluss). Ursprünglich war damit ein abgeschlossener Teil eines Klosters gemeint.

Über zwei Tage hinweg haben wir Schulentwicklung diskutiert, Entwicklungen skizziert und die Jahresplanung weitergeführt. In der Schule lässt sich das kaum realisieren: Ununterbrochen gibt es E-Mails, Fragen von Kolleg*innen, Anrufe, Probleme und dringende Dinge, die sofort besprochen werden wollen. Ungestörtes Arbeiten ist vor Ort schlicht nicht möglich.
Die Arbeit war intensiv und hat vor allem pochende Kopfschmerzen hinterlassen – Waschküchenwetter, röhrender Beamer und stickige Luft trugen ihren Teil dazu bei.

Gleichzeitig wissen wir, wie wichtig diese zwei Tage sind. Wie viel Struktur und Raum sie schaffen. Immer noch (und immer wieder) bin ich dankbar, Teil dieses Teams zu sein. Wie gut wir uns verstehen ist (vielleicht) nicht selbstverständlich – ich für mich weiß aber, dass ich diese Intensität nicht durchhalten könnte, wenn wir einander nicht so tragen würden.

Von der Zirkusveranstaltung in meinem NW-Unterricht über Elterngespräche, Schüleraufnahmen und zwei Tage intensiven Austausches mit der Schulleitung war die zweite Schulwoche bereits eine in ihrer vollen Bandbreite.

Ich liebe den Job wirklich sehr – aber er ist auch nicht vergnügungssteuerpflichtig.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert