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Würdig in die Weihnachtsferien

Zuweilen ist der letzte Schultag vor den Ferien schicht dröge: Man verbummelt die Zeit, schaut den zehnten Film und will einfach nur noch heim. Lebenszeitverschwendung par excellence für alle Beteiligten. Ich bin kein Freund davon – weder im Sommer noch vor den Weihnachtsferien. Meine Co und ich habe unsere Klasse diesen Tag selbst planen lassen: Worauf habt ihr Lust? Was wollt ihr?

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Morgens haben wir gemeinsam gefrühstückt. Jedes Kind hat eine Kleinigkeit mitgebracht: Wahlweise etwas typisches aus der eigenen Heimat oder schlicht Käse, Marmelade, Schokolade. Einige Eltern haben es sich nicht nehmen lassen, kulturelle Spezialitäten zu kreieren. Das ist mir besonders lieb, denn es zeigt auch, welchen Stellenwert der Lebensraum Schule im Bewusstsein einiger Eltern einnimmt. Gemütlich wurde gegessen, getrunken und auch wieder aufgeräumt.

Besonders schön: Anfang Dezember hatte ich einen Adventskalender in den Klassenraum gestellt, verbunden mit der Aufforderung, sich jeden Morgen zu einigen, wer das Türchen öffnen dürfe. Das war schwierig, schwieriger, als einfach von A-Z durchzugehen oder einer Geburtstagsliste zu folgen. Aber jeden Morgen wurde diskutiert, Leute vorgeschlagen und alle waren entspannt dabei. Mega. Einfach mega!

Nach dem Frühstück eines meiner Highlights: Die Klasse war in drei Gruppen aufgeteilt worden (auf eigenen Wunsch bunt gemischt) und jede Gruppe bereitete ein kleines, weihnachtliches Theaterstück vor. Die drei Geschichten habe ich – hrhr – von chatgpt erfinden lassen.

  1. Die verlorene Sternschnuppe: In einer verschneiten Nacht verliert eine kleine Sternschnuppe ihren Glanz und landet im Vorgarten eines neugierigen Mädchens. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach dem Weihnachtszauber, um die Sternschnuppe wieder zum Leuchten zu bringen.
  2. Der vergessliche Schneemann: Ein liebenswerter Schneemann vergisst, wer er ist, als er von einer magischen Eule besucht wird. Gemeinsam mit den Tieren des Waldes hilft ihm die Eule, sich daran zu erinnern und die Bedeutung von Freundschaft zu entdecken.
  3. Die mutige Spielzeugreise: Als die Spielzeuge in einem Spielzeugladen zum Leben erwachen, machen sie sich auf eine abenteuerliche Reise, um das perfekte Weihnachtsgeschenk für ein einsames Kind zu finden und lernen dabei die Bedeutung von Zusammenhalt. 

Theaterspielen erfordert eine Menge Mut: Man zeigt sich verletzlich, macht sich selbst ein Stück weit lächerlich und das in der (prä-)pubertären Phase des Lebens. Es bedeutet mir viel, dass sich die Jungen und Mädchen darauf eingelassen und den Zirkus mitgemacht haben: Es wurde sehr viel gelacht und ich habe große Hoffnung, dass diese Tradition auch im kommenden Jahr fortgeführt wird. Wie auch im letzten Jahr habe ich die drei Stücke gefilmt – die Aufnahmen wandern in den Tresor und werden bei der Schulentlassung wieder hervorgeholt. Allgemeine Vorfreude darauf.

Ich habe das große Glück, nicht nur mit meiner Berufs-Ehefrau ganz wunderbar arbeiten zu dürfen, sondern auch von zwei fantastischen Schulbegleitern unterstützt zu werden. Beide schaffen es, den Kindern mit genau der angemessenen Mischung aus Liebe, Respekt und Nachsichtigkeit zu begegnen, um von ihnen als unterstützende Kräfte wahrgenommen zu werden: Im laufenden Unterricht wirkt es, als wären stets drei Lehrkräfte im Raum, zumindest aber drei Ansprechpartner. Und das tut der Klasse unheimlich gut.

Würdig in die Weihnachtsferien 2Nach der Pause begannen unsere Workshops: Innerhalb der Jahrgangsstufe konnten die Kinder wählen, ob sie lieber Seifen kreieren, Kekshäuschen oder Marzipan-Schneemänner backen oder Schneekugeln bauen wollten.

Das war ein wunderbarer Block. Nicht so sehr, weil jedes einzelne Kind durch besondershandwerkliche Begabung in Erscheinung trat, sondern weil wir mal einen Vormittag lang ruhig und gemeinsam arbeiten konnten, ohne irgendwelchen Druck. Mit gewaschenen Händen und Masken wurde geklebt, verziert und schlicht: Zeit genossen. Bei so manchem Kind frage ich mich, ob die überhaupt je schonmal mit Lebensmitteln gearbeitet haben.

Würdig in die Weihnachtsferien 3Am Ende ist ein Lernzuwachs schwer zu messen: Keine Note, kein Test, keine Prüfung. Aber Rücksichtnahme, gegenseitiges Helfen, Hygiene, Lachen, Respekt. Oft genug die Dinge, an denen es im späteren Berufsleben scheitert.

Die ganze Schule hat sich heute in keinere und größere Workshops aufgeteilt und alles mündete in einem lockeren Weihnachtsmarkt, bei dem viele Erzeugnisse für einen kleinen Obulus für einen guten Zweck (das Tierheim in Siegen freut sich über die Spende) erstanden werden konnten. Über 800 große und kleine Menschen, die bei weihnachtlicher Musik durch das Forum stromern. Das war wunderbar.
Würdig in die Weihnachtsferien 4Der Tag erzeugte – zumindest in meiner Wahrnehmung – große Zufriedenheit: Große Feste schweißen die Schulgemeinschaft zusammen, die Kinder konnten nicht nur konsumieren sondern trugen ihren Teil zum Bestehen bei. Ich vermute, dass auch hier heute eine Weihnachtstradition geboren wurde.

Ich gehe mit einem guten Gefühl in die Weihnachtsferien und das ist mir wichtig.

Ein Gedanke zu „Würdig in die Weihnachtsferien“

  1. Tolle Idee! Hat auf jeden Fall Potenzial zu einer Tradition 🙂 Haben so etwas Ähnliches für den alljährlichen Weihnachtsbasar. Da ist auch immer gut was los. Aber immer im positiven Sinn!
    Erhol dich gut!

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