Nachdem innerhalb einer einzigen Unterrichtsstunde die Handys meiner Klasse über 30 mal klingelten, haben wir Dienstagmorgen darüber gesprochen. Mein Tenor war, dass ich nicht als „Überlehrer“ einfach eine Entscheidung treffen wolle, sondern mit ihnen gemeinsam erarbeiten wolle, was das Beste für uns sei.
Fragestellung: „Sollten die Handys morgens eingesammelt werden?“
Ausnahmslos argumentierten die Schülerinnen und Schüler dagegen: Es könne ja ein Notfall geschehen und dann müsse man erreichbar sein. Wenn eine Stunde ausfiele oder man den Schlüssel vergessen habe, müsse man die Eltern erreichen. Wenn die Katze gestorben sei (sic!). Solcherlei Argumente. Ich hörte mir alles an.
„Und welche Gründe gibt es, dass ich die Handys einsammle?“
Betretenes Schweigen, dann kamen die ersten Meldungen. Mehr Konzentration, weniger Ablenkung, keine heimlichen Spiele und Nachrichten während des Unterrichts.
Ich schlug einen Kompromiss vor: Bis zur Klassenarbeit nächste Woche würde ich die Geräte morgens einsammeln und mittags wieder ausgeben. Nach der Klassenarbeit, in genau 7 Tagen, würden wir uns erneut zusammensetzen und darüber sprechen. Ich versprach eindrücklich, keine Entscheidung „von oben“ zu treffen, sondern wir würden uns gemeinsam unterhalten.
Spannend: Sowohl Dienstag als auch Mittwoch behielt jeweils ein Kind heimlich das Handy in der Tasche und wurde dann aber im Laufe des Tages „erwischt“.
Dieses Verhalten ist – aus kindlicher Perspektive – absolut nachvollziehbar.
Und eine Steilvorlage für weitere pädagogische Arbeit: Ich habe mich mit der Klasse zusammengesetzt und genau darüber gesprochen. „Was entsteht bei mir für ein Bild?“ „Was würdet ihr an meiner Stelle denken?“ Was an meiner Stelle tun?“
Ich möchte, dass die Kinder verstehen, wie wichtig Vertrauen als Währung ist. Wenn sie mich morgens anlügen („Ich habe kein Handy dabei“) will ich, dass sie sich die Frage stellen, ob drei Stunden mit dem Handy es wert sind, mich zu enttäuschen und mein Vertrauen zu verlieren.
Spannende Fragen. Unangenehm für die betreffenden Kinder.
Aber – wie ich hoffe – unendlich wichtig für ihre Entwicklung.