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Radioaktive Flohmarktfunde

Die Ferien sind zu Ende und ich freue mich sehr auf den Wiederbeginn der Schule. Die vergangenen 14 Tage habe ich sehr genossen: Viel Sport getrieben (für meine bescheidenen Verhältnisse) und eine Vielzahl von Projekten verfolgt: Arnold Schwarzenegger treibt mich immer noch an.

Eines dieser Projekte war ein örtlicher Haushaltsauflösungs-Händler: Bis an den Rand mit Nippes und Büchern, Bildern, Gläsern vollgestopft habe ich mich dort vor einigen Wochen als Physiklehrer zu erkennen gegeben und gefragt, ob ich wohl mit einem Geigerzähler durch die Reagle kriechen dürfe: Auf der Suche nach radioaktivem Material.

Radioaktive Flohmarktfunde 1Solche Kunden hat man nicht so oft und unter den amüsierten Blicken der Ladeninhaber durfte ich mich ins Gewühl stürzen.

Und nicht umsonst!

Ich fand ein halbes Dutzend alter Trinkgläser aus Uranglas. Uranglas (auch als Vaselineglas bezeichnet) ist eine Glasart, die Uranoxidverbindungen als Farbstoff enthält. Diese verleihen dem Glas hellgelbe (Anna-Gelb) bis hellgrüne (Eleonoren-Grün) transparente Farbtöne – und strahlen leicht radioaktiv. Eine grobe Messung mit dem Geigerzähler ergibt im Vergleich zur Hintergrundstrahlung eine etwa fünfmal höhere Dosis. Das ist nicht gefährlich, aber für Schülerexperimente ideal – und mit einem ganzen Satz an Gläsern kann man fantastisch experimentieren.

Außerdem – und ein bisschen gruseliger – zwei antike Armbanduhren. Und beide strahlen um ein so vielfaches höher, als die Hintergrundstrahlung, dass ich das nach Gehör nicht einmal abschätzen kann. Ich habe ein Video gedreht (Link), um die Intensität zu verdeutlichen.

radioaktive ArmbanduhrIch weiß nicht, woraus die Uhr besteht – leuchten tut sie im Dunkeln nicht und obwohl mein Bauchgefühl sagt: ‚Schnell weg mit dem Zeug‘ wird der oder die Träger*in die Uhr ja über viele Jahre getragen haben, ohne direkt an Unterarm-Hautkrebs verstorben zu sein.
Trotzdem – der Geigerzähler schlägt sehr, sehr unangenehm laut aus, wenn ich das Glas messe. Mit der Uhr am Handgelenk unter dem Kopfkissen möchte ich nicht schlafen.

Davon ab: Was für großartige Funde für die Physiksammlung! Ich bin absolut begeistert!

„Sie sehen aus, wie Geburtstag und Weihnachten zusammen“, kommentiert der Ladenbesitzer.

Und so fühle ich mich auch.

 

 

 

2 Gedanken zu „Radioaktive Flohmarktfunde“

  1. Erstaunlich eigentlich – bei der Uhr hatte ich sofort an Leuchtziffern und leuchtende Zeiger gedacht, so dass man die Zeit auch im Dunkeln ablesen kann. Denn derartige Uhren wurden um 1920 herum hergestellt; die Farbe enthielt Radium! Wohl nicht genug, um diejenigen, die die Uhren später getragen haben, ernsthaft zu gefährden – aber locker genug, um diejenigen, die bei der Herstellung dieser Uhren täglich sogar Radium aufgenommen haben (die sogenannten Radium Girls), langfristig tödlich zu verstrahlen.

    https://www.spiegel.de/geschichte/radium-girls-fabrikarbeiterinnen-verstrahlt-ohne-es-zu-ahnen-a-1222204.html

    Tja, aber wenn die Ziffern und Zeiger nicht leuchten, weiß ich auch nicht, wo die radioaktiven Stoffe genau drinstecken.

  2. Pingback: "Es muss leichter sein, zu denken, als zu schummeln." - Schule, Schulleitung, Familie, DIY

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