Ein Bekannter von mir sagte vor einigen Jahren, sein Problem mit Ärzten und Lehrern sei, dass beide über sehr viel Macht verfügten und nie im Leben Feedback erhielten.
“Als Patient kann ich nur abnicken, was der Arzt mir vorschreibt”, erklärte er mir, “…als Schüler genauso. Und im Grunde haben weder Ärzte noch Lehrer sich je zu rechtfertigen, sitzen immer am längeren Hebel. Dreißig Jahre lang gucken alle nur zu ihnen hoch und tun, was sie sagen. Darum will niemand Chirurgen oder Lehrer als Freunde. Das sind oft rechthaberische Menschen, die kein Feedback vertragen.”
Ich schaute betroffen.
“Du bist natürlich die Ausnahme.”
Jaja. Schon klar. (Ich habe seitdem kein Wort mehr mit ihm gesprochen)
Im vergangenen Jahr habe ich eine meiner Mathematikklassen mithilfe von SEfU evaluiert. Dabei haben die Schüler am Computer einen ausführlichen Fragebogen beantwortet und durften auch frei Verbesserungswürdiges äußern. Letztlich war ich nicht ganz so begeistert von dem Verfahren und habe seinerzeit auch meine Kritik zu Feedbackbögen geäußert: Inwiefern sind Schüler wirklich „Experten“ für Unterricht? Manches von dem, was ihnen nicht gefiel habe ich bewusst entschieden.
Also zurück zu der oben genannten Arroganz? “Komm.. geh wech mit dein Feedbäck!”
In diesem Jahr bin ich einen anderen Weg gefahren.
Weniger wissenschaftlich.
Via Facebook ist mir ein ganz wunderbarer Feedbackbogen eines Hotels begegnet: „Wie empfanden Sie ihren Aufenthalt?“ Und weil mir der gefiel, habe ich ihn einfach geklaut und auf Schule übertragen (bitte sorgfältig alle Punkte lesen!):
Ich habe den – auf Unterricht angepassten – Bogen meinen 9ern mit dem Auftrag vorgelegt, sie mögen bitte “nur ein einziges Kreuzchen setzen und dabei ihrem Herzen folgen”.
Es folgte große Belustigung aber auch Empörung.
Es wurde vermutet, ich habe sie manipulieren wollen oder könne kein ehrliches Feedback ertragen. Erst nach und nach kamen sie auf den Gedanken, dass dieser Zettel erst einmal für eine positive Grundstimmung gesorgt hätte. „Normalerweise meckert man schon schnell an allem herum!“
So aber konnten wir augenzwinkernd über das vergangene Jahr sprechen. Was lief gut? Was lief sehr gut? Was kann besser werden? Es herrschte eine entspannte Atmosphäre, aber die herrscht in diesem Kurs eigentlich immer.
Wer meinen wissenschaftlich fundierten Bogen ebenfalls nutzen möchte, findet ihn hier zum Download. Ich erfreue mich derweil an meinem “galaktischen”, “epischen”, “aufregenden” und “faszinierenden” Unterricht. (Ein bisschen besser könnte er aber schon sein.)
Hmm, nette Idee, aber hilft dir das eine Kreuzchen auch wirklich weiter? Weißt du, was du zu ändern hast?
Ich mache das auch ab und an und versuche dann differenzierte Antworten zu bekommen, um das Feedback auch richtig interpretieren zu können …
Aber ein Versuch ist dieser Bogen auf jeden Fall wert.
Ja, wir haben ja – in netter Atmosphäre – recht offen über den Unterricht gesprochen. Aber eigentlich hieß es: „Alles kann so bleiben!“
Wenn ich mal etwas Kritik äußern dürfte – als Kind, Neffe und Enkel einer Lehrerfamilie mit weiteren Lehrer in der Verwandschaft und Bekanntschaft:
Lehrer lassen sich Kritik gefallen – wissen aber dennoch stets alles besser, was vor allem fehlt, ist jegliches Verständnis für diejenigen, die von morgens bis abends arbeiten, ohne ihre (Arbeits-)Zeit nachmittags und abends einigermaßen frei einteilen zu können und auch keine (annährend) 12 Wochen unterrichtsfreie Zeit zur Verfügung habe, sondern mit 4 Wochen Urlaub im Jahr auskommen müssen.
Was richtig ist, man kann sich die Zeit ein wenig einteilen. Die 12 Wochen Ferien sind eine Illusion!! *Kopfschüttel*
*räusper*
Ich habe „unterrichtsfreie Zeit“ geschrieben – nicht „Ferien“.
Schon gar nicht „Urlaub“.
Naja das ist eigentlich keine Kritik sondern eine vorurteilsbehaftete Pauschalisierung… und wenn man Kritik mit der Überheblichkeit einer „wirklich“ arbeitenden Person vorbringt (Lehrer bewegen sich grundsätzlich nicht außerhalb der Schule und haben ALLE nie etwas anderes gemacht), könnte diese „Kritik“ ungehört bleiben…
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