Heute war der erste Schultag der großen Kinder, morgen werden die neuen Fünfer eingeschult. Arbeit und Verwaltung und Vorbereitung ohne Ende.
Und doch finde ich etwas, was noch aufregender ist: Bei Twitter stolpere ich über den Beitrag einer Kollegin, die in den Sommerferien mit ihrem Mann das Klassenzimmer dekoriert hat. Sie hat thematische Teilgebiete des Englischunterrichts in Gestalt eines gewaltigen U-Bahn-Plans an die Wand des Klassenzimmers gebracht.
Ich bin überwältigt und denke sofort: DAS will ich auch.
Das Foto davon schicke ich meiner Co-Klassenlehrerin (wir zwei sind wie die pädagogische Entsprechung von Nitro und Glyzerin. Man darf von uns methodische Erschütterungen bis ins Rheinland erwarten!). Sie ist völlig von den Socken und verbringt zwei Abende damit, diesen Plan auf unsere Schüler und unseren Lehrplan anzupassen. Die Hauptlinie bilden Fragesätze. Personalpronomen eine Nebenstrecke. Abends um 18 Uhr schreibt sie mich auf TEAMS an – das ist sozusagen eine professionelles Firmen-Whatsapp: Sie wäre jetzt fertig, ich solle mir das doch bei Gelegenheit mal ansehen und Rückmeldung geben. Die Daten lägen bei OneNote. Dort bereiten wir auch nebenher die kommenden Tage vor: Welches Orga-Sachen gemacht werden müssen, welches Kennenlernspiel geeignet wäre.
Ich muss wohl nicht genau schreiben, wie begeistert ich davon bin. Gedacht ist, eine Hauptlinie früh in der Klasse anzubringen und dann mit jedem Thema den Plan zu erweitern, so dass am Ende des Jahres eine wunderbare Gedächtnisstütze im halben Klassenraum hängt.
Sofort rufe ich Riza Kara an, beschreibe ihm die Idee und frage ihn, wie wir dieses Prinzip auf unser Fach, die Mathematik, übertragen können. Binnen Minuten spinnen wir ein paar Gedanken, verschieben gedanklich Begriffe, Formeln und Themengebiete zu einer komplexen Karte. Beide fühlen wir uns in unsere Referendarszeit zurückversetzt und können es kaum erwarten, zu basteln.
Stichwort Referendare: Ganz euphorisch von den Ideen rufe ich um mittlerweile halb acht meine Referendarin via „Teams“ an1. Ich erzähle von den Ideen, schicke ein paar Fotos und gemeinsam zerlegen wir den Gedanken noch weiter, planen aus der Hüfte die gesamte U-Bahn-Linie für ihren Unterricht des gesamten nächsten Jahres bis zu ihrer Prüfung.
Von der originären Idee eines Lehrers aus einem nordirischen College bis ins tiefe Siegerland verbringen vier Kollegen den heutigen Abend damit, anschauliches Material vorzubereiten, um Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Fächern Lernprozesse und -inhalte transparent zu visualisieren.
So geht der Lehrerberuf heute. Das verstehe ich unter zeitgemäßem, kooperativen Lehren.2
1: Wohlwissend, dass ihr Telefon stumm wäre, wenn sie keinen Bock auf Gespräche um die Uhrzeit hat und wohlwissend, dass ihr Telefon niemals stumm ist, weil sie immer Bock auf kreatives, verrücktes Zeug hat. [Darum auch „Teams“ und nicht per Telefon oder Whatsapp – damit lässt sich der Dienstkram ab Uhrzeit XY stummstellen.]
2: Und trotzdem muss ich jetzt noch ein wenig arbeiten: Die Eltern morgen wollen ordentlich begrüßt werden und die Rede ist noch eher halbfertig. Von meinem Ratgeber „Die 1000 lustigsten Sprüche für Reden“ habe ich mir mehr versprochen.
Hallo!
ich bin gerade dabei unsere Schule zu digitalisieren. Inspiriert von deinem Blog und genervt von 537 Emails täglich habe ich mich über Teams informiert und bin leider auf rechtliche Hürden zu dessen Einsatz in der Schule gestoßen:
https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Recht/Datenschutz/Fragen-und-Antworten/Sonstige-Fragen-zum-Datenschutzrecht-an-Schulen/index.html
http://www.rakoellner.de/2017/10/office-365-fuer-schulen-hessischer-datenschutz-stimmt-zu/
https://www.golem.de/news/datenschutzbeauftragter-schulen-duerfen-office-365-nicht-mehr-verwenden-1907-142440.html
Inwieweit stellt dies eine Hürde dar?
Was soll ich dazu groß schreiben? In einigen Bundesländern und Kreisen und Schulen ist Office 365 erlaubt, in anderen Google Education und in wieder anderen Apple. Die Entscheidung darüber obliegt mir nicht, ich hole nur das Maximum aus den mir gegebenen Möglichkeiten.
Wenn der Bund, wie in Hessen sagt „Nein“ sind Kreisen und Schulen die Hände gebunden. In NRW ist meines Wissens nach die Frage nach Office 365 nicht mit „Ja“, sondern mit „noch nicht geklärt, aber eher nicht“ beantwortet. Quelle: https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Recht/Datenschutz/Fragen-und-Antworten/Sonstige-Fragen-zum-Datenschutzrecht-an-Schulen/index.html
Dieser Umstand hemmt mich Pilotprojekte mit OneNote und Teams zu starten. Habt ihr an eurer Schule bereits einen Plan B, angenommen ab dem nächsten oder übernächsten Jahr darf Office 365 (Also auch Teams und Onenote) nicht mehr benutzt werden?
Was ist „endgültig“ geklärt? Gesamtschulen werden geschaffen und wieder verworfen, G9 – G8 – G9. Nichts ist wirklich von Bestand. Entweder legt man los, oder wartet ewig.
Sollte es tatsächlich irgendwann eine offizielle Entscheidung Contra Office 365 geben, werden wir halt umdenken müssen. Aber NRW, das auch seit Jahren z.B WhatsApp nicht explizit verbietet sondern auf die Fähigkeit seiner LehrerInnen vertraut, ist nicht so schnell mit dem Verbieten von sinnvollen Ansätzen. Das wird schon gut gehen 🙂
Mit welcher Software kann man denn solche Pläne erstellen?
https://twitter.com/FredStecker/status/1165573989185531906?s=09
Hier eine Vorlage.
Ansonsten geht sowas prima mit PowerPoint in mehreren Teilen.
z.B. Powerpoint. Damit mache ich alles.
Ist das Product Placement (TEAMS!) wirklich immer notwendig? „Ich rufe die Referendarin an.“
Reicht doch auch.
Autsch. Sry, gar nicht als solches wahrgenommen, denn es geht z.T. auch um den „Mehrwert“, wenn eben nicht nur angerufen wird, sondern gleichzeitig auch Bilder verschickt oder der Desktop geteilt wird. Da erschien mir „anrufen“ schlicht verkürzend falsch.
Um die Uhrzeit würde ich auch normalerweise einen Referendar auch nicht mehr anrufen oder via WhatsApp anschreiben, weil er/sie sich sonst genötigt fühlen könnte, abzuheben. Teams lässt sich dagegen automatisiert ab XX Uhr abschalten: Will jemand ab 17 Uhr seine Ruhe von der Schule haben, wird er auch nicht gestört. Das ist mehr so mein Kontext.
Achso, alles klar. Danke für die Erklärung, das ist nachvollziehbar.
Hallo,
auch wenn es hier um den digitalen Workflow geht, eine Anmerkung zum didaktischen Design.
Ich bin mir nicht sicher ob, außer dem hippen Design, ein Mehrwert in der Anordnung der Informationen in deinem gezeigten Beispiel liegt. Das die 3. Person singular als einzelne Haltestellen angezeigt werden, halte ich für sogar für kontraproduktiv. Auch die Bedeutung von runden Haltestellen und rechteckigen Haltestellen erschließt sich mir nicht.
Die Anordnung als Mindmap in diesem Design oder eine Concept-Map (dann auch mit einer relevanten Bedeutung der Haltestellen-Symbole) fände ich didaktisch besser.
Danke!
Hej!
Habt ihr die Mathe-Ubahn weiter verfolgt? Mir schwebt seit Ewigkeiten eine ähnliche Idee im Kopf, für „wenn ich eine eigene Klasse inkl. Klassenzimmer habe“. Jetzt kann ich anfangen =)
Na klar, hängt in meinem Klassenraum. 🙂
Tolle Idee, die ich im neuen Schuljahr gern mit meiner 7. Klasse umsetzen möchte.
Magst du ggfs. am ein Bild eures Produkts zeigen?