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Der Freitag endet an meiner Schule immer mit der Klassenlehrerstunde. Dort finden organisatorische Dinge ihren Platz aber auch (und ganz besonders) pädagogische. Mit meiner Co nutze ich die Zeit gerne, um erlebnispädagogische Team-Spiele zu spielen. Die stärken das Miteinander und das ist etwas, das gerade in der aktuellen Zeit Hoffnung gibt und besonders wichtig scheint.

Spiele über Distanz

Wie aber gemeinsam spielen, wenn man viele Kilometer von einander entfernt vor einem Monitor sitzt?

Zusammen mit meiner Co-Klassenlehrerin haben wir unsere erlebnispädagogische Lerntheke um Video- und Homeschooling-Spiele erweitert. Die haben andere Schwerpunkte und zielen eher auf Wärme, Spaß und Miteinander, als darauf, den Stresslevel durch Frustrationsaufgaben zu erhöhen.

Heute: Urlaubsbilder.

Die Kinder waren angehalten, den Hintergrund ihres Videostreams mit einem Urlaubsbild zu füllen. In der Klassenlehrerstunde nahmen wir uns dann Zeit, dass jedes Kind von seinem Urlaub erzählen konnte. Dabei musste sich nach links und rechts verrenkt werden, damit man überhaupt etwas sehen konnte und es wurden lustige Anekdoten erzählt.

Manchmal aber stockt die Technik.

Als Zlatan von seinem Urlaub erzählen will, bleibt das Fenster schwarz, nur sein Avatar ist zu sehen. „Ich sehe es!“ „Ich nicht!“ „Oohh!“ kräht es durcheinander. Vier oder fünf Kinder können das Bild sehen, der Rest nicht.

„Schade, Zlatan, dann nehmen wir einfach…“, beginne ich, aber ich werde von Sarah unterbrochen. „Zlatan, schalt mal deine Kamera ab und dann wieder an – vielleicht geht’s dann?“

Geht nicht. „Okay, wir haben es versucht, aber dann…“, will ich fortfahren, werde aber wieder unterbrochen. Dorothee. „Herr Klinge, ich sehe das Bild. Wenn ich jetzt meinen Bildschirm an alle freigebe, dann sehen doch alle Zlatans Computer durch meinen Computer, oder?“

Hoffnung

HoffnungIch halte mich nicht für gänzlich unbegabt in technischen Dingen – und trotzdem merke ich, wie mir meine Sechstklässler, Mädchen und Jungen von gerade einmal elf Jahren, den Rang ablaufen. Sie denken problemorientiert, finden Lösungen und sind – tatsächlich! – digital bewanderte Menschen. Obwohl der Onlineunterricht an meiner Schule wirklich nahtlos läuft und es über viel Gelungenes zu Staunen und zu Applaudieren gälte, ist dieser Moment mein Highlight: zwei elfjährige Mädchen lösen ein technisches Problem binnen weniger Sekunden auf eine elegante Art und Weise, während mein einziger Plan war, einfach den nächsten Schüler dranzunehmen.

Ich liebe es total!

Wie gerne würde ich euch diese Jungen und Mädchen persönlich vorstellen und ihr wäret sicher genauso begeistert wie ich. Mir gibt das große Hoffnung. Ja, die Situation ist kacke. Für meine Schüler:innen sicher noch mehr, als ich mir das in meiner Wohlfühloase „sicherer Job, festes Gehalt“ vorstellen kann.

Aber sie streben unaufhaltsam vorwärts. Diese Jungs und Mädchen werden etwas aus sich machen. Und ich kann es kaum erwarten, das mitzuerleben.

 

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