Ich würde gerne das komplizierte Gebilde aus Biochemie, Psychologie und Umweltfaktoren verstehen, das mein tägliches Empfinden bestimmt. Durch manche Tage schleppt man sich irgendwie durch, es gibt Wochen, die in die Kategorie „Arbeitssieg“ fallen, wenn man Freitag ins Bett fällt. Und dann gibt es Wochen, in denen „die Maschine auf Hochtouren läuft“ und man jeden weiteren Ball spielend in die Jonglage aufnimmt.
Ich würde dieses Zusammenspiel gerne verstehen, weil ich es stärker beeinflussen möchte: Was führt dazu, dass „mein Bestes geben“ so unterschiedlich ausfällt?
Diese Woche war prall gefüllt mit Terminen:
Jenseits von Unterricht und Schuladministration habe ich jede Menge Eltern- und Schülergespräche geführt oder ihnen beigewohnt. Die gingen zum Teil bis in den Abend hinein – waren letztlich aber alle zielführend, produktiv und (ich glaube) man ist mit einem guten Gefühl hinausgegangen. Highlight der NW-Unterricht in meiner Klasse und die Forschungsprojekte der Kinder: Schirmt eine nicht-newtonsche Flüssigkeit ein Magnetfeld ab? Bleibt ein Magnet magnetisch, auch wenn man ihn erhitzt?
Morgen (Freitag) steht bei uns die traditionelle Oscar-Verleihung an: Geehrt werden die Jahrgangsstufenbesten und jene, die sich besonders verbessert haben. Darüber hinaus gibt es Sonderpreise für Schüler*innen, die sich besonders um die Schule verdient gemacht haben. In der Vorbereitung wurden Urkunden gedruckt und gerahmt, heute rote Teppiche verlegt und die Pokale poliert. Allenthalben versuchen die Kinder ihre eigenen Chancen auszurechnen: „Jemand wie ich bekommt doch keine Pokale“.
Morgen dann die Live-Übertragung in alle Klassenräume, viel Glamour und Applaus – ein wunderbarer Start in die Herbstferien.
Heute waren überdies Kolleg*innen einer Realschule aus Rheinland-Pfalz bei uns zu Besuch. Vom Aufbau einer Tabletschule bis zum Schulkonzept haben sie sich alles angesehen, viel gefragt (und vielleicht manchmal gestaunt). Das war sehr kurzweilig, weil der Austausch mit anderen Schulen eigentlich immer gewinnbringend ist. In drei Klassenräume haben spontan wir unsere Nasen hineingesteckt und überall wurden wir herzlich begrüßt und aufgefordert, die Kinder zu befragen und sich nach Herzenslust umzusehen. Ich verehre mein Kollegium dafür, dass eine Kultur der offenen Tür lebt – man ist immer willkommen und die Kinder spiegeln das auch zurück.
Unter der Woche haben wir außerdem den mittlerweile 28. Kindergeburtstag in diesem Haus gefeiert – ich befürchte, wenn die jüngste Maus aus dem Haus ist, werde ich für die nächste Generation wieder eingespannt. „Lebenslänglich Kindergeburtstag“. Klingt wie ein Buchtitel.
Montagabend habe ich auf der Fraktionssitzung über meine (bescheidenen) politischen Ambitionen gesprochen und Dienstagabend, auf dem Elternabend im Kindergarten, zufälligerweise neben dem Bürgermeister meines Ortes gesessen. Je mehr ich mich mit Kommunalpolitik beschäftige, umso mehr Lust habe ich, dem noch mehr meiner Zeit zu widmen.
Weil ich hier und da durch die Welt reise und Vorträge halte, habe ich außerdem längere Vorbereitungsgespräche geführt: Wer sitzt im Publikum? Was wird thematisch erwartet? Was kann ich überhaupt bieten?
Und all das geht diese Woche leichthin. Ich schleppe mich nicht mit letzter Kraft in die Herbstferien – obwohl meine Jüngste nachts gerade im Stundentakt aufwacht und an guten Schlaf nicht zu denken ist.
Ich will dieses Gebilde aus Biochemie, Psychologie und Umweltfaktoren verstehen, weil ich die Energie und Kraft dieser Woche gerne reproduzieren möchte. Ich will „mein Bestes geben“, aber ohne die qualitativen Schwankungen.
Kürzlich erschien eine Studie der AOK, die zeigte, dass Arbeitnehmer mit „als sinnhaft erlebter Arbeit“ gesünder und motivierter sind, auch seltener krank. Die Arbeitswoche, die du hier so eindrücklich schilderst (was für eine wundervolle Schulkultur!), erscheint mir als extrem sinnhaft. Ist es in manchen Wochen vielleicht anders?
Das mag in die richtige Richtung gehen, danke!