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Nach 30 Jahren Windows: Geburtsschmerzen mit MacOS

Zuletzt habe ich mich über Microsoft geärgert.
Der Zwang zu einem Online-Konto ist für mich seit Windows 10 ein Ärgernis. An meiner Schule arbeiten alle Kinder mit Surface Go-Geräten und an dieser Stelle darf man durchaus mal an den Datenschutz denken. Zum Glück gibt es Kniffe, wie man das umgehen kann – aber „Kniffe“ sind nichts, worauf ich mich verlassen will. Und bei aller Liebe zu den Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz möchte ich doch ganz gerne selbst steuern, welche Daten meines Computers wohin abfließen. Und nein, keine noch so intelligente Künstlichkeit soll permanent meine Tastenanschläge, Steuerprogramme oder Google-Suchen mitlesen. Dazu eine geradzu aburde Preiserhöhung bei den Surface-Go Geräten, die dazu führen werden, dass wir uns (und auch andere Schulen) von Windows verabschieden werden.

Ich halte das nach wie vor für einen gewaltigen, strategischen Fehler: Der Bildungsbereich wird komplett Apple überlassen und wer einmal mit iPads anfängt, macht mit iPhones weiter und diese Leute arbeiten dann irgendwann auch lieber mit einem Mac, statt einem WindowsPC. Die völlige Fokussierung auf KI könnte Microsoft noch richtig auf die Füße fallen – aber vielleicht ist das auch ihr Ziel: Die Hardware-Sparte mittelfristig aufzugeben.

Der erste PC stand vor über dreißig Jahren im familiären Arbeitszimmer. Mehr als dreißig Jahre lang Windows, Registry, Hacks und Tweaks. Für die meisten meiner Kollegen bin ich ein „Power-User“: Ich kann die meisten Fehler beheben, kenne die meisten Abkürzungen und die meisten Tastatur-Shortcuts. Ich bediene das System blind. Aber die Unzufriedenheit wächst.

Und so nehme ich gerade Abschied.

Nach 30 Jahren Windows: Geburtsschmerzen mit MacOS 1Aus Spaß am Spiel habe ich mit ein gebrauchtes MacBook Pro zugelegt. Ich schreibe viel und spiele gar nicht: Eine hübsche Schreibmaschine mehr fällt jetzt auch nicht ins Gewicht und wenn das Gerät zum Staubfänger mutiert, werde ich es schmerzfrei auch wieder abstoßen.

Es ist ein MacBook Pro aus dem Jahr 2017. Damit ist es aus dem gleichen Jahrgang wie mein (ebenfalls gebraucht gekauftes) Surface Book 2. Das MacBook hat den berüchtigten (und inzwischen aufgegebenen Butterfly-Mechanismus der Tastatur. Ich mag ja flache Tastaturen – aber arg laut ist sie schon. Es klickert und klackert merklich. Meiner ältesten Tochter (die, die Romane schreibt) gefällt die Tastatur dagegen sehr, sehr, sehr.

Nach den ersten Gehversuchen kommen die Geburtsschmerzen: Vieles geht anders, als ich es gewohnt bin. Das ätzendste, dämlichste und unlogischste Betriebssystem ist immer das zweite, das man erlernt. In meinem Fall: MacOS.

Warum schließen sich Programme nicht, wenn ich auf das rote X drücke? Sie werden nur minimiert. Aber warum minimiert dann auch der gelbe Knopf in der Mitte?

Gesten funktionieren nicht mehr so, wie mein Muskelgedächtnis sie mittlerweile in meine DNA eingebaut hat: Horizontal mit drei Fingern wischen, um zwischen Apps zu wechseln benutze ich ständig. Hm. Jetzt wohl nicht mehr.

Nach 30 Jahren Windows: Geburtsschmerzen mit MacOS 2Das Touchpad wird allgemein als das Beste seiner Klasse gelobt – ehrlicherweise spüre ich aber keinen Unterschied zu dem meines Surface Books. Es ist größer – aber sonst? Auch das (oft erwähnte) Klickverhalten ist für mich irrelevant: Als erstes habe ich eingestellt, dass „sanft antippen“ einem „Klick“ entspricht. Das „fest Drücken“ hat mich schnell genervt. Ebenso wie etwas anderes: Die Scrollrichtung beim Touchpad und der Maus will ich unabhängig voneinander einstellen: Mit dem Touchpad „schiebe“ ich eine Webseite nach oben, beim Mausrad rolle ich aber runter. Bei Windows Standardeinstellung. Beim Mac kann ich das nicht unabhängig voneinander definieren, d.h. eines ist immer falsch.

Auch verstehe ich nicht, wieso auf der Tastatur des Mac neben FN und Control und Option auch noch Command seinen Platz finden muss, dafür aber die Delete-Taste eingespart wird. Und woher kommen die merkwüdigen ägyptischen Hieroglyphen auf den genannten Tasten?

Auch andere Dinge erscheinen mir merkwürdig: Lade ich ein Programm herunter, klicke ich die Datei an und installiere sie. Aber danach muss ich noch – wie ein Kleinkind – das neue App-Symbol auf ein Kistensymbol schieben, um das Programm… zu nutzen? Zu aktivieren? Was soll das?

Warum gibt es kein „Ausschneiden und verschieben“ im Explorer/Finder? Warum wird mir die Übertragungsgeschwindigkeit nicht angezeigt, wenn ich etwas kopiere? Und ja: Mir fehlt der TouchScreen. Immer wieder tippe ich versehentlich auf den Bildschirm.

Immerhin: Als nackte Schreibmaschine macht das MacBook Spaß. Zwar stolpere ich über ungewohnte Tastenkombinationen (STRG+C wird zu Command+C), was in der Praxis heißt, der Daumen muss den kleinen Finger ablösen – aber das wird schnell weniger.

Ich kann mir vorstellen, dass meine Enttäuschung auch durch meine Hardware bedingt ist: Das Surface Book ist technisch ebenso hochkarätig, Tastatur und gläsernes Touchpad genauso feinfühlig wie beim MacBook Pro. Käme ich von einem 300€-Medion-Schlepptop, wäre meine Begeisterung vielleicht größer – so aber sind die Unterschiede in der Hardware eher marginal.

Auf keinen Fall will ich mich tiefer in die Abhängigkeit des Apple-Kosmos begeben – zu sehr hat mich das iPhone genervt, als zu unnütz empfand ich das iPad. Und wenn ich mich über Microsofts Preispolitik ärgere, fehlen mir bei Apple (2000 € für ein MacBook mit 8GB Arbeitsspeicher, gnihihi) schlicht die Worte.

In den nächsten Wochen will ich dem MacBook weiterhin die Chance geben, mich zu begeistern. Dinge besser zu machen, als mein Surface Book. Aber die Hürde ist halt hoch: Ich lasse mich von bunten Icons und hübschen Animationen nicht so leicht blenden. In jedem Fall will ich neugierig bleiben und lernen. Und wenn das Gerät in den nächsten Jahren als Schreibmaschine sein Dasein fristet, abwechselnd von mir und meinen Töchtern genutzt wird – dann ist das ja auch nicht so schlecht.

4 Gedanken zu „Nach 30 Jahren Windows: Geburtsschmerzen mit MacOS“

  1. Interessanter Artikel. Um tiefer in die Materie zu gehen kannst du hier nachschauen: https://www.macmark.de/

    Und was kann Apple dafür, dass MS damals unbedingt andere Tastaturkürzel erfinden musste, nachdem Apple längst diese auf ihrer Tastatur umgesetzt hat, nebst Copy-Paste – nur weil Win heute (noch) weiter verbreitet ist.

    Meine Umstiegsphase ist 2004 bereits erfolgreich von Win XP zu MacOS Tiger umgesetzt und bereue es keinen Tag. Sicher ist einiges anders. Damals habe ich aber im Vorfeld mich über das System informiert, so dass der Mac „nur“ eine Festigung meines Wissens war.

    Statt der CMD (oder alt: Apfeltaste) gibt es unter Windows auch die Windowstaste. Von daher kam das unter Windows auch später als bei Apple.

    Und was KI betrifft… Sei sicher, dass das erst der Anfang auf allen Systemen ist.

  2. Die Schwierigkeiten das System zu wechseln, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich bin genauso ein recht versierter Windows-Nutzer. Seit neuestem habe ich parallel zum Windows auf dem Laptop Fedora-Linux installiert. Das Lernen eines neuen Systems ist wirklich aufwendig. Um tatsächlich zu verstehen wie der Gnome-Desktop funktioniert brauchte es ein paar Videos bei Youtube. Bestimmt nutze ich es immer noch nicht „richtig“. Aber Linux ist leider immer noch nur für Bastler zu gebrauchen (Miracast geht immer noch nicht, Lautsprecher bei meinem Laptop auch nicht alle. Schon klar, daran ist nicht Linux schuld, sondern Lenovo…). Ganz viele Dinge, die unter Windows einfach selbstverständlich sind, lassen sich nicht einfach so finden. Man muss als Linux-Anfänger einfach alles recherchieren. Da schließt sich dann auch der Kreis zur KI. Die neuen Tools wie perplexity.ai oder bing chat sind da Gold wert und verkürzen oft die Suche sehr.
    Viel Glück weiterhin mit dem Mac. Mir ist das Zeug einfach zu teuer.

  3. Die Schmetterlingstastatur war ja leider recht anfällig, und hatte mich veranlasst, 7 Jahre mein altes MacBook weiter zu gebrauchen. Dafür ist die Generation danach sehr gut gelungen. Ich hatte diese auch mal getestet, und mochte das Schreibgefühl, aber nicht genug um das Risiko einzugehen.

    Da ich Mac und Windows parallel verwende, habe ich das Tastaturlayout weit möglichst auf meine Windows Gewohnheiten angepasst. In den Einstellungen Cmd und Opt umgedreht, unter Windows Ctrl und Wnd. Auch mit der App Ukelele das typische Layout verändert, so dass die AltGr Buchstaben auf den gleichen Tasten liegen, dafür tippe ich @ und co doch zu häufig.

    Vor zehn Jahren war das Mac Trackpad eine Offenbarung, inzwischen haben die besseren Windows Notebooks aber aufgeholt. Am deutlichsten sehe ich den Unterschied zwischen Mac and Windows noch bei Excel und Numbers. Excel ist leistungsfähiger, und auch programmierbar; Numbers erlaubt eine viel feinere Formatierung und Präsentation.

    Viel Spaß noch mit der Entdeckungsreise

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