Bereits am Montag schrieb ich darüber, dass ich mich in den kommenden Wochen etwas intensiver um den Einsatz von Smartphones im Unterricht kümmern möchte.
Dabei möchte ich weniger über allgemeine Risiken und Nebenwirkungen von Handys sprechen (Fotos/Videos vom Lehrer machen, …), weil die ohnehin jedem bewusst sind. Ich will mich auch ferhalten von didaktischen und methodischen Überlegungen (“Wie schaffe ich…?”) oder moralischen Aspekten (“Wie verhindere ich…?” …).
All diese Punkte sind wichtig – aber sind an anderer Stelle zu genüge diskutiert worden. Zudem sind sie in meinen Augen zum Teil inhaltsleeres Gerede, denn es wird viel theoretisch „über“ etwas gesprochen, statt es in der Praxis einfach mal zu tun. Stichwort: Wie viele Gedanken und Bücher und Aufsätze über Laptopklassen gibt es? Und wie viele Laptopklassen gibt es?
Statt dessen will ich tatsächliche Einsatzgebiete und Möglichkeiten aufzeigen, die mir gar nicht so klar gewesen sind.
Besonders in der Physik ist es nämlich so wie im Kinderzimmer zu Hause: Man hat Schränke voller tollem Spielzeug.
Aber.
Aber bei vielen Geräten ist die Batterie leer. Oder ein Anschluss kaputt. Oder ein Zeiger wackelig. Oder sie funktionieren einfach gar nicht mehr.
Das einfachste Beispiel dafür ist die Schublade voller Stoppuhren. Jede Physiksammlung hat ein halbes Dutzend Stoppuhren. Und in jeder (!) Physiksammlung wird mindestens ein Drittel der Uhren gar nicht mehr funktionieren. Dies ist im Unterricht eine Stolperfalle. Statt um physikalische Inhalte muss ich den Schülerinnen und Schülern Ersatzgeräte besorgen. Glühbirnen wechseln. Kabel austauschen. Oder sagen:
“Geht zu der Gruppe neben euch.”
Dabei ist gerade die Stoppuhr in jedem Schülerhandy zuverlässig zu finden. Inklusive der Garantie, dass bei 25 Schülern mindestens 23 Stoppuhren einsatzbereit sind.
Die Zeitschrift “Physik in der Schule” zeigt in ihrer Ausgabe 7/60 eine großartige Mindmap zum Thema “Anwendungsmöglichkeiten des Mobiltelefons”, die ich leicht abgewandelt hier wiedergeben möchte:
Möglichkeiten wie “Internetrecherche” oder “Formelsammlung” und der “Einsatz als Kommunkationsmittel” sind nun trivial zu nennen. Darauf wäre ich gerade noch selbst gekommen.
Auch die von anderen Lehrern an anderer Stelle genannten Einsatzbereiche möchte ich ausschließen – oft geht es um sinnvolle Apps für den „Meta-Unterricht“, also Vorbereitung, Organisation oder Nachbereitung von Unterricht. Zu Dokumentationszwecken beispielsweise nutze ich (Lehrer) das Handy schon heute regelmäßig. Das Abfotografieren von Tafelbildern erleichtert mir nach dem Mittagsschlaf die Erinnerung daran, was wir in der Stunde erreicht haben. Unsere Cola-Mentos-Fontäne haben viele Schüler mit dem Handy gefilmt und z.T. online gestellt.
Der wirklich interessante Bereich ist jedoch der, das Handy als Experimentiermittel aktiv in den Unterricht mit einzubeziehen. Denn – wenn ich ehrlich bin – habe ich davon gar keine Ahnung. Ich möchte also den Fokus weg vom Lehrer hin zum Schüler verschieben. In den höheren Klassen finden sich haufenweise Smartphones in den Hosentaschen der Schüler, deren Möglichkeiten für den Unterricht außer acht gelassen werden.
Leider findet sich auch im (deutschsprachigen) Internet keine zentrale Sammlung für unterrichtsrelevante Apps.
Aber jetzt.
Spannende Ideen. Schwierig finde ich, dass im Vollzug dann eben u.U. doch nicht jede Schülerin/jeder Schüler ein Mobiltelefon besitzt. Oder es müsste auf die Anschaffungsliste am Beginn eines Schuljahres. Denn das pragmatisch gesehen richtige Argument, dass immer genug Geräte vorhanden sein werden, entkräftet nicht die Annahme, dass es (emotional) von erheblichem Nachteil für ein Kind ist, einen so gearteten Beitrag zum Unterichtsgeschehen jedesmal NICHT beitragen zu können. Ergo: Wo ist die Grenze zwischen der spontanen Bereicherung des Unterrrichtes (weil es geht) und einer strukturellen Benachteiligung (weil es normal wird).
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