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Schule wie zu Großvaters Zeiten.

Aus Gründen unterrichte ich bis zum Sommer einmal wöchentlich einen Mittelstufen-Mathematik-Kurs mit knapp 50 Schülern.
Für mich (und die Kinder) ist das durchaus herausfordernd – läuft bisher aber völlig problemlos. Jeder bemüht sich, seinen eigenen Rede-Drang für 45 Minuten herunterzufahren, um den Lärmpegel erträglich zu halten.
Spannend finde ich die Vorstellung, dass solche Klassengrößen Anfang des letzten Jahrhunderts durchaus üblich waren, in China üblich ist.

Interessant dabei die öffentliche Diskussion, ob sich die Klassengröße auf die Leistung der Schüler auswirkt. Lehrer sagen ja, Studien behaupten (belegen?) das Gegenteil.

Die Lehrarbeit lebe ich oft genug als Beziehungsarbeit: Ich kommuniziere mit Schülern, klopfe Sprüche, spiele mit Antworten und weiß, wie ich einzelnen Schüler begegnen muss. Hier frage ich, wie es dem Pflegepferd geht, dort nach dem Wochenende.
In einem Kurs mit 50 Leuten fällt dieser Faktor völlig weg. Ich konzentriere mich ausschließlich auf das Lehren, für individuelle Hilfestellungen (man könnte auch sagen: Rücksichtnahme auf den Einzelnen) gibt es keinen Platz mehr. Diese eine Stunde in der Woche erinnert eher an die Vorlesung an der Universität als an Schulunterricht.

Für eine Stunde in der Woche ist das ein Erlebnis und schon okay – aber so richtig Spaß macht das niemandem. Denn letztlich geht es in der Schule ja nicht nur um die Vermittlung von Wissen, sondern auch um Erziehung und Mensch-Werdung.

5 Gedanken zu „Schule wie zu Großvaters Zeiten.“

  1. Ich war mal in einer Klasse mit 30 Schülern und danach waren wir gerade mal 18. Diesen Unterschied merkt man auch als Schülerin deutlich und der Unterricht in der großen Klasse war wesentlich anstrengender. 50 Kinder zu unterrichten muss auch für den Lehrer sehr herausfordernd sein.

  2. 50 ist der Hammer! Du beschreibst recht gut, was das für Konsequenzen hat. Wir sind im regulären Unterricht inzwischen bei 34 Schülern angelangt und natürlich lernen die Schüler trotzdem. Was das aber für eine Belastung für die Klassenkameraden ist, denn der Lärm lässt sich in der Unterstufe nur bedingt drosseln, wenn 34 Dauerzustand sind, und was das für eine Belastung für den Lehrer bedeutet, der dabei ständig das Gefühl hat, dem einzelnen Schüler nicht mehr gerecht zu werden, darüber schweigen viele Studien lieber.

  3. Das war nicht nur Anfang des 20. Jahrhunderts so!
    Ich selber bin 1963 durch Umzug in eine dritte Klasse gekommen und war Kind Nr. 56. Jahre später traf ich die Lehrerin wieder und sie sagte mir, das sei der Sommer gewesen, in dem sie sich das Tragen von Nylonstrümpfen abgewöhnt habe. Sie hat sich, wenn sie durch die Reihen ging, regelmäßig die Strümpfe zerrissen.
    Und nein, das war nicht in China, sondern in Deutschland. In Bonn.

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