Meinem 10er-Physikkurs habe ich eine Idee nahegebracht. Ausführlich über Möglichkeiten und Arbeitsaufwand gesprochen und ihnen die Wahl gelassen, sich da reinzustürzen, zu Ruhm und Ehre zu gelangen und überdies womöglich reich zu werden oder aber normalen Unterricht zu ertragen (den ich natürlich schlecht gelaunt und lustlos durchführen würde).
Die Wahl war eindeutig. 🙂
Vorgeschichte: Ich schrieb vor den Ferien darüber, dass ich mit dem Verlauf meines letztjährigen Physikkurses unglücklich gewesen sei. Nicht, weil die Stunden außerordentlich schlecht oder der Kurs so desinteressiert gewesen seien. Ganz im Gegenteil glaube ich, dass sich einige Schüler noch länger daran erinnern werden, wie wir einen Bären vom Schuldach geworfen haben. Oder Filme physikalisch analysiert haben.
Das Problem ist, dass ich diese Stunden schon fünfmal gesehen habe. Der Ablauf langweilt mich und ich bin zu sehr Spielkind neugierig, als dass ich das noch ein sechstes Mal machen möchte.
Also zurückgelehnt und gegrübelt. Gelesen. Gegrübelt. Geplant.
Da ich in den vergangenen Monaten einige Workbooks erstellt habe, setzte sich die Idee fest, mit meinem neuen Physikkurs ein ganzes Schulbuch zu schreiben. Natürlich ein cooles. Mit Videos. Interaktiven Grafiken. Und Fluxkompensator. Und Warp-Antrieb.
Titel: Physik im Supermarkt.
Ich bin dann auf Apple “iBooks Author” Software gestossen, mit der man “faszinierende Multi-Touch Lehrbücher – und natürlich Bücher aller Art – für das iPad und den Mac erstellen” kann. “Mit Galerien, Videos, interaktiven Diagrammen, mathematischen Ausdrücken, 3D Objekten und mehr werden Inhalte auf eine Weise lebendig, hinter der gedruckte Bücher zurückstehen.”
Wie eigentlich immer bei Apple ist das Programm intuitiv und großartig – und irgendwie unnütz: Den ich habe keinen Mac. Und auch kein iPad. Auch keiner meiner Schüler hat eines. Wenn ich mit einem Kurs also ein Schulbuch/Workbook/whatever entwickeln wollte, dann bräuchte ich eine Art iBooks Author für Windows. Am besten kostenlos. Intuitiv zu bedienen. Mit der Möglichkeit, das Ergebnis auf allen Plattformen zu präsentieren.
Offensichtlich gibt es das: PowerPoint.
So dämlich sich das anhört, erfüllt Microsofts (verhasste) Präsentations-Software alle meine Anforderungen:
- PowerPoint ist in Form der Preview 2016 aktuell kostenlos verfügbar, viele Schüler haben das Programm aber sowieso auf dem PC installiert
- mit OpenOffice gibt es eine kostenlose Alternative, die bei jedem funktioniert
- die SuS kennen PowerPoint; man braucht nicht Jahre, um sich einzuarbeiten
- das Arbeitsergebnis lässt sich auf jeder (mobilen) Plattform öffnen.
Ich habe recht hohe Erwartungen an das Projekt.
Ein Supermarkt im Ort freut sich, mit uns zu kooperieren. Die Schüler dürfen dort nach Herzenslaune fotografieren und experimentieren.
Sie sollen sich eigenständig in vorgegebene Themen der Physik einarbeiten (z.B. Hebelgesetze) und diese im Supermarkt wiederfinden. Anschließend sollen sie – ähnlich einer Facharbeit – ihr Thema in dem Schulbuch/Workbook eigenständig präsentieren. (Wie das am Ende aussehen könnte, habe ich in einem schnell zusammengeschusterten Entwurf am Ende dieses Beitrags dargestellt.)
Aus meiner Perspektive ist natürlich noch mehr reizvoll: Der Kurs setzt sich nicht nur mit der Physik auseinander, sondern auch intensiv mit Computer und Office-Umgang. Da ein Teil der Schüler nach dem Schuljahr ins Berufsleben startet, ist das nicht unbedingt schlecht.
Im Unterschied zu einem normalen Referat oder einer Facharbeit ist das Ziel unseres Projektes die Veröffentlichung. Für die Schüler ist es (im Augenblick) sehr motivierend, als potentieller Autor eines richtigen Buches genannt zu werden. Ich habe mich mit Google auseinandergesetzt, um ins Google Books-Programm aufgenommen zu werden: Die Vorstellung, unser “Buch” im Play Store zu veröffentlichen ist aufregend. (Mir sind die Schwierigkeiten zwischen “interaktivem Buch” einerseits und den Begrenzungen eines pdf-eBooks bewusst.)
Ein erster Einblick folgt demnächst.
Wow! Find ich echt klasse!
Deine Powerpoint liefert super Anregungen! (Schalter für Lösungen 🙂 Wusste auch nicht, dass man Powerpoint so gut einbetten kann.
Wünsch euch gutes Gelingen!