Vor einigen Monaten wurde ich von Microsoft in das „Surface Educator Expert“-Programm aufgenommen. In letzter Konsequenz bedeutet dies, dass ich vorab neue Software zu sehen bekomme (und ausprobieren darf) und außerdem (in ganz bescheidenem Rahmen) mitbestimmen kann, in welche Richtung eine Software wie bspw. OneNote weiterentwickelt wird. Mir macht das Spaß und es kostet mich wenig Aufwand.
Natürlich hat Microsoft etwas davon: Ich werde (und wurde) angefixt. Ich tauche immer tiefer in das Office ein und habe mir vergangenen Monat ein Surface-Tablet gekauft. Auch nach sechs Wochen ist meine Begeisterung nicht verflogen: Ich nutze das Surface beinahe täglich im Unterricht, kritzle mit dem Stift in Arbeitsblättern herum und werfe das Bild mittels Wireless Adapter drahtlos an die Wand. In der Folge haben sich eine Menge Kollegen ebenfalls Sticks gekauft – ich fungiere an dieser Stelle (auch durch das Blog) unwillentlich als Werbebande.
Ist das verwerflich?
Nun, das muss jeder selbst entscheiden. Viele Lehrerblogs schreiben über Hard- und Software, mit der sie gut arbeiten. Allein das iPad füllt bei diversen Kollegen viele Blogbeiträge und es wird über Notenbox vs. Tapucate diskutiert. Ich empfinde diese Artikel stets als bereichernd und informativ – weiß aber auch, dass die Artikel nicht von außen diktiert wurden.
Vor wenigen Tagen legte die Kultusministerkonferenz einen weiteren Entwurf einer Strategie vor, mit der sie die Schulen in Deutschland digitalisieren möchte. Visionäre Ziele – aber ohne Finanzierung. Auf der Bildungsmesse „Didacta“ präsentiert die Wirtschaft Jahr für Jahr ihre Ideen für den Unterricht der Zukunft: Mit elektronischen Whiteboards. Oder elektronischen Schulbüchern. Visionäre Produkte – aber oft ohne Alltagstauglichkeit. Jahr um Jahr vergeht, ohne, dass sich viel bewegt.
Ich glaube, dass sich digitale Bildung nicht „von oben“ aufoktroyieren lässt. Moodle ist so ein Beispiel – irgendwie cool gedacht, aber in der Praxis recht deutlich gescheitert. Eine „digitale Bildungsrevolution“ der Schule muss aus derselben erwachsen: Nicht Wirtschaftsexperten, nicht Bildungsexperten, nicht Politiker – sondern Lehrer sind diejenigen mit konkreten Bedürfnissen und Ideen.
Die Vernetzung von Unterricht zwischen mir und zahlreichen Kollegen via OneNote ist so eine unfassbar großartige und zeitsparende Arbeitsweise – aber sie funktioniert nur von unten. Zwei Lehrer verknüpfen sich. Dann drei, dann vier. Am Schluss steht ein ganzes, innerschulisches Netzwerk. Ich kann via Youtube & Blog (bzw. Fortbildung & Erlass) noch so viel davon erzählen – entscheidend sind die Lehrer. Auslöser solcher „digitalen Evolutionen“ im Kleinen sind stets jene einzelne, technikaffine Kollegen. Sie finden Lösungen, erzählen davon und verbreiten sie.
Was mich zurück zu Microsoft und Apple und Google führt.
Natürlich haben sie ein hohes Interesse daran, eben diese Lehrer zu füttern und als Werbebande zu gewinnen.
Im Rahmen des Surface Educator Programms wurden dem wunderbaren Stefan Malter (den ich in Budapest kennenlernte), dem Kollegen Söser und mir heute von Microsoft ein „Educator Training Kit“ gratis zugestellt. Darin enthalten ein nagelneues Surface Pro 4, ein Wireless Adapter und ein USB Stick. Eine ziemlich edle Leihgabe.
Die von uns zu erbringende Gegenleistung: „Have fun.“
Ich muss keine Werbung machen. Ich muss keine Artikel schreiben. Ich muss niemanden von Microsoft überzeugen oder überhaupt davon erzählen. Ich muss gar nichts.
Wenn ich es trotzdem tue, dann aus Lust an der Freude.
Zum Glück habe ich mir selbst eines gekauft.
Unseren Referendarinnen und Referendaren empfehle ich die Geräte, die für mich in der Praxis produktiv und möglichst intuitiv nutzbar sind sowie die Tools, die den Lernenden möglichst keine Anmeldung zumuten und kostenlos nutzbar sind. Moodle und Interaktive Whiteboards sehe ich in diesem Zusammenhang genauso als überholt an wie du. Sobald man als mit den einschlägigen Firmen assoziierte Person (auch wenn nichts gefordert wird für die „Geschenke“) Empfehlungen ausspricht, stellen immer Vorsicht und Kritik auf seiten der Beratenen ein – und das ist auch gut so. – Bin für mich froh, der drängenden Versuchung widerstanden zu haben, Google oder Microsoft oder sonst irgendein (privilegierter) Educator zu werden. Es ist vielleicht ein bisschen wie mit den sozialen Netzwerken: So lange es kostenlos ist, bist du das Produkt…
Ich stimme dir vollkommen zu – aber das darf mich umgekehrt auch nicht davon abhalten, begeistert von Dingen zu erzählen, die mir gefallen. Umgekehrt fand ich den (ebenfalls zur Verfügung gestellten) HP Taschenrechner ziemlich blöd und habe das auch deutlich formuliert.
Einen Artikel hast du ja doch schon geschrieben 😉
Dient der Transparenz – aber damit ist es dann auch gut 🙂
Wie sind denn die Erfahrungswerte der Kollegen, die sich Sticks zu vorhandenen Geräten kaufen?
Sticks wären evtl. ein guter Ersatz für das (leider) völlig überteuerte Surface, dass ich dank dir auch im Auge habe. Macht halt schon nen Unterschied, ob ich ich 30 oder 1000€ ausgebe…. :-/
Bisher scheinen alle recht zufrieden zu sein.
Zwei oder drei Kollegen haben noch andere Varianten als die hier angegebenen gefunden, die dann universell mit Android & iOS & Windows klarkommen.
(Das Surface ersetzt bei mir ja Tablet & Notebook – der Stick ist bei mir eine elegante Möglichkeit, nicht per Kabel am Beamer hängen zu müssen.)
Also ich habe mir ja alles selber gekauft, Surface Pro 3 als auch den Wireless HDMI Stick und finde beide super.
Vor allem das Surface biete alles, was ich brauche. Da sich die Schule (viel mehr ich über die Schule) in einem Raum einen WLan-Beamer gekonnt hat, benutze ich dort aber lieber den als den Stick. Die Verbindung ist wesentlich stabiler, man kann aber dann nicht mit dem Surface im Internet sein. Aber das ist kein Problem, ich habe die Videos und alles andere sowieso in OneNote eingebunden und so auf der Festplatte.
Für jeden, der sich für Technik interessiert ist diese Kombination nicht nur praktisch sondern auch eine spaßige Herausforderung, die stetig wächst. So nutze ich z.B. seit kurzem die App „Office Lens“, mit der man automatisch zugeschnittene Fotos von Tafelbilder oder Papierblättern machen kann, die direkt nach OneNote importiert werden. Besonders gut auch für die Dokumentation von Versuchsaufbauten (Wie war das nochmal gesteckt, was war da nochmal der Kniff?). Dafür eignet sich das Surface Pro 3 allerdings nicht, weil die Linse der Kamera nicht für kurze Brennweiten eingestellt ist. Es gibt zwar Anleitungen für Selbstbaulinsen, aber mit dem Android-Handy geht das dann besser.
Ist das mit dem Pro 4 besser geworden?
Ich kann Jan-Martin gut verstehen, wenn er sagt er ist ehrlich, unabhängig von den „Goodies“. Ich empfehle meine Kombination auch meinen Kollegen weiter, auch wenn ich nichts dafür bekomme (leider! ;-)). Aber bisher ohne viel Resonanz, das einzige was meine Kollegen gerne nutzen ist, dass sie in meine OneNote-Seiten gucken…
Das mache ich, weil ich es einfach super nützlich finde und meine Schüler können dem Unterricht besser folgen, wenn ich in das Arbeitsblatt schreibe, Graphen in die abfotografierten Koordinatensysteme der Kinder skizzieren, löschen und korrigieren lasse oder in das Tafelbild von letzter Woche schreibe. Auf dem Beamer. Von der Fensterbank oder der Bank der Schüler. Kabellos.
Danke für das Feedback!
Und: ja, das surface 4 hat einen Autofokus, damit wird die Kamera viel besser nutzbar.
Die Kameras im Surface Pro 4 sind ein großer Schritt nach vorne.
„…Natürlich haben sie ein hohes Interesse daran, eben diese Lehrer zu füttern und als Werbebande zu gewinnen….“ – dein Umgang mit der gesamten Matterie entspricht auch unserem.
Natürlich ist man irgendwie Werbeträger für digitale Gegenstände, dazugehörige Software oder Plattformen. Aber wie sollen Schüler von Vor- und Nachteilen überzeugt werden, wenn man sie ihnen nicht vorstellt? Gerade in Berufsschulen ist das sehr wichtig als Vorbereitung auf Fachlichkeit und Erlernen grundlegender Fähigkeiten für den zu erlernenden Beruf.
Wir betrachten uns als informieren Lehrer, die ihre Informationsweitergabe digital unterstützen, während sie das genutzte Medium nutzen und den Schülern vorstellen, zum Kennenlernen, zum Gebrauch, zum Vertiefen.
LG aus dem Lehrercafe