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„Verdammte Scheiße, wo bin ich hier?“

Warnung: Dieser Artikel hat mir einiges an Bauchschmerzen bereitet, weil er leicht missverstanden werden kann. Wenn Du, verehrter Leser, am Schluss die Stirn runzelst und dich fragst, ob ich noch alle Latten am Zaun habe, dann bitte ich um Entschuldigung und bitte, mir im nächsten Beitrag eine neue Chance zu geben. 🙂

An meiner Schule läuft gerade ziemlich viel ziemlich richtig. Das zu sagen, kann als arrogant aufgefasst werden – aber als Völkchen, das oft kritisiert und selten lobt, darf man sich zwischendurch auch mal hübsch machen. Insbesondere die Schulen (und in Baden-Württemberg die „Gesamtschule“ im Besonderen) sind diesbezüglich ein geschundenes Opfer.

Projekt: Digitalisierung

Vor anderthalb Jahren haben wir uns als ‚Schule im Aufbau‘ auf den Weg gemacht, „digitale Schule“ zu werden. Diesen Prozess habe ich hier auf dem Blog und auf Twitter beschrieben und als Schule haben wir uns den ein oder anderen Medienauftritt erarbeitet. Wer dieses Blog schon länger verfolgt, der ahnt: Das läuft gut bei uns. Und ich meine: Richtig gut.

Das spricht sich rum. Regional und überregional.
Regelmäßig erhalten wir Anfragen von Schulen, die sich das gerne bei uns ansehen würden. Sehen ob das, was sie da hören und lesen, auch der Realität entspricht.

Und so hatten wir in dieser und der Woche davor hohen Besuch von unterschiedlichen Schulen. Schulleiter, didaktische Leiter, Informatiker und engagierte Lehrerinnen und Lehrer. Als Schulleitung nehmen wir uns die Zeit, unseren Werdegang zu erzählen, Fragen zu beantworten und die Gäste in den Unterricht zu führen. Dabei platzen wir schon mal unangemeldet mit einer Gruppe Besuchern in den Unterricht von Kolleg*Innen. Schauen hierhin und dorthin. Stellen Fragen. Stören.
Aber – und da sind wir wieder bei dem, was bei uns wirklich gut läuft: Schüler und Lehrer sind das gewöhnt. Es herrscht eine Atmosphäre der offenen Türen. Kollegiale Hospitationen sind im Schulprogramm fest verankert – da machen ein paar Gäste aus dem Ruhrpott auch keinen Unterschied. Das ist verrückt und ich liebe mein Kollegium dafür.

„Verdammte Scheiße, wo bin ich hier?“, entfuhr es einer hospitierenden Kollegin, als wir irgendwann zusammen im Konferenzraum saßen. Wir erörterten, wie sehr die Digitalisierung der Verwaltung uns an Zeit, Energie und Geld spart. Wir erzählten von unserem Star Trek-Erlebnis und wie selbstverständlich wir die ganze Welt in unsere Klassenzimmer einladen – und auch mal mit einer Schulklasse aus Malaysia quatschen. Davon, dass wir in der Verwaltung praktisch papierlos arbeiten.

Nächste Woche bekommen wir Besuch aus Lichtenstein (auf den ich mich schon seit Monaten freue!) und auch Kollegen aus Stockholm haben sich angekündigt bevor ich dann Ende März auf der Didacta in Stuttgart und der von Kurt Söser organisierten #o365 online Convention (unbedingt anmelden! Es kostet nichts und bietet eine Woche lange unfassbare Expertise vom heimischen Wohnzimmer aus!) selbst umherreise.

Das ist, um den Bogen zu schließen, wie ein Traum. Das ich mit all diesen Menschen an meiner Schule jeden Tag arbeiten darf, empfinde ich als großes Geschenk. Wann immer im #Twitterlehrerzimmer oder auf Facebook Kolleg*innen (halb im Scherz) dazu aufrufen, doch eine eigene Traumschule zu gründen, denke ich: Ich habe sie schon gefunden!

Projekt: Oberstufe

Insbesondere aus der Perspektive der Schulleitung befinden wir uns aber in einem ständigen Prozess der Selbstevaluation: Was läuft gut? Was muss verändert werden? An welchen Stellen muss nachgesteuert werden? Wie können wir neuen Kolleginnen und Kollegen den Einstieg in unser Arbeiten erleichtern? (Eine von vielen Antworten ist das rege genutzte Kurskiosk!) Wir hören viel zu. Nicht nur uns selbst, sondern auch den Kolleginnen und Kollegen, dem Hausmeister und dem Sekretariat.

An verschiedenen Stellen betrachten wir unsere Schule nicht als Behörde, bei der Vorgänge Schritt-für-Schritt abgearbeitet werden müssen, sondern als Unternehmen: Was geht effektiver? Schneller? Wo haben Kolleg*innen Lust auf Projekte? Wie können wir die Identität mit der eigenen Schule erhöhen? Wie es schaffen, dass jeder Lehrer sich wohlfühlt? (Da kommen noch soooo coole Dinge in nächster Zeit! Aber davon später mehr.)

Im Augenblick haben wir nur die Jahrgänge 5-8. Das bedeutet, in zweieinhalb Jahren startet unsere Oberstufe. Zeit genug, sich im Vorfeld umzuhören: Nach aufregenden Oberstufen. Nach alternativen, projektorientierten Wegen. Nach Schulen, die großartige Wege gehen. Ich suche Schulen, die ich hospitiere und bei denen ich sitzen und staunend sagen will: „Verdammte Scheiße, wo bin ich hier?“
Den eines scheint mir ganz klar: Diese meine Schule hat große Lust, Dinge anders zu gestalten. Besser. Effektiver. Menschlicher. Individueller. Näher am Kind. Weniger Papierkram, mehr menschenkram.

Via Twitter wurden mir einige Oberstufen schon genannt. Über Hinweise und Tipps mitlesender Eltern, Lehrer und Schüler in den Kommentaren freue ich mich sehr! Ich verspreche auch, euch mit diesem Blog in dieses Projekt detailliert mitzunehmen.

2 Gedanken zu „„Verdammte Scheiße, wo bin ich hier?““

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