Nachdem zu Beginn des Jahres (Artikel) in meinem Projektunterricht Themen gesucht wurden, durfte ich in der vergangenen Woche die ersten Forschungsergebnisse begutachten.
Noch bevor die erste Gruppe präsentieren durfte, haben wir gemeinsam Kriterien für einen guten Vortrag gesammelt. In der 9. Klasse erwarte ich auch mehr, als ein „Toll, du hast deutlich geredet“. Die Schülerinnen und Schüler gehen auf Bewerbungsgespräche zu und solche Vorträge sind gute Übungen.
Ein wesentlicher Aspekt ist, dass wir wegkommen von einer Ergebnisbeschreibung hin zu einer Prozessbeschreibung. Ich möchte nicht (nur) wissen, was denn am Ende herausgekommen ist, sondern vor allem, wie man vorgegangen ist, welche Fehlschläge es gab und welchen Aufwand man betreiben musste.
Wie schnell bewegt sich ein Gecko bei der Jagd?
Eine meiner Schülerinnen hat ein Gecko zu Hause und die Gruppe ging der Frage nach, wie schnell sich das Tier bei der Jagd bewegen kann.
Die Antwort darauf lässt sich schnell im Internet finden – mir war der Weg dahin wichtig. Und tatsächlich haben die Schüler*innen viele Tage gebraucht, bis sie brauchbares Filmmaterial zu Verfügung hatten und uns präsentieren konnten.
In den Filmausschnitt hatten sie Abstände und Zeiten hineingekritzelt, was der Sequenz eine ganz eigene fantastische Ästhetik verlieh. Dann einige Zehntelsekunden nach vorne gespult: Gecko plötzlich weg. Wieder gekritzelte Notizen, Abstände, Zeiten. Hat mich auch deshalb beeindruckt, weil ich selbst noch nie in die Verlegenheit gekommen bin, ein Video mit handschriftlichen Skizzen zu erweitern und aus dem Stehgreif auch nicht wüsste, wie man das macht.
Dann die Berechnung die (kurze Kontrollrecherche meinerseits) ein vorzeigbares Ergebnis lieferte. Den Abschluss machte eine Runde Kahoot, in der die Gruppe alle möglichen Dinge abfragte, die sie in ihrem Vortrag eingebracht hatte. Wirklich, wirklich gut.
Wird ein Fisch schneller, wenn seine Schwanzflosse doppelt so groß ist?
Auch auf der zweite Thema hatte ich mich sehr gefreut: Welchen Einfluss hat die Größe einer Schwanzflosse auf die Schwimmgeschwindigkeit eines Fisches.
Die Gruppe hatte sich ein Aquarium besorgt und es mit einer hübschen Rennstrecke dekoriert. Außerdem im Internet zwei Roboterfische bestellt und den einen mit einer neuen Schwanzflosse versehen. Auch hier deutlich mehr Aufwand als die üblichen PowerPoint-Referate. Das Rennen selbst hatten sie von oben gefilmt und präsentierten die Ergebnisse inklusive eines Exkurses über die Anatomie von Fischen.
Ergebnis: Der Fisch mit der großen Schwanzflosse war um ein vielfaches langsamer.
Diskussion mit der Klasse, wie das sein könne: Wenn menschliche Schwimmer mit Flossen schwämmen, wären die doch auch schneller?! Am Ende landen wir bei der Kraft (und was ein wunderbarer Übergang zu unserem aktuellen Thema!): Der Roboterfisch bewegt sich stets mit der gleichen Kraft, während ein Mensch deutlich mehr Energie in die Beine steckt, wenn er Flossen an den Füßen hat.
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