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Politik

Inklusion und Inklusionskinder

“Darf Henri aufs Gymnasium?” titelt der SPIEGEL an dieser Stelle.
Die Eltern eines Jungen mit Down-Syndrom möchten ihren Jungen am Gymnasium anmelden, damit er in seinem gewohnten, sozialen Umfeld (=Freundeskreis) bleibt. Sie wissen, dass Henri nicht zielgleich unterrichtet werden kann, aber er “könnte die Klasse bereichern”. Eine Petition wurde von 20.000 Menschen unterzeichnet.
Das Gymnasium sperrt sich dagegen. Lehrer (und andere Eltern) fürchten, dass ein geistig behindertes Kind den Unterricht aufhält und in dem “intellektuellen Hochleistungsbetrieb” untergeht. Die betreffende Schule hat bisher eine Menge körperbehinderter Kinder zum Abitur gebracht, diese wurden allerdings allesamt zielgleich unterrichtet.

Zum Glück darf ich in einem meinem Blog schreiben, was ich will und muss mich vor niemandem rechtfertigen.

Punkt 1: Ich bin für die Inklusion.
Das Aussondern von behinderten Kindern, von Ausländerkindern, von Kindern mit emotionalem Förderbedarf oder sonstigen “Abweichungen” kann ich mit meinem (christlichen) Menschenbild nicht vereinbaren. Aber…

Punkt 2: Die Umsetzung der Inklusion ist deutlich schwieriger, als man sich das auf dem Papier so vorstellt und nicht jedes Kind ist an einer “normalen1” Schule am richtigen Ort.

Wandern und schauspielern (mit Glasknochen)

 

IMG-20130910-WA0000Noch zwei Tage, dann ist diese Kokolores-Woche rum.
Gestern sind wir den „Grubenweg“ entlang gewandert. Vor einigen Jahren hat ein Kollege mit dem Kurs “Gemeinnützig Handeln” an unserer Schule einen 8 Kilometer langen Pfad durch den Wald entlang vieler Bergbaugruben erschlossen und mit Infotafeln versehen. Herausfordernd war der Weg für meine Rollstuhlkinder und dieser Ausflug ist ein gutes Beispiel für die Schwierigkeiten, die das Thema Inklusion mit sich bringt:

Grundsätzlich ist der Pfad in Rollstühlen unpassierbar. Punkt.

Als Lehrer stehe ich nun vor einem Problem: Der Bergbau gehört zur Tradition der Stadt Siegen und als solches ist so ein Ausflug im Sinne der Heimatkunde berechtigt. Wenn ich jetzt (überspitzt) sage: “Tut mir leid, können wir nicht machen und werden wir nie machen können, weil wegen den beiden!” – dann sind die anderen Schüler genervt und mit zunehmender Dauer werden Inklusionskinder zum Zentrum für Ärgernisse. “Nie können wir die lustigen Dinge machen!” Das wird in Zukunft mehr und mehr Kollegen betreffen. Und von den Schülern wird sich der Frust auf die Eltern übertragen – Inklusion ja bitte gerne, aber nicht neben meinem Wilhelm Maximilian!

Es ist für uns Lehrer sehr schwer die Balance zu finden, zwischen Projekten die alle machen wollen und Projekten, die alle machen können. Ich bewahre mir dabei eine gewisse Naivität, gepaart mit einem Schuss Sturheit:

Wir haben den Ausflug einfach gemacht. Mit Rollstühlen.

Die 10 Gebote (…meines Unterrichts!)

Frl. Rot wies auf ein überaus amüsantes Youtube-Video hin, indem sich Juri über zehn Dinge äußerte, die er an der Schule hasste. Sehr komisch – und viel Wahrheit darin. Überhaupt ist Schule geprägt von Regeln und Gesetzmäßigkeiten. Zuallererst allerdings von uns Lehrern in Richtung Schüler.

Den ganzen Tag predige ich meinen Schülern Ge- und Verbote. (Jeder Lehrer bekommt eine Sammlung bei der Anstellung überreicht – zusammen mit einem karierten Jackett mit Flicken auf den Ärmeln, einer großen Busfahrer-Tasche und einem roten Notenbüchlein):

10 Gebote

(eine Verschriftlichung für für die Google-Reisenden und RSS-Leser am Ende des Artikels.)

Leider hört das an dieser Stelle nicht auf. Insbesondere wir Lehrer haben eine endlose Zahl von Regeln und Gesetzen zu befolgen, die sich zum Teil auch noch widersprechen. Herr Rau äußerte sich an dieser und jener Stelle darüber. Es gibt einen Leitfaden für Staatsbedienstete, in denen uns verboten wird, Facebook, Twitter und Google effektiv zu nutzen. Obwohl die Gründe nachzuvollziehen sind, entsteht der Eindruck, dass die Schule mal wieder nichts mit dem echten Leben zu tun hat. Zwei angehende Lehrerinnen schrieben just darüber, dass sie im Studium aufgefordert wurden, sich über das Handy im Schuleinsatz Gedanken zu machen. Ergebnis: Eher mau. Kollegen bilden Whatsapp-Gruppen mit ihren Klassen, erhalten Krankmeldungen über Facebook etc.etc. Der Unterschied zwischen Gesetz und Realität wird vielleicht anhand eines Schaubildes deutlich:

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Dies alles wiegt umso schwerer, wenn man sich Herr Larbigs aktuellen Blogartikel (und insbesondere das Ende) zu Gemüte führt: Wie kann digitale Integration von Lehr- und Lernmedien fortgeführt und erleichtert werden.

Und vor allem: Wie, wenn man nur Moodle benutzen darf? Da könnte man als Lehrer glatt selbst ein Video drehen: “10 Dinge, die ich an der Schulpolitik hasse”.