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Wie schreibt man einen Roman? (1/11)

Im letzten Sommer habe ich begonnen, eine kindische, geradezu lächerliche Idee umzusetzen, die mir seit bald dreißig Jahren im Kopf umherschwirrt: Eine Geschichte zu erzählen.

In der sechsten Klasse wurde ich engagierter Redakteur unserer Schülerzeitung und habe unter anderem leidenschaftliche Artikel über das Schicksal der vielen toten Flipper-Delfine geschrieben. Das klingt kindlich naiv, weil wir uns an eine Welt ohne Google, ohne Wikipedia und TikTok nicht mehr erinnern – aber damals war das noch echte Recherchearbeit.
Während meiner Zeit als passionierter Rollenspieler habe ich jahrelang Geschichten ersponnen und zu Papier gebracht – deren Erinnerung mitsamt der 3,5″-Disketten, auf denen sie gespeichert waren, mittlerweile verloren sind.
Und in der Oberstufe habe ich im Literaturkurs 15 Punkte erreicht und mit den Deutsch- und Theaterlehrkräften der Schule am Wochenende Workshops zum „kreativen Schreiben“ besucht und mitgestaltet.
Seit 2009 besteht dieses Blog mit bald 2000 Artikeln.

Kurz: Das Schreiben ist meine Passion. Mein Ausgleich. Mein Fitnessstudio. Mein Weg, Erlebnisse und Erinnerungen zu verarbeiten. Jedoch: Immer auf einer eher sachlichen, distanzierten Art und Weise.
Damit meine ich, dass Blogartikel über Schulentwicklung oder den Bau meines Hühnerhauses am Ende eigentlich nur Berichte sind. Sicherlich subjektiv gefärbt – aber am Ende doch nicht-fiktionale Berichte. Und selbiges trifft auf meine Sachbücher zu. Man kann über meine Passion die Augen verdrehen – aber persönliche Kritik lässt sich anhand eines Buches wie „Elektrotechnik“ kaum anbringen.

Eine fiktionale Geschichte dagegen, ein Roman, der ist weitaus persönlicher. Er ist geprägt von eigenen Erlebnissen, der eigenen Sprache und Intention. Man macht sich verletzlich, denn nun kann Kritik leicht persönlich werden: „Klingonische Fanfiction? Wirklich?! Ich meine… wirklich?!“
Es hat seinen Grund, dass viele unbekannte Autoren ihre Werke nur unter Pseudonym veröffentlichen.

Viele Jahre war die Vorstellung, einen Roman zu schreiben für mich ebenso real wie der eines Lottogewinns. Lächerlich. Kindisch. Hach ja, schön wäre es – aber komm mal zurück auf den Boden der Tatsachen.

„In einem Jahr wirst du dir wünschen, du hättest heute angefangen“ hat mir dann ein Freund gesagt, dem ich von dieser lächerlichen, kindischen Idee erzählt habe. Und noch etwas: „Am Ende unseres Lebens bereuen viele Menschen die Dinge, die sie nicht getan haben.“ Diese Gedanken treiben mich an. Meine letzte Beerdigung ist gerade drei Monate her.

RomanIm Laufe der letzten Monate habe ich nicht nur viel darüber gelernt wie „man“ ein Buch schreibt – ich habe vor allem gelernt, wie „ich“ ein Buch schreibe. Und dieser Prozess war anstrengender, aufregender, aber auch intensiver und schmerzhafter, als ich mir das im Vorfeld vorgestellt habe. Und weil Schreiben meine Passion ist, will ich hier ein wenig davon berichten. Nicht, wie „man“ ein Buch schreibt, sondern wie „ich“ das geschafft habe. Von der ersten Prämisse einer Geschichte über die Anstellung von Freelancern und der eigenen „Clients Disease“ bis hin zu Verhandlungen mit Verlagen und der Entscheidung, ob ich einen Roman unter meinem Namen veröffentlicht sehen will.

All diese Punkte sind rückblickend so spannend gewesen, dass ich darüber schreiben will. Denn Schreiben ist meine Passion.


Alle Teile der Reihe:

  1. Wie schreibt man einen Roman?
  2. Prämisse und Buchrücken ausarbeiten
  3. Vom Buchrücken zur Absatzgeschichte
  4. Interview mit einem Geist
  5. Einer Schneeflocke folgen
  6. Einen Roman schreiben
  7. Testleser*innen suchen und finden
  8. Self-Publishing oder Verlag? Was verdient man mit einem Buch?
  9. Als Autor auftreten oder unter Pseudonym schreiben?
  10. Apfelkuchen im Spätsommer
  11. Rückblick

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