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Spezielles

Alltagsrassismus

Es klingelt.
Ein Vertreter für Markisen steht vor mir und strahlt mich freundlich an. Ob das Haus mir gehöre (nein) und ob die Vermieter womöglich Interesse an einer Markise haben könnten (ebenfalls nein). Wir plaudern ein bisschen über das Verhältnis Mieter-Vermieter und auch darüber, wie besorgniserregend wir es finden, dass die Immobilienfirma Deutsche Annington an die Börse will, was letztlich vor allem Profitmaximierung auf Kosten der Mieter bedeuten könnte.

Der Gespräch wird depressiver. German Angst kommt mir in den Sinn. Aber es wird noch schlimmer.

Klingonisch im Abitur.

1524916_500757073363123_1322066422_nGelangweilt nehme ich meine Pausenaufsicht wahr, als drei Schüler entschlossenen Schrittes auf mich zukommen. Ein schelmisches Grinsen liegt auf ihren Gesichtern, als sie vor mir stehen.

“nuqneH, Herr Klinge”, grüßen sie mich fröhlich und ich ahne, dass dies ein ganz besonderes Gespräch wird. Ich werde nicht oft auf klingonisch gegrüßt.

“laH tlhIngan lo‘ jIH je cha’DIch Hol, qaStaHvIS DuSaQ?” radebrecht einer von ihnen. Ich brauche einige Augenblicke und muss tief in meinem Gedächtnis kramen, Komposita zusammenfügen und einige Vokabeln erahnen. Ich ahne, dass sie nicht nur eine Frage stellen, sondern mich auch direkt prüfen wollen.

“Um ehrlich zu sein”, antworte ich, “habe ich noch nie darüber nachgedacht, ob man klingonisch als zweite Fremdsprache anerkennen lassen kann.”

Einen Moment herrscht Stille.

“Aber”, füge ich hinzu, “keine Frage ist so dämlich, dass ich ihr nicht nachgehen würde!”